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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird
Autoren: April Henry
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waren wahrscheinlich mit alten Blättern, Tannennadeln und abgebrochenen Zweigen übersät. Aber das machte es ja nur glaubhafter. Wenn jemand so aussah wie sie, musste er die ganze Nacht blind durch den Wald gerannt sein.
    »Mensch«, sagte er halb zu sich. Seine Stimme hörte sich angeknackst an, als hätte er gerade eine Erkältung hinter sich. »Ich suche hier draußen nach Leuten, die wildern, und
    stattdessen finde ich das Mädchen, nach dem in drei Bundesstaaten gesucht wird.« Sie hörte, dass er die Füße bewegte. Wahrscheinlich schaute er sich um, dachte sie. »Wo sind diese Typen? Sind sie dir gefolgt?«
    »Nein, nein. Ich hatte solche Angst.« Jetzt wo sie ihre Ängste loslassen konnte, seufzte sie leicht. »Ich hatte so Angst, dass Sie einer von denen sind. Ich dachte, jetzt haben sie mich gefunden.«
    Er lachte zweistimmig. »Keine Sorge. Jetzt bist du ja bei mir. Du bist in Sicherheit. Ich gebe die frohe Botschaft besser mal weiter.« Sie hörte, wie er ein paar Tasten drückte. »Ratet mal, wen ich hier habe? Cheyenne Wilder! Und sie scheint in guter Verfassung zu sein. Over.«
    Sie hörte eine dünne Stimme, verstand aber nicht, was sie sagte.
    »Verstanden«, sagte der Polizist. »Ihr könnt die Suche abbrechen.«
    »Lassen Sie mich mit meinem Vater reden«, bettelte sie und hielt ihm die leere Hand entgegen. »Bitte.«
    »Oh, er ist nicht auf dem Revier, Cheyenne.« Dann sprach der Polizist mit der Stimme am anderen Ende der Leitung. »Können Sie Kontakt mit Mr Wilder aufnehmen und ihm sagen, dass er mich zurückrufen soll? Hier gibt es jemanden, der sehr gern mit ihm sprechen würde. Ende.« Seine Stimme änderte sich und sie wusste, dass er wieder mit ihr sprach. »Mein Auto steht eine halbe Meile weit von hier an der Straße. Glaubst du, du schaffst es bis dahin, wenn ich dich führe?«
    »Ich habe es durch den Wald geschafft. Eine Straße ist nicht schlimm.« Sie würde den Polizisten unter keinen Umständen weiter als zwei Meter von sich weglassen. Sie ertrug den Gedanken nicht, dass sie wieder allein sein könnte, nicht mal für eine Sekunde. Was, wenn einer der Männer hinter ihr aus dem Wald auftauchte, während sie wartete?
    Der Polizist nahm ihren Ellbogen und lief los. Sie waren gerade mal hundert Schritte gegangen, als ihre Füße über Schotter knirschten, und dann, ein paar Schritte später, standen sie auf glattem Asphalt. Sie hatten die Straße erreicht. Also hatte sie es sich nicht eingebildet, als sie dachte, dass sie ein Auto gehört hatte. Auch wenn der Polizist nicht vorbeigekommen wäre, hätte sie noch immer jemanden anhalten können. Wenigstens musste sie sich jetzt keine Gedanken mehr machen, dass sie dabei aus Versehen überfahren wurde.
    »Du hast gesagt, dass du den Männern entkommen konntest, die dich entführt haben. Wie das? Hat dir jemand geholfen?«
    Cheyenne blieb wie angewurzelt stehen und der Mann lief in sie hinein. »Oh Gott! Das hätte ich ihnen gleich sagen sollen. Sie müssen einen Suchtrupp losschicken. Dieser Griffin ist irgendwo da draußen im Wald. Er ist verletzt. Er hat mir gesagt, dass ich ohne ihn weitergehen soll und dass er die Typen von mir wegführen will.« Sie drehte sich um und legte ihre freie Hand auf den Arm des Polizisten. »Er braucht sofort medizinische Hilfe.« Dass er bereits tot sein könnte, daran wollte sie nicht denken. Trotzdem stellte sie sich vor, wie er hingestreckt auf seinem Rücken auf dem gefrorenen Boden lag, seine Haut war weiß wie Wachs und seine aufgerissenen Augen starrten in den grauen Himmel. Sie sah ihn so deutlich vor sich wie die Erinnerung daran, als sie in seinem Zimmer miteinander geredet hatten.
    Er lebt, schalt sie sich. Er lebt, und du fängst jetzt besser mal an und schaffst ein paar Grundlagen. Wenn es für einen Frei spruch nicht reicht, dann wenigstens für eine Bewährungs strafe.
    »Griffin ist bloß der Teenager, der in dem Haus wohnt, wo ich gefangen war. Es war sein Vater, der das Lösegeld gefordert hat. Und dann waren da noch zwei andere Männer. Griffin hat mich vor ihnen beschützt.« Cheyenne fühlte, wie ihre Wangen heiß wurden. Glaubte er, dass sie vergewaltigt worden war? »Er hat mich beschützt. Die Männer wollten mich nicht freilassen, weil ich sie vielleicht identifizieren könnte. Griffin hat herausgefunden, was sie vorhatten, und mir bei der Flucht geholfen.« Cheyenne würde nicht erzählen, wer sie entführt hatte, und hoffte, dass es Griffin half. »Bitte, bitte, Sie müssen
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