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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach
Autoren: Clark Darlton
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eine silberne Marke entgegen, um sie gleich wieder verschwinden zu lassen.
    »Sicherheit, Miß Mira. Wir müssen Sie leider bitten, uns zu begleiten.«
    In dieser Sekunde wurde der Verdacht in Mira zur Gewißheit: es war etwas passiert, etwas Schreckliches. Vielleicht war Thorn verhaftet worden, aber der hätte sie nicht verraten. Es würde besser sein, den Namen des Freundes nicht mehr zu erwähnen, auch wenn sie danach gefragt wurde.
    »Warum?«
    »Sie werden es rechtzeitig erfahren, Miß. Sie haben fünf Minuten, sich anzuziehen. Nehmen Sie einen Koffer mit, als wollten Sie verreisen. Und noch etwas.« Er nickte seinem Begleiter zu. »Schreiben Sie einen kurzen Brief an diesen Thorn. Erklären Sie ihm Ihre Abwesenheit. Besuch bei der Mutter oder so etwas.« Wieder sah er sich suchend um. »Wo steckt Thorn übrigens? Er ist nicht hier?«
    Mira bemühte sich, ihre Erleichterung nicht zu zeigen. Sie wußten also nichts.
    »Ich weiß es nicht. Er kam gestern nicht nach Hause.«
    »Kommt das oft vor?«
    »Ja. Er sagt mir nicht, wie er seine Freizeit verbringt. Wir sind nicht verheiratet.«
    Der Mann vom Sicherheitsdienst grinste.
    »Machen Sie schon, wie haben wenig Zeit.«
    Von der Sekunde an, in der Mira sich sicher war, daß sie Thorn nicht verdächtigten oder gar schon festgenommen hatten, war ihr das eigene Schicksal relativ egal, zumindest redete sie sich das ein. Solange Thorn frei war, würde er alles Menschenmögliche unternehmen, sie wieder aus dem Gefängnis zu holen. Denn dort würde man sie hinbringen, daran konnte es keinen Zweifel geben. Vielleicht würde sie niemals erfahren, wer sie verraten hatte – gewollt oder ungewollt.
    Aber noch hatte ihr niemand gesagt, warum sie überhaupt verhaftet wurde. Noch stand nicht fest, daß man Beweise gegen sie besaß.
    Sie kleidete sich an, packte ihren kleinen Koffer, schrieb den verlangten Brief und verschloß die Wohnung. Niemand hinderte sie daran. Sie hatten sie nicht einmal durchsucht. Waren sie sich ihrer Sache so sicher?
    Unten wartete ein Wagen, elektronisch gesteuert und bereits programmiert. Als sich die Türen schlossen, setzte er sich automatisch in Bewegung.
    Sie saß zwischen den beiden Männern.
    Sie wußte, daß Fragen sinnlos waren; niemand würde ihr antworten. Also blieb sie stumm, bis der Wagen in den Hof des Innenministeriums einbog. Hier befand sich auch das Hauptquartier der Sicherheit. Man führte sie in das Gebäude, und dann saß sie einem Mann gegenüber, den sie von den Photos her kannte:
    Breda, der Minister für Sicherheit.
    Immer wieder waren die Widerstandskämpfer der Untergrundbewegung vor diesem Mann gewarnt worden. Er galt als unberechenbar, aber unbestechlich, als kalt und grausam. Aber auch als gerecht. Wenn jemand seine Unschuld beweisen konnte, war Breda der letzte, der ihn festhielt oder gar verurteilen ließ.
    Mira jedoch hatte kein reines Gewissen.
    Sie erschrak, als sie Breda erkannte, der sie mit wachem Blick beobachtete und jede ihrer innersten Regungen zu registrieren schien. Es war erstaunlich, daß ein so hoher Regierungsbeamter sich zu so früher Morgenstunde herabließ, einen Verdächtigen zu verhören.
    »Sie sind Mira, die Studentin?«
    »Ja, Sir.«
    Er nickte.
    »Sie wissen, warum Sie hier sind?«
    Sie schüttelte instinktiv den Kopf. Leugnen! hatte man ihr eingeprägt. Solange leugnen, bis man von den Beweisen erdrückt wird, und dann schweigen. Absolut schweigen, egal was passiert.
    Breda ließ sich nicht beeindrucken.
    »Wir verhaften niemanden, gegen den nichts vorliegt, Mira. Wir wissen, daß Sie zur Grödigbewegung gehören. Wir wissen es schon lange, aber wir hatten niemals die Beweise. Jetzt haben wir sie. Einer Ihrer Freunde war so vernünftig, seinen Irrtum einzusehen. Leider waren ihm viel zuwenig Namen bekannt.«
    »Ich weiß nichts von dieser Bewegung.«
    Er lächelte kalt.
    »Nicht alles, das ist uns bekannt. Aber Sie arbeiten für sie. Und das genügt, Sie nach Io zu schicken. Vielleicht läßt sich das aber vermeiden, wenn Sie uns helfen. Ihr Freund, der uns half, sitzt seine Strafe in einem hiesigen Gefängnis ab. Er wird bald wieder frei sein.«
    »Ich habe nichts zu sagen, Sir.«
    Er betrachtete sie einige Sekunden, dann zuckte er die Achseln und griff nach einigen Akten. Er blätterte sie durch, dann sah er sie wieder an.
    »Schade, Mira. Schade um Sie. Niemand kehrt von Io zurück. Es ist die Hölle. Frauen und Männer leben dort nicht getrennt. Sie werden sich dort einen neuen Freund
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