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Todesstatte

Titel: Todesstatte
Autoren: Booth Stephen
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falsche Fährte zu legen.
    Fry parkte am Rand des Picknickbereichs in der Nähe des geschnitzten Minenarbeiters, der die Straße überblickte. Cooper erinnerte sich, dass das Holz der Schnitzereien früher eine rötlich-braune Färbung gehabt hatte. Jetzt war es verwittert und hatte eine Patina aus grünem Schimmel entwickelt.
    Â»Auf dem Hang da drüben müssen noch einige Knochen von Audrey Steele rumliegen«, sagte Cooper. »Ich glaube nicht, dass wir jemals alle ihre Knochen finden werden.«
    Â»Wir suchen ja nicht mal mehr danach«, gab Fry zu.
    Â»Dann werden sie für immer dort liegen bleiben, es sei denn, sie tauchen eines Tages in irgendeinem Vogelnest auf.«
    Â»Was ist los, Ben?«
    Â»Mich würde interessieren, ob das für ihre Angehörigen irgendeinen Unterschied macht. Sie haben schon mal gedacht, sie hätten sie beerdigt. Dann ist Audrey wiederaufgetaucht, aber ein Teil von ihr hat gefehlt. Ich bin mir nicht sicher, wie ich in so einem Fall empfinden würde. Ich versuche gerade, es mir vorzustellen.«
    Â»Wenn du es unbedingt wissen willst, kannst du sie ja fragen«, schlug Fry vor.
    Cooper sah sie an und verspürte kurzzeitig Mitleid mit ihr wegen ihres Mangels an Erfahrung mit zwischenmenschlichen Beziehungen.
    Â»Die Leute sagen nie die Wahrheit zu Themen, die mit dem Tod zu tun haben«, sagte er. »Sie sagen einem nur, was man hören möchte oder was ihrer Meinung nach angemessen klingt. Das ist alles nur Heuchelei. Niemand kann ihre wahren Gefühle über den Tod genau untersuchen. Das ist viel zu furchterregend.«
    Â»Meinst du damit, manche Leute wollen nicht zugeben, dass sie über den Tod von jemandem froh sind, weil von ihnen erwartet wird, Trauer zu zeigen?«
    Cooper wendete sich ab. »Das habe ich eigentlich nicht gemeint. Aber egal.«
    Andererseits wusste er, dass manche Menschen in der Lage waren, den Tod auf unübliche Weise in ihrem Leben zu akzeptieren, wie Mrs. Askew, die die eingeäscherten Reste ihres Mannes in ihrem Terrarium aufbewahrte. Das war praktisch und bodenständig, und doch verschwand ihr Mann niemals völlig aus ihrer Erinnerung. Er hoffte nur, dass Mr. Askew zu Lebzeiten etwas für kleine Reptilien übrig gehabt hatte.
    Â»Was hast du dann gemeint?«, hakte Fry nach. Sie klang, als bemühte sie sich, nicht gereizt zu wirken.
    Doch Cooper schüttelte den Kopf. »Weißt du, ich habe mich ursprünglich von Ellen Walkers Kommentar über das Wetter am Tag von Audreys Bestattung in die Irre führen lassen. Ich habe mir vorgestellt, wie die Familie vor der Krematoriumskapelle steht und im Schneeregen die Blumenkränze bewundert. Aber sie sind gar nicht ins Krematorium gegangen, sondern nur in die St.-Mark’s-Kirche zum Trauergottesdienst. Sie haben beschlossen, den letzten Schritt nicht mitanzusehen – und das war natürlich in gewisser Weise eine Form von Verweigerung. Es war eine Entscheidung, die das, was anschließend geschehen ist, erst möglich gemacht hat.«
    Â»Das hast du doch hoffentlich nicht ihren Angehörigen gesagt, oder?«
    Cooper lachte. »Natürlich nicht.«
    Fry holte tief Luft, schien es sich dann jedoch anders zu überlegen mit dem, was sie sagen würde.
    Â»Erinnerst du dich noch an die Zähne in den eingeäscherten Überresten, die Vivien Gill bekommen hat?«, fragte sie. »Uns wurde gesagt, dass sie nicht von einem Menschen stammen, aber wir mussten auf eine Expertenmeinung warten, von was für einem Tier sie stammen. Wir haben sie erst heute Morgen bekommen.«
    Â»Es waren Zähne von einem Schwein, oder?«, sagte Cooper.
    Â»Woher wusstest du das?«
    Â»Ein totes Schwein kommt einem toten Menschen am nächsten, und zwar bis hin zum Geruch. Bei dem zweiten Fund der sterblichen Überreste im Ravensdale-Tal hat sich doch herausgestellt, dass es sich um den Kadaver eines Schweins handelt, nicht wahr? Nach den Schnittspuren an den Knochen zu urteilen, möchte ich wetten, dass es zum Üben benutzt wurde. Und Tom Jarvis hat früher Schweine gehalten.«
    Fry nickte. »Wir wissen noch nicht, inwieweit Jarvis in alles verwickelt war. Aber er hat versucht, Vernon Slack zu decken, so viel ist sicher.«
    Â»Und Billy McGowan hat das ebenfalls getan.«
    Â»Ja.«
    Â»Als ich das erste Mal bei Tom Jarvis’ Haus war, stand Vernons Motorrad davor, weißt du. Vielleicht hat er mich
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