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Todesstatte

Titel: Todesstatte
Autoren: Booth Stephen
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gewöhnt. Doch der alte Mann saß neben seinem Anwalt und weigerte sich, auch nur ansatzweise zu erklären, weshalb er seinen Enkel getötet hatte. Die erste Salve aus der Schrotflinte hatte Vernons Torso aufgerissen, und Kugeln aus dem zweiten Lauf hatten seine beiden Lungenflügel zerfetzt, sodass er an seinem eigenen Blut erstickt war.
    Während Slack Diane Fry zuhörte, als sie die Beschreibung von Vernons Verletzungen vorlas, ließ er den Kopf hängen und sackte bekümmert in sich zusammen. Die Vernehmung musste unterbrochen werden, damit ein Arzt ihn untersuchen konnte. Fry hatte den Eindruck, dass der Alte zu diesem Zeitpunkt bereits aufgegeben hatte. Vielleicht war dem so. Doch als sie ihn wieder im Vernehmungsraum sitzen hatten, weigerte er sich noch immer zu sprechen.
    Fry war erleichtert, als Detective Inspector Hitchens sie aus dem Zimmer zu sich rief. Sie war erschöpft und hatte Kopfschmerzen, und zwar schlimmer denn je. Obwohl es ihr gelungen war, in den frühen Morgenstunden für einige Zeit nach Hause zu gehen, hatte sie nicht geschlafen. Jedes Mal, wenn sie in den Schlaf abgedriftet war, waren Stahlfedern um ihre Stirn zugeschnappt und hatten sich wie die Zähne einer Falle tief in die Nerven hinter ihren Augen gegraben.
    Â»Billy McGowan hat seine Aussage abgeändert«, sagte Hitchens.
    Â»Tatsächlich?«
    Â»Anscheinend ist er zu dem Schluss gekommen, dass Richard Slack der perfekte Sündenbock ist. Tot zu sein, kann einen manchmal ziemlich nützlich werden lassen.«
    Fry nickte. »McGowan hat für Abraham gearbeitet, oder? Hat er den alten Mann beschützt?«
    Â»Nein«, erwiderte Hitchens. »Vernon.«
    Â»Aber Professor Robertson...?«
    Â»Das Team hat in Robertsons Haus umfangreiche Daten auf dem Computer des Professors gefunden. Es hat sich herausgestellt, dass Vernon Slack einer seiner privaten Studenten war. Vielleicht dachte Vernon, er muss den Leuten, die ihn für nutzlos gehalten haben, irgendwas beweisen.«
    Â»Eine seltsame Methode, das zu tun, Sir.«
    Hitchens zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Ein besonderer Einblick in das Geschäft mit dem Tod? Vielleicht wollte er Hudson und Slack allen Erwartungen zum Trotz doch eines Tages übernehmen. Womöglich hatte er vor, die Firma in eine andere Richtung zu lenken.«
    Fry sah den Detective Inspector verunsichert mit zusammengekniffenen Augen an, stellte jedoch fest, dass er einen Scherz gemacht hatte.
    Â»Er war Richard Slacks Sohn«, sagte sie. »Vielleicht hat er das rücksichtslose Geschäftsgebaren von seinem Vater geerbt, aber irgendwas durcheinandergebracht, sodass am Schluss alle nur Mitleid mit ihm hatten.«
    Â»Alle, Diane?«
    Â»Na ja, Billy McGowan hat bestimmt eine gewisse Sympathie für ihn empfunden. Wenn jemand wie McGowan bereit war, Vernons Vereinbarung mit dem Professor geheim zu halten, dann muss Vernon etwas an sich gehabt haben, was mir entgangen ist.«
    Â»Vermutlich.«
    Fry blickte zur Tür des Vernehmungsraums. »Das erklärt aber noch nicht, warum der alte Mann ihn getötet hat. Warum hat er das getan?«
    Auf der anderen Seite der Tür saß Abraham Slack da und starrte das Dreifach-Tonbandgerät mit leerem, emotionslosem Blick an. Selbst die Tonbänder hatten aufgehört, sein Schweigen aufzuzeichnen.
    Â 
    Â 
    Ben Cooper hielt sich in der Küche von Greenshaw Lodge auf, wo Fry ihn später am Tag fand. Er hatte beobachtet, wie das Haus immer nüchterner und leerer geworden war, als die Spurensicherung die Gegenstände abtransportierte, die untersucht werden mussten. In derVitrine im Wohnzimmer stand noch immer das Foto von Abraham und seiner Familie, wobei die Lampen der Spurensicherung, die von der Glasscheibe reflektiert wurden, dafür sorgten, dass die einzelnen Personen nicht mehr zu erkennen waren.
    Â»Vernon hatte eine ganz eigene Art zu sprechen«, sagte er, als Fry sich den Weg über die markierte Route zu ihm bahnte. Cooper versuchte, seine Gedanken zu ordnen, und Fry war die einzige Person, von der er glaubte, sie würde ihn verstehen.
    Â»Solltest du nicht noch im Krankenhaus sein?«, fragte sie.
    Â»Sie haben mich genäht und mir eine Tetanusspritze verpasst. Es hätte keinen Sinn gehabt, noch länger dort zu bleiben.«
    Sie betrachtete seinen bandagierten Fuß. »Keine gebrochenen Knochen oder so? Ich habe schon schlimme Geschichten
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