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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird
Autoren: April Henry
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wollte, hat mir auch gesagt, er wäre Polizist.« Sie streckte ihre linke Hand zu dem Loch in der Scheibe - die rechte Hand aber ließ sie am Lenkrad liegen.
    Sie hörte, wie er herumfummelte und ihr dann seine Dienstmarke in die Hand drückte. Cheyenne fuhr mit dem Daumen über die erhöhten Buchstaben. Mit zitternden Fingern stellte sie den Motor aus.
    »Warum haben Sie so lange gebraucht?«, flüsterte sie.

Nur ein Freund?
    Zwei Wochen später, als Cheyenne sich gerade heißes Wasser über ihre Trinkschokolade gegossen hatte, klingelte das Telefon. Sie ging ran.
    »Hallo?«
    Am anderen Ende der Leitung war es ruhig. »Cheyenne«, sagte eine Stimme schließlich zögernd.
    Plötzlich war Cheyenne hellwach, obwohl sie in der Nacht nur vier Stunden geschlafen hatte. Mit dem Schlafen hatte sie noch immer Schwierigkeiten.
    »Wer ist es denn, Cheyenne?«, rief Danielle aus dem Wohnzimmer, wo sie zusammen mit Cheyennes Dad ein Footballspiel ansah.
    »Wart mal kurz«, sagte Cheyenne in den Hörer und rief dann: »Das ist nur ein Freund.«
    Sie ließ den Kakao auf der Anrichte stehen, ging den Flur hinunter zu ihrem Zimmer und schloss die Tür.
    »Was willst du?«, fragte sie, die Stirn gegen das kühle Holz der Tür gelehnt.
    »Ich ruf an, weil ich dir ein frohes neues Jahr wünschen wollte«, sagte Griffin ganz sanft.
    »Woher hast du meine Nummer?« Cheyenne merkte, dass sie zitterte. Phantom spürte ihre Anspannung, stand von seinem Hundekorb auf und rieb sich gegen ihren Oberschenkel. Cheyenne stützte sich an seinem Nacken ab.
    »Du hast sie meinem Vater gegeben, schon vergessen? Zwei Mal.«
    »Hast du vielleicht mal dran gedacht, dass ich das Ganze vergessen will?«
    »Tut mir leid.« Griffins Stimme klang auf einmal jünger und unsicherer. »Ich werd dich in Ruhe lassen.«
    Sie hatte nicht vorgehabt, das zu sagen, aber die Worte platzten aus ihr heraus. »Nein - warte!« Cheyenne atmete einmal tief durch. »Rufst du von Chicago aus an?«
    »Also hast du davon gehört? Ja, sie haben mich zu der Schwester meiner Mutter und ihrer Familie gesteckt. Sie haben gesagt, dass ich Tante Debby schon mal getroffen habe, als ich drei war, aber ich erinnere mich nicht. Sie konnten Roy nicht besonders gut leiden, also nehme ich mal an, dass meine Mutter danach lieber weggeblieben ist.«
    Für Roy empfand Cheyenne nur Verachtung. »Ich schätze, da hatten sie recht.«
    »Ja.« Griffin seufzte. »Ich hab die ganzen Jahre lang gedacht, dass Mom sauer auf mich ist. Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie tot ist.«
    Cheyenne hatte von den Todesfällen gehört. Griffins Mutter war vor sieben Jahren gestorben und Jimbo an dem Tag ihrer Flucht im Wald.
    »Konntest du mit deinem Vater sprechen?«
    Sie ertrug es nicht, an Roy zu denken. Es funktionierte nur, wenn sie an ihn als Griffins Dad dachte. Sie hatte seine Unterschenkel mit den Hinterreifen überfahren und beide gebrochen. Sie hatte ihm in die Seite geschossen, aber die Kugel hatte ihn nur gestreift und nichts Lebenswichtiges verletzt. Ihr Vater hatte erzählt, dass Roy wegen Entführung, Körperverletzung und Totschlag angeklagt wird. Die Untersuchung zu TJs geistiger Verfassung stand zwar noch aus, aber er sah einem Dutzend Anklagepunkten entgegen, unter anderem Mord. Griffin war bereit, mit den Behörden zusammenzuarbeiten.
    »Nein«, sagte Griffin. »Ich darf nicht mit ihm reden. Eigentlich wissen sie nicht mal, dass ich dich gerade anrufe. Die würden ganz sicher ausflippen, wenn sie wüssten, dass wir miteinander sprechen.«
    »Ja, meine Familie auch«, sagte Cheyenne leise.
    »Ich ruf von einer Telefonzelle aus an, falls deine Stiefmutter oder dein Vater abgenommen hätten. Damit man nicht die Nummer meiner Tante auf dem Display erkennt.«
    Cheyenne hatte versucht, es ihnen zu erklären. Aber klar, Danielle und Nick sahen in Griffin lieber den Bösewicht, der ihre Tochter entführt hatte. Sie sprachen nicht besonders gern darüber, dass sie sich alle Mühe gegeben hatte, Griffin umzubringen, oder dass er sie im Wald gerettet hatte.
    »Rat mal, wer gerade im Garten ist?«
    Es war still, dann sagte Griffin langsam: »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Doch. Duke. Ich habe meine Eltern angefleht, und sie haben einen Hundetrainer engagiert, der ihn erst mal in den Wäldern finden musste und jetzt hier mit ihm arbeitet. Eine Frau. Männer mag er noch immer nicht so besonders.«
    Griffin lachte kurz. »Kaum zu glauben, dass Duke überhaupt jemanden mag.«
    Pause. »Und wie ist es
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