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Welche Marke steckt dahinter

Titel: Welche Marke steckt dahinter
Autoren: Martina Schneider
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Handelsmarken - keine Marken zweiter Klasse
    Es tut sich was im deutschen Lebensmittelhandel. Immer häufiger werden namhafte Markenartikel ausgelistet und von einer neuen Generation an No-Name-Produkten verdrängt - andere gängige Bezeichnungen für solche »Produkte ohne Namen« sind Handelsmarken, Eigenmarken des Handels oder, gemäß der handelsüblichen englischen Sprache: Private Labels. Jede Handelskette hat in den letzten Jahren mit Hochdruck an Qualitäts- und Premium-Eigenmarken gebastelt, die es mit der obersten Riege der etablierten Markenprodukte aufnehmen wollen. Der Preis ist dabei nicht mehr das alleinige Einkaufskriterium. Schnäppchenjagd war gestern, heute geht’s auf Qualitätssuche.
    Früher waren Handelsmarken in erster Linie eine Sache der Discounter, heute holen Supermärkte massiv auf. Der Trend zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Branche: Die Lebensmittel tragen keine bekannten Markennamen mehr, sondern heißen reihenweise Gut & Günstig, Ja!, K-Classic, Rewe oder TiP. Vor allem B- und C-Marken - also Herstellermarken aus der zweiten Liga - sind die Opfer des No-Name-Booms und müssen ihren Platz im Supermarktregal räumen. Als Alternative landen stattdessen Handelsmarken im Einkaufswagen der Verbraucher.

Der Handel übernimmt die Regie
    No-Name-Produkte sind im Besitz eines Handelshauses. Die Lebensmittel werden exklusiv für dieses Unternehmen hergestellt, der Händler kann selbst über die Qualität, Zusammensetzung, Verpackung und Preisgestaltung entscheiden. Der Lieferant ist letzten Endes nur austauschbarer Dienstleister.
    Auch wenn No-Name-Produkte in der Regel zwischen 20 und 30 Prozent günstiger sind als entsprechende Markenware, bedeutet das noch lange nicht,
dass sie sich in puncto Qualität hinter den bekannten Promis verstecken müssen. Hoher Preis = hohe Qualität, niedriger Preis = niedrige Qualität; diese Rechnung geht im Lebensmitteleinzelhandel schon lange nicht mehr auf.
    Zum einen sind No-Names häufig Kopien von bekannten Markenartikeln. Die Food-Branche steckt jährlich rund 1,5 Milliarden Euro in die Entwicklung und Werbung neuer Produkte und legt diese Kosten dann natürlich teilweise auf den Verkaufspreis um. Wenn sich ein neues Lebensmittel allerdings erst mal im Markt etabliert hat, schießen Private Labels hinterher, die mit deutlich schmalerem Budget auskommen. Zum anderen spielt bei der No-Name-Preisgestaltung natürlich auch die gigantische Marktmacht der Big Player (große Konzerne) im Lebensmittelhandel eine Rolle. Der Handel macht den Preis.
    Eine Handvoll Unternehmen wie Edeka, Metro, Rewe, Aldi und Lidl teilen sich heute 90 Prozent des Marktes - und die großen Gewinner dieses Konzentrationsprozesses sind die jeweiligen Eigenmarken der Konzerne. Da der Handel bei seinen Eigenmarken den Hersteller wechseln kann, ohne dass darunter die Markenidentität leidet, entsteht ein extrem hoher Druck auf die Lieferanten. Um im Geschäft zu bleiben, sind viele Produzenten zu massiven Preiszugeständnissen bereit, die der Handel bei seinen Eigenmarken direkt an die Verbraucher weitergibt.

Strenge Qualitätsvorgaben
    Wer No-Name-Produkte produziert, muss in Sachen Qualitätsmanagement »on top« sein. So bizarr es sich auch anhören mag: Handelsmarken unterliegen besonders strikten Qualitätsvorgaben. Sie werden zweifach geprüft: Einmal vom Hersteller selbst, da dieser ja ohnehin alle gesetzlichen Vorschriften bezüglich Qualität und Hygienestandards einhalten muss. Und zum andern von den Handelsketten, die noch mal ganz eigene Vorstellungen davon haben, wie ihr Produkt beschaffen sein soll. In der Regel drückt der Handel seinen Vertragspartnern ein dickes Pflichtenheft in die Hand, bevor sie mit der Produktion beginnen dürfen. Welche Kartoffelsorten kommen bei der Chipsherstellung zum
Einsatz? Aus welchem Herkunftsland stammen die Walnüsse für das Nussgebäck? Wie hoch soll der Fettgehalt bei der Mayonnaise im Fleischsalat sein? Derartige Spezifikationen kann der Handel vorschreiben. Zudem wird der Produzent in der Regel dazu verpflichtet, externe Labors mit der Überprüfung der Produkte zu beauftragen.
    Fast alle Lieferanten sind bereits nach »International Food Standard« zertifiziert, einem Qualitätssystem, das weit über das gesetzliche Maß hinausgeht. Damit wird die Meßlatte für Transparenz, Sicherheit und
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