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Todesstatte

Titel: Todesstatte
Autoren: Booth Stephen
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über Tierfallen gehört.«
    Cooper schüttelte den Kopf. »Der Trick besteht darin, sich ruhig zu halten und so die Verletzung zu minimieren. Tiere wissen das nicht und reißen sich deshalb manchmal selber das Bein ab.«
    Fry schnitt eine Grimasse. »Was meinst du mit Vernons Art zu sprechen?«
    Â»Als ich mich mit ihm unterhalten habe, hat er kein einziges Mal ›ich‹ oder ›mein‹ gesagt. Immer nur ›wir‹ oder irgendeine Passiv-Form, wie zum Beispiel: ›Es gibt etwas zu erledigen.‹ Die meisten Leute würden sagen: ›Ich muss etwas erledigen.‹< Aber wenn Vernon sprach, hat es so geklungen, als hätte nichts davon etwas mit ihm persönlich zu tun. Es hatte den Anschein, als wollte er sich von der ganzen Sache distanzieren.«
    Cooper warf Fry einen Blick zu, um zu sehen, ob sie ihm zuhörte. Sie betrachtete die Spuren der Schrotkugeln an der Wand, wo Abraham seinen ersten Schuss abgefeuert hatte. Die Patronenhülse war im Hausflur beim Fuß der Treppe gefunden worden.
    Â»Das entspricht genau dem, was Dr. Kane über einige der Formulierungen in den Anrufen gesagt hat«, stellte er fest. »Eine unbewusste Form der Leugnung, die auf unterschwellige Schuldgefühle hindeutet.«
    Â»Dann hat also Vernon die Anrufe getätigt?«, fragte Fry.
    Sie versuchte, so zu klingen, als handelte es sich um ein unbedeutendes Detail. Doch Cooper wusste, dass ihr die Anrufe äußerst wichtig waren.
    Â»Ja, Diane. Ich vermute, unter den Sachen, die aus dem Haus abtransportiert wurden, wird irgendwo ein Stimmenwandler auftauchen. Oder vielleicht in Vernons Auto.«
    Â»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    Â»Er war bei der Bestattung der Bezirksrätin in Wardlow. Die wurde von Hudson und Slack durchgeführt, und Vernon war einer der Fahrer.Wenn einer der Trauergäste nicht in den Gottesdienst gegangen wäre, hätte das vielleicht seltsam ausgesehen und wäre womöglich irgendjemandem aufgefallen. Aber die Fahrer warten vor der Kirche. Vernon hatte die perfekte Gelegenheit, um den Anruf zu tätigen.«
    Â»Und was ist mit dem Anruf aus dem Krematorium? Diese Bestattung ist von einer Firma aus Chesterfield durchgeführt worden. Hudson und Slack hatten damit nichts zu tun.«
    Â»Aber die Bestattung davor haben sie durchgeführt, Diane. Im Krematorium finden im halbstündigen Rhythmus Einäscherungen statt. Die Fahrer der Limousinen von der vorangegangenen Bestattung warten, bis die Trauergäste die Blumengestecke begutachtet haben. Als wir angekommen sind, waren sie allerdings schon längst weg.«
    Fry hatte die Schrotkugelspuren inzwischen zu lange betrachtet. Vermutlich sah sie sie überhaupt nicht mehr.
    Â»Und Vernon war da?«, fragte sie.
    Â»Ich bin sicher, dass er an dem Tag eine der Limousinen gefahren hat.«
    Fry sah Cooper erwartungsvoll an, als gäbe es etwas, das sie von ihm brauchte.
    Â»Ben, er hat gesagt, dass sich ein Mord ereignen würde.Welchen Mord hat er damit gemeint?«
    Cooper runzelte die Stirn. »Das weiß ich nicht. Man kann doch nur den Tod eines Menschen wirklich kontrollieren, oder? Es gibt nur eine Art zu sterben, die völlig unmissverständlich ist – wenn man sich selbst das Leben nimmt.«
    Â»Glaubst du, dass es das ist, was er vorhatte?«
    Â»Man kann sich nicht aussuchen, wie man stirbt. Mit einer Ausnahme: Selbstmord. Das ist die einzige Möglichkeit, wie wir Kontrolle über unseren eigenen Tod haben können. Die einzige Möglichkeit, wie wir dem Ende unseres Lebens eine Bedeutung geben können.«
    Cooper wusste, dass Selbstmord oft ein Akt des Zorns gegen Menschen war, die dem Opfer nahe standen, aber dessen Verzweiflung nicht zur Kenntnis genommen hatten. Manchmal war er jedoch auch gegen diejenigen gerichtet, die die Verzweiflung überhaupt erst ausgelöst hatten. In gewisser Weise war Selbstmord eine besonders grausame Form von Rache.
    Doch Fry schien nicht überzeugt zu sein. Er vermutete, dass sie sich an den Wortlaut aus einem der Anrufe erinnerte: Wenn mir ein Hals durch die Finger gleitet wie eine glitschige Schlange ... Sie würden nie erfahren, ob Vernon damit auf einen tatsächlichen Mord angespielt oder eine Fantasie nochmals durchlebt hatte. War es das, was ihm durch den Kopf gegangen war, als er den zertrümmerten Kleintransporter mit seinem hilflosen Vater am Steuer gesehen hatte? Womöglich war
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