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Todesstatte

Titel: Todesstatte
Autoren: Booth Stephen
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vom Wald aus beobachtet, als ich hinuntergegangen bin, um mir die Grabstätte anzusehen. Die Hunde müssten ihn gewöhnt gewesen sein, nehme ich an. An mich haben sie sich auch ziemlich schnell gewöhnt.« Cooper kam plötzlich eine Idee. »Mich würde interessieren, ob er bei dieser Gelegenheit weiter unten den Bach überqueren wollte und sich dabei die Hände an dem Riesen-Bärenklau verletzt hat.«
    Fry steckte die Hände in die Taschen, setzte sich auf den Holzsockel neben dem Minenarbeiter und stützte den Ellbogen auf sein Knie. Von hier aus hatte man einen wunderschönen Ausblick auf das Tal, hinunter nach Ravenstor und auf das Miller’s-Dale-Tal im Süden. Vielleicht hätten sie sogar den Turm der Kirche von Tideswell im Norden sehen können, wenn nicht die Hügel im Weg gewesen wären. Fry schien nichts davon zur Kenntnis zu nehmen.
    Â»Wir haben den Besitzer des Gewehrs ausfindig gemacht«, sagte sie.
    Â»Oh? Das, mit dem Vernon Freddy Robertson erschossen hat?«
    Â»Er hat es von einem Mitglied der Bande bekommen, die in den Alder-Hall-Wäldern wildert. Vernon hatte die Wilderer gesehen und einen von ihnen erkannt. Als er den Mann bei einer Bestattung traf, machte er einige Anspielungen und wurde ein paar Mal zum Wildern eingeladen. Dann hat Vernon ihm gesagt, dass er ein Gewehr bräuchte, um auf seinem eigenen Grundstück Hasen zu schießen.«
    Â»Wirklich?«
    Â»Ja, wirklich. Und vielleicht interessiert es dich, dass wir eine Übereinstimmung mit der Kugel festgestellt haben, die der Tierarzt aus Mr. Jarvis’ Hund entfernt hat.«
    Â»Dann hast du also denjenigen identifiziert, der Graceless erschossen hat?«
    Â»Deshalb hält Mr. Jarvis ja auch so große Stücke auf dich, Ben.«
    Â»Aber ich war nicht …«
    Â»Das spielt doch keine Rolle.«
    Cooper sah Fry an. Lange Zeit hatte sie ihn als jemanden betrachtet, den es, so gut es ging, zu meiden galt. Er schien in ihren Augen ein Ärgernis gewesen zu sein, das in jeder Hinsicht ebenso schädlich war wie der Riesen-Bärenklau, der die Verbrennungen auf Vernons Armen verursacht hatte.
    Â»Gavin Murfin hat mich besucht«, sagte er. »Hast du ihm von dieser ›Todesuhr‹ erzählt?«
    Â»Ja, das ist eine Website. Man kann dort seine persönlichen Daten eingeben und bekommt dann vorhergesagt, wie lange man noch zu leben hat. Angeblich erfährt man seinen genauen Todeszeitpunkt. Warum?«
    Â»Tja, Gavin hat die Website gefunden und es ausprobiert.«
    Â»Ah. Und war das Ergebnis interessant?«
    Â»Ja«, erwiderte Cooper. »Er hat erfahren, dass er vor drei Monaten gestorben ist.«
    Â»Armer Gavin.«
    Cooper konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Eigentlich glaube ich, hat es ihm ganz gut getan. Er ist zu dem Schluss gekommen, dass er das Leben genauso gut genießen kann, nachdem seine Uhr abgelaufen ist.«
    Â»Dann ist er also wieder ganz der Alte.«
    Â»Freddy Robertson hatte schon recht«, sagte Cooper. »Am meisten Angst haben wir vor dem Unbekannten, vor dem, was wir nicht verstehen. Und der Tod ist eben mehr als alles andere auf der Welt eine große Unbekannte. Man kann sich nur dann mit ihm abfinden, wenn man ihn versteht. Wenn einem das gelingt, verliert der Tod seine Macht, einen so sehr einzuschüchtern.«
    Â»Ich hoffe, das ist so.«
    Â»Er hatte allerdings nicht mit allem recht. Vernon Slack hatte ihm zu viel zugehört.«
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Die Vorstellung, dass die Seele im Körper verbleibt, bis das Fleisch vollständig von den Knochen verschwunden ist – die ist völlig falsch. Es gibt einen Moment, wenn die Persönlichkeit stirbt, wenn der Mensch, den man geliebt hat, für immer von einem geht. Im Krankenhaus habe ich es genau gemerkt, als es so weit war. Es bestand kein Zweifel daran, nicht der geringste. Und dann hat nichts mehr eine Rolle gespielt. Ich meine, ich habe mir keine Sorgen mehr gemacht, wozu der Tod bei meiner Mutter führt, all das Zeug über Verwesung und dass der Körper sich selbst verdaut. Denn alles, was nach diesem Zeitpunkt geschah, ist nicht mehr mit ihr passiert. Da hat nur noch die Natur aufgeräumt.«
    Fry richtete sich auf. »Siehst du die Wolken da drüben?«, fragte sie.
    Cooper blickte verwundert über das Tal. Er hatte noch nie erlebt, dass sie das Wetter im Peak District zur Kenntnis nahm, es sei
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