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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach
Autoren: Clark Darlton
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allein auf seinem Feld war.
    Aber dafür bewegte er sich zu unvorsichtig, überlegte Grams.
    Der Läufer betrat die Lichtung.
    Auf seinem schwarzen Umhang leuchtete in einem runden, weißen Feld das schwarz gehaltene Emblem des Läufers. In der Hand hielt er ein modernes Repetiergewehr. Mindestens zwanzig Schuß, vermutete Grams mit einiger Sorge. Seine Lanze gegen das Gewehr – das sah nicht gut aus.
    Der Läufer war fünfzehn Meter entfernt und stehengeblieben. Er hielt den Kopf ein wenig schief, als lausche er. Die Finger seiner rechten Hand umklammerten den Schaft seiner Waffe.
    Kein unsympathisches Gesicht, stellte Grams fest, fast mit einem leichten Bedauern, wie er sich eingestehen mußte. Aber er durfte jetzt keine Gefühle kennen, nur noch den Gedanken an das Überleben.
    Er war der Bauer, und er mußte den Läufer schlagen.
    Die Regeln des Schachspiels durften nicht verletzt werden.
    Unendlich langsam und vorsichtig nahm er einen kleinen Stein vom Boden auf und schleuderte ihn nach links, genau in die Büsche. Der Aufschlag war nicht besonders laut, aber der Läufer besaß ausgezeichnete Ohren.
    Er warf sich auf den Boden und schob das Gewehr vor. Der Lauf zeigte nach links, dorthin, wo der Stein aufgeschlagen war.
    Immer noch zu weit, dachte Grams und schätzte die Entfernung ab. Sicher, der Gegner bot ein stattliches Ziel, und mit einer Handfeuerwaffe hätte Grams keine Sekunde gezögert, ihn zu erledigen. Nicht so mit der Lanze.
    Er wartete.
    Aber auch der Läufer wartete, und es kam jetzt nur noch darauf an, wer die besseren Nerven besaß. Grams wußte, daß er es schaffen würde, und wenn er bis zum Einbruch der Nacht warten mußte.
    Einmal überkam ihn ein Hustenreiz und er wäre fast erstickt, als er ihn unterdrückte. Dann wäre alles verloren gewesen, denn er hätte dem Läufer sein Versteck verraten. Er preßte Mund und Nase in die weiche Erde und hielt die Luft an.
    Es ging gut. Der Hustenreiz verflüchtigte sich.
    Der Läufer lag noch immer mitten auf der Lichtung in einer flachen Mulde. Grams wunderte sich über den Leichtsinn, denn sein Gegner verzichtete auf die natürlichen Deckungsmöglichkeiten seines Gebietes, das immerhin eine Fläche von hundert mal hundert Metern beinhaltete.
    Zehntausend Quadratmeter, und jeder Meter konnte den Tod bedeuten.
    »Du Feigling!«
    Grams schrak zusammen, als er die Stimme hörte. Es war durchaus nicht gegen die Regeln, daß sich die gegnerischen Figuren unterhielten, aber es war in diesem speziellen Stadium des Anschleichens absoluter Selbstmord. Der Läufer hätte sich verraten, wenn Grams ihn noch nicht entdeckt hätte.
    Der Mann begann seine Nerven zu verlieren, und damit konnte er nur sein Ende beschleunigen. Das Geräusch, das ihm scheinbar die Richtung gewiesen hatte, wiederholte sich nicht. Die Stille machte ihn fertig.
    Grams zog die Lanze unendlich langsam und vorsichtig näher zu sich heran und versuchte, sich aufzurichten. Wenn er überraschend vorstürmte, konnte er den Läufer töten, ehe dieser das Gewehr herumschwenkte.
    »Du Feigling, ich weiß, wo du steckst!«
    Eben das wußte er nicht, sonst hätte er den Mund gehalten und nicht so leichtsinnig sein Leben aufs Spiel gesetzt. Und so etwas hat sich zum Spiel gemeldet, dachte Grams verächtlich und kam langsam auf die Knie.
    Es wurde schon dämmerig im Westen. Die Sonne näherte sich dem Horizont, und bald würde der schwierigste Teil des Überlebens beginnen: die Nacht.
    Denn die beiden gegnerischen Springer verfügten über Infrarot-Zielfernrohre auf ihren Maschinenpistolen.
    Grams bereitete sich zum Sprung vor.
     
    *
     
    Vor dem Bildschirm saßen zwei Männer im Alter von vierzig bis fünfzig Jahren. Sie saßen in bequemen Sesseln, zwischen sich einen kleinen Tisch mit griffbereiten Gläsern. Die Blenden waren herabgelassen worden. Im Zimmer war es halbdunkel.
    Unter dem großen Bildschirm, der eine ganze Wand einnahm, leuchteten drei Monitorschirme. Der eine Schirm zeigte die Gesamtlandschaft des Todesspiels, vierundsechzig quadratische Felder, die durch Gräben getrennt waren. Einzelheiten blieben dem Betrachter verborgen. Der zweite Schirm zeigte in Unterteilung zwei Männer, die vor einer Reihe von Instrumenten und Kontrolltafeln saßen. Das dritte Monitorbild war mit dem Bild auf der Wand identisch.
    Es zeigte aus der Luft gesehen das Feld, die Lichtung, den schwarzen Läufer und Grams.
    »Der Kerl muß verrückt sein!« stellte der eine der beiden Zuschauer fest. »Lockt seinen
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