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Todesstatte

Titel: Todesstatte
Autoren: Booth Stephen
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Na ja, du hast es ja selbst gelesen, Diane. Er drückt sich in seinem Tagebuch deutlich genug aus.«
    Â»Als er angerufen hat, wusste er also, dass er nahe dran war: ›Bald wird sich ein Mord ereignen.‹ Vielleicht hat er gar nicht von seinem eigenen Tod gesprochen.«
    Cooper lehnte sich zurück und fühlte sich plötzlich müde. »Vernon muss seinen Vater sehr gehasst haben. So wie es aussieht, hat sein Vater ihn als kleines Kind schwer misshandelt. Vernon hat den Schmerz sein ganzes Leben lang in den Knochen mit sich herumgetragen. Mir ist aufgefallen, dass er sich steif bewegt hat, aber ich dachte, dass er erst vor kurzem Prügel bekommen hätte. Aber dem war nicht so – er hatte sie vor langer Zeit bekommen. Eine ganze Reihe brutaler Züchtigungen in frühester Kindheit.«
    Â»Richard Slack war als Futter für die Würmer mehr wert als zu Lebzeiten.«
    Â»Ja, das könnte man so sagen.«
    Â»Und wenn er noch am Leben wäre, würde er bestimmt bei der Bestattung seines Sohnes auftauchen und Blumen schicken«, sagte Fry abwesend.
    Cooper starrte sie an.
    Â»Diane, alles in Ordnung mit dir?«, fragte er.
    Fry schien aus irgendeinem Traum aufzutauchen. »Ja. Also, ich verstehe jetzt, was Vernon damit gemeint hat, dass sich die Todesstätte im Herzen anderer Leute befindet«, sagte sie. »Aber es muss doch auch einen realen Ort gegeben haben, oder?«
    Â»Kommt da etwas anderes als sein eigenes Zuhause in Frage? Das Haus, in dem er aufgewachsen ist, das er mit seinen Eltern assoziiert hat, vor allem mit dem Mann, den er schon immer so sehr gehasst hatte. Dieses Haus war für Vernon immer eine Todesstätte.«
    Fry schwieg einen Augenblick lang. Als Cooper sie beobachtete, war ihm klar, dass sie wieder zu dem Thema zurückkehren würde, von dem sie schon die ganze Zeit besessen war, wenngleich er nicht wusste, weshalb.
    Â»Diese Botschaften, die er uns übermittelt hat«, sagte sie. »Der Galgen und der Felsen und all das. Denkst du, Vernon hat gehofft, wir würden die Hinweise rechtzeitig entschlüsseln und ihn aufhalten?«
    Â»Das werden wir nie erfahren, oder?«
    Â»Wenn ja, Ben, dann waren wir zu spät dran.«
    Darauf konnte Cooper nichts erwidern. »Zu spät« waren die traurigsten Worte überhaupt, und das war ihnen beiden bewusst.
    Â»War das vielleicht von Rod Stewart?«, fragte er.
    Â»Was?«
    Â»Diese Zeile aus einem Song. I’m not quite as dumb as I seem , ›Ich bin nicht ganz so dumm, wie es scheint.‹«
    Â»Ich kenne keine Songs von Rod Stewart«, sagte Fry.
    Â»Komm schon, das kann nicht sein.«
    Â»Tja, ich hoffe zumindest, dass ich keine kenne.« Fry schauderte plötzlich. »Dieser verdammte Freddy Robertson. Er hätte uns so viel Zeit sparen können. Warum hat er uns nicht gesagt, was er wusste?«
    Â»Diese Lucy Somerville, seine Tochter«, sagte Cooper. »Ich nehme an, sie ist ein Einzelkind?«
    Â»Ja, warum?«
    Â»Das heißt, Professor Robertson hatte nie einen eigenen Sohn.«
    Â»Oh, ich verstehe.«
    Â»Und Vernon hatte nie einen richtigen Vater.«
    Â»Also wurde Robertson zu seinem Ersatzvater?«
    Â»Meiner Meinung nach auf jeden Fall. Das steht alles in dem Tagebuch, Diane, wenn du dir Zeit nimmst, es zu lesen.«
    Fry warf einen Blick auf das Buch auf dem Tisch. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich es lesen will.«
    Â»Glaub mir, es steht alles drin. Robertsons großer Fehler war, zur falschen Zeit hier zur Greenshaw Lodge zu kommen. Er hat sich genau den Moment ausgesucht, als Vernons Vertrauen in ihn zerstört war. Vernon war von seinem Ersatzvater enttäuscht. Robertson wurde doch mit einem Gewehr getötet, nicht mit einer Schrotflinte, oder?«
    Â»Das hat der Arzt gesagt. Mit einer einzigen Kugel, in der Nähe des Herzens. Das hat genügt, um starken Blutverlust und tödliche innere Verletzungen zu verursachen.«
    Cooper überkamen plötzlich Schuldgefühle. Das war völlig irrational, und er konnte es unmöglich vor Fry zugeben. Doch als er in diesem traurigen Haus saß, förmlich umringt von Leichnamen, fühlte er sich schuldig, dass er nie herausgefunden hatte, wer Tom Jarvis’ Hund erschossen hatte. Jetzt würde die arme alte Graceless auf der Prioritätenliste so weit nach hinten gedrängt werden, dass ihr Tod für immer zur Karteileiche werden würde und ihr
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