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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach
Autoren: Clark Darlton
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überprüfen und registrieren. Hätte man gegen ihn einen Verdacht oder Beweise gehabt, wären sie jetzt schon hier und nähmen ihn fest. Es kam also nur auf ihn an, ob er noch länger ein freier Mann blieb oder nicht. Mira würde ihn nicht verraten.
    Aber wer hatte Mira verraten?
    Vielleicht war es nicht so wichtig, das herauszufinden. Viel wichtiger erschien es Thorn, zuerst einmal jeden Verdacht von sich selbst abzulenken, nur so würde er Mira helfen können – falls er ihr überhaupt helfen konnte.
    Breda!
    Natürlich konnte er nicht sofort in die Höhle des Löwen vordringen, das wäre wohl zu auffällig. Aber er mußte genau das tun, was jeder normale Bürger an seiner Stelle auch tun würde: Er mußte Mira suchen. Er mußte zur Polizei gehen, wenn er sie nicht fand. Er mußte eine Anzeige erstatten.
    Die öffentlichen Nachrichtenmittel wurden überwacht, das wußte Thorn, und es war ihm jetzt sogar recht. Ganz offiziell ließ er eine Videoverbindung mit Miras Schwester herstellen.
    Sie war zwei Jahre älter und lebte im Haus der verstorbenen Mutter. Ihr Gesicht leuchtete auf, als sie ihren zukünftigen Schwager erkannte.
    »Du, Thorn? Daß du dich mal wieder meldest? Wie geht es euch?«
    Es gelang ihm, ein erstauntes Gesicht zu machen.
    »Ist Mira nicht bei dir? Sie schrieb mir, sie sei zu ihrer Mutter gefahren. Ich nahm an, sie meinte damit euer Haus …«
    »Mira ist nicht hier, Thorn. Wann schrieb sie das?«
    »Ich fand den Brief eben, als ich nach Hause kam. Wo kann sie denn stecken, wenn sie nicht bei dir ist? Für die Fahrt benötigt sie höchstens eine Stunde.«
    »Ich weiß es nicht, Thorn.« Sie zögerte, dann fragte sie: »Ob es was mit der Sache zu tun hat, in die sie verwickelt ist?«
    »Welche Sache?«
    Sie zögerte.
    »Ich weiß nicht, ob ich es sagen darf, Thorn. Sie bat mich, nur darüber zu sprechen, wenn ihr etwas passierte.«
    Thorn erschrak, denn er ahnte, was Mira ihrer Schwester gesagt hatte. Aber wenn er sich jetzt richtig verhielt, würde der Sicherheitsdienst jeden Verdacht gegen ihn fallenlassen müssen. Er war davon überzeugt, daß sie das Gespräch abhörten. Nicht nur das: Sie würden auch ihre Gesichter beobachten.
    »Keine Ahnung, wovon du redest. Drücke dich klarer aus.«
    »Thorn, meine Schwester hat Verbindung zu einer gewissen Organisation, die inzwischen verboten wurde.«
    »Grödig?« Thorn war überzeugt, daß er noch nie in seinem Leben überraschter und ungläubiger ausgesehen hatte als jetzt. »Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Mira und so etwas? Nie und nimmer!«
    »Sie sagte es mir selbst, Thorn. Mira war immer ein unvernünftiges und schnell handelndes Mädchen. Sie ließ sich schnell begeistern. Vielleicht war sie wirklich so dumm.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich müßte etwas davon wissen, denn das kann man doch nicht geheimhalten. Wir leben zusammen, vergiß das nicht. Ich hätte sicher bemerkt, wenn sie Verbindung zu diesen Leuten hätte.« Er griff sich an den Kopf. »Das wäre ja entsetzlich, wenn es stimmte! Ich werde sofort die Polizei benachrichtigen. Sie müssen Mira finden, und dann wissen wir es.«
    »Tu das, Thorn. Hilf ihr!«
    »Wenn das stimmt, was du sagtest, kann ihr niemand helfen, aber ich hoffe noch immer, es ist ein Irrtum. Wir haben einmal darüber gesprochen. Mira haßte diesen Grödig aus ganzem Herzen. Warum hätte sie mich so belügen sollen?« Er räusperte sich. »Du hörst von mir, sobald ich etwas weiß. Bis dahin – lebe wohl, Dora.«
    »Viel Glück, Thorn, und – hilf Mira!«
    Der Bildschirm erlosch.
    Thorn blieb vor dem Gerät sitzen. Von Technik verstand er nicht allzuviel. Er hatte keine Ahnung, ob es möglich war, ihn mit Hilfe des ausgeschalteten Visiphons zu beobachten. Auch wußte er nicht, ob man in der Wohnung eine Abhöranlage untergebracht hatte. Er mußte sich so benehmen, als sei das der Fall, wenn er auch nicht daran glaubte.
    Er ließ sich mit seiner zuständigen Polizeidienststelle verbinden und meldete Mira als vermißt. Als man die näheren Umstände erfuhr, riet man ihm, noch einen Tag mit der Anzeige zu warten. Der Dienststellenleiter war ein älterer Mann und machte einen vertrauenerweckenden Eindruck. Thorn bat, mit ihm persönlich sprechen zu dürfen und wurde für den Nachmittag bestellt.
    Er nahm ein Bad und legte sich noch einige Minuten aufs Bett. Dann legte er seinen Nadler zu Miras Waffe, verschloß die Tür und ging die wenigen Schritte bis zur Polizeistation zu Fuß. Dort wurde er ohne
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