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0109 - Das Alptraum-Mädchen

0109 - Das Alptraum-Mädchen

Titel: 0109 - Das Alptraum-Mädchen
Autoren: Franc Helgath
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Carina Fleetwood steuerte ihren giftgrünen Chevrolet Impala über die Throgs Neck Bridge aus der Bronx zum Long Island Sound hinaus. Der Rückspiegel war so eingestellt, daß sie sich selbst betrachten konnte.
    Deshalb entging ihr auch, daß ihr schon seit ihrem Apartmentblock am Pelham Bay Park ein unauffälliger, nachtblauer Dodge mit abgeblendeten Scheinwerfern folgte.
    Doch Carina Fleetwood dachte an alles mögliche, nur nicht an etwaige Verfolger. Obwohl sie ihren Bossen gegenüber ein schlechtes Gewissen hätte haben sollen. Extratouren zogen drakonische Strafen nach sich.
    Beim Nothern Boulevard bog sie nach links ab und fuhr hinaus nach Manhasset, diesem stinkvornehmen Villenviertel, das fast ausschließlich von ausländischen Diplomaten mit Beschlag belegt worden war. Sie hatten dort ihre eigene Enklave.
    Carina Fleetwood war das piepegal. Hauptsache, der Preis, den ihr Freier zahlte, war in Ordnung. Und was fast genauso wichtig war: diesmal brauchte sie nicht mit der Organisation zu teilen. Sie war auf eigene Rechnung unterwegs.
    Nach der Abzweigung zur Washington Port Road machte sie auf einem Parkplatz kurz halt, schaltete die Innenbeleuchtung des Wagens ein und warf einen Blick auf die Karte. Die Straßen ähnelten sich hier alle wie ein Ei dem anderen. Dann hatte sie die Adresse gefunden.
    Weitere fünf Minuten später hielt sie vor einem weitläufigen Grundstück an. Die Einfahrt war beleuchtet. Das Tor zu den Garagen stand weit offen. Trotz der geschlossenen Wagenfenster hörte sie dumpfe Trommeln wirbeln.
    »Ein Afrikaner«, murmelte sie und seufzte gottergeben. Die Schwarzen von »drüben« stellten manchmal die verrücktesten Ansprüche. Aber letzten Endes war es ja ihr Job, auch die ausgefallensten Wünsche zu erfüllen. Carina Fleetwood hatte ein sorgenfreies Leben schon von jeher über irgendwelche moralischen Grundsätze gestellt.
    Fast geräuschlos rollte der luxuriöse Wagen aus. Die Innenbeleuchtung brannte immer noch, und das Callgirl warf noch einen letzten prüfenden Blick in den Rückspiegel.
    Sie konnte mit ihrem Aussehen zufrieden sein. Wenn man den leicht verlebten Zug um ihre Mundwinkel mit Teintpaste geschickt übertünchte, konnte sie noch gut als Fünfundzwanzigjährige durchgehen. Nur diesen hungrigen Blick in ihren Augen wurde sie wohl nie mehr los.
    Aber der fiel Carina Fleetwood gar nicht auf.
    Als sie den Wagenschlag öffnete, wurde das Trommeln lauter. Ein gepflasterter Weg führte hinüber zum Eingang eines Bungalows in Winkelbauweise. Die Jalousien waren samt und sonders heruntergelassen. Kein Lichtschimmer drang heraus.
    Sie hatte die Tür noch nicht erreicht, als auch schon aufgeschlossen wurde.
    Wie ich schon dachte, schoß es ihr durch den Kopf. Ein Schwarzer!
    Sie mochte die Farbigen nicht, aber sie lächelte gewinnend. Freundlichkeit und Entgegenkommen wurden in ihrem Job honoriert.
    »Ich bin Carina«, sagte sie und streckte ihre beringte Hand aus.
    Maruc Nbowana ergriff sie und stellte sich ebenfalls vor.
    »Doch Sie können mich Maruc nennen«, meinte er abschließend. »Sie haben mich warten lassen.«
    Carina Fleetwood strahlte.
    »Ich wollte besonders schön für dich sein, Maruc. Kann ich Irgendwo ablegen?«
    Sie trug einen leichten Sommermantel.
    »Selbstverständlich, Carina«, beeilte sich der Diplomat zu sagen und half ihr galant aus dem Kleidungsstück. »Ich habe eine Kleinigkeit zu essen vorbereitet.«
    Carina Fleetwood hatte eigentlich vorgehabt, die ganze Sache so schnnell wie möglich hinter sich zu bringen, doch als sie das kalte Buffet sah, schwanden ihre Vorsätze dahin. Es war erlesen. Kaviar, Trüffel, Pasteten - alles breitete sich im Überfluß vor ihr aus. Und einen echten Pommery bekam sie hier in New York auch nicht alle Tage zu trinken.
    Da störte es sie auch nicht mehr, daß Maruc NboWana sie in einem seidenen Morgenmantel empfangen hatte, unter dem er in Brusthöhe offensichtlich etwas Unförmiges verbarg. Da störte es Carina Fleetwood auch nicht mehr, daß die Füße ihres Freiers in Bastsandalen steckten und er Ringe mit winzigen Messingglöckchen um die Knöchel trug. Sie klirrten blechern bei jedem Schritt. Dazwischen ein paar gelbliche Splitter. Ein Arzt hätte sie auf den ersten Blick als menschliche Zähne identifiziert.
    Carina knabberte an einigen Kaviarbrötchen herum und stellte sehr bald fest, daß es sich beim üppigen Belag um besten persischen Beluga handelte.
    Wenn dieser schwarze fette Macker schon um die 200 Dollar
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