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Blitz und der Feuerteufel

Blitz und der Feuerteufel

Titel: Blitz und der Feuerteufel
Autoren: Walter Farley
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Abendrennen

    Alec Ramsay saß in dem Zug, der vom Pennsylvania-Bahnhof in New York City etwas nach 19 Uhr abgefahren war und der die Roosevelt-Trabrennbahn in Westbury, Long Island, gegen 20 Uhr erreichen würde — genau eine halbe Stunde vor Beginn des ersten Abendrennens. Somit würde Alec Zeit genug bleiben, Feuerteufel, den zweiten Sohn seines berühmten schwarzen Hengstes Blitz, vorher noch in seiner Box aufzusuchen.
    Deutlich erinnerte sich Alec des denkwürdigen Tages, an dem sein Freund und Partner Flenry Dailey ihn gebeten hatte zu gestatten, daß Blitz die Traberstute eines guten alten Freundes von ihm deckte.
    Es war auf der Heimfahrt zu ihrer »Farm der Hoffnung« gewesen. Beide waren noch aufgewühlt von dem Erlebnis des furchtbaren Waldbrandes, dem Alec mit seinen beiden Hengsten mit knapper Not entronnen war 1 . Ihre Gedanken waren während der langen Fahrt mit dem Pferdetransporter, in dem Blitz mit seinem Maskottchen, dem alten Napoleon, reiste, nicht von den erregenden Geschehnissen losgekommen. Erst als sie ihre neue Heimat, die wunderschöne Farm, vor sich liegen sahen, hatte Henry aufatmend alles, was hinter ihnen lag, beiseite geschoben und sich den freudigeren Gedanken an eine schöne Zukunft hingegeben.
    »Sag einmal, Alec«, begann er, »würdest du mir wohl einen Gefallen tun?«
    »Aber selbstverständlich, Henry, das weißt du doch!«
    »Ich habe da einen Brief von einem alten Freund bekommen. Er heißt Jimmy Creech und hat über vierzig Jahre lang Pferde auf der Rennbahn laufen lassen. Er ist ein feiner Kerl, Alec.«
    »Ist er auch Trainer?«
    »Ja, das und noch mehr! Er ist Trabrennfahrer und hat einmal mit einem Pferd aus einem andern Stall das berühmte Hambletonian gewonnen. Er hat sich nicht wie ich damit zufriedengegeben, nur ein Trainer zu sein, sondern wollte immer am Rennen persönlich teilnehmen. Das tut er seit vierzig Jahren! Heute noch!« Henry lächelte. »Keins unserer ländlichen Sportfeste ohne Jimmy Creech im Sulky! Ein Teufel von einem Fahrer!«
    »Und was soll ich dabei tun, Henry?« fragte Alec neugierig.
    »In den letzten Jahren ist es Jimmy nicht sehr gut gegangen, er war häufig krank; infolgedessen hat er nicht mehr oft Rennen bestreiten können und hat wenig verdient. Trotzdem gibt er nicht auf. Seine beste Stute hat er durchgehalten, und nun schreibt er mir, daß er sein letztes Geld daran wenden will, sie von dem besten Hengst decken zu lassen, den er in diesem Winter auftreiben kann.« Henry wandte sich zu seinem jungen Freund und sah ihm in die Augen. »Da dachte ich, daß wir ihm den Gefallen tun und seine Stute von Blitz belegen lassen könnten. Ich möchte es gern, aber natürlich liegt die Entscheidung bei dir, Alec.«
    »Selbstverständlich bin ich einverstanden, wenn er ein erprobter alter Freund von dir ist, Henry! Schreibe ihm, er soll seine Stute schicken!« hatte Alec beigestimmt.
    Dieses Geschehen lag jetzt drei Jahre zurück, und endlich ergab sich einmal die Möglichkeit, Feuerteufel, das Ergebnis der Zusammenkunft von Blitz mit der kleinen Stute, kennenzulernen. Hatte der junge Hengst die Körperform, den edlen kleinen Kopf und das feurige Temperament seines Vaters mitbekommen, oder schlug er mehr nach seiner kleinen, sanften Mutter?
    Er wendete sich vom Abteilfenster ab. Der Zug verließ jetzt die Ausläufer der Vororte und gelangte mehr und mehr hinaus ins freie Land. Alec war froh, daß er nur ein leichtes Sporthemd trug, denn der Julitag war übermäßig heiß gewesen, und der nahende Abend versprach wenig Abkühlung.
    Der Zug war überfüllt; sogar in den Gängen standen Reisende, da die Sitze alle besetzt waren. Der neben ihm sitzende Fremde hatte sich völlig in einen langen Brief vertieft, doch plötzlich blickte er auf, sah Alec an und sagte: »Manchmal kommt es mir so vor, als ob ein Trainer mehr damit zu tun hat, den Eigentümer zu bearbeiten als dessen Pferd.«
    Alec warf einen Blick auf den Brief und las den Briefkopf, der lautete: »Fred Ringos Stall.« Er antwortete ruhig: »Das kommt sowohl auf den Trainer als auch auf den Besitzer an.«
    »Hören Sie sich beispielsweise diesen Punkt an«, fuhr der Fremde fort: »Massage-Lotion für die Beine, 2 Dollar 50 Cent. Meine Frau meint, mein Traber verbraucht mehr Schönheitsmittel als sie, und ich vermag ihr nicht einmal zu erklären, wofür das gut ist!«
    Alec lächelte. »Es wird benötigt zur Kräftigung der Beinmuskeln, bevor das Pferd auf die Bahn kommt.«
    Der Mann sah Alec
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