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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach
Autoren: Clark Darlton
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suchen müssen, der Sie beschützt. Umsonst wird er es nicht machen.«
    Sie erschauerte innerlich und klammerte sich an den Armlehnen des Stuhls fest, als ertrüge sie bereits den Andruck der Transportrakete zum Jupitermond. Sie wußte, was Breda andeuten wollte. Sie wußte es nur zu genau.
    »Sie schicken keinen Unschuldigen nach Io, Sir. Das sagten Sie selbst.«
    Er nickte gelassen.
    »Ich bleibe auch dabei. Keinen Unschuldigen, und keinen, der uns behilflich ist. Was also wissen Sie? Wo sind die Kontaktmänner? Wer ist der Führer der Organisation? Sagen Sie mir alles, was Sie wissen. Es wird Sie vor einem fürchterlichen Schicksal bewahren.«
    Mira begriff, wie sinnlos ihr Leugnen sein mußte, aber noch hatte man ihr keine stichhaltigen Beweise geliefert. Vielleicht bluffte Breda nur.
    Vielleicht …
    »Ich habe nichts mit Grödig und seinen Leuten zu tun.«
    Abermals nahm er die Akte, nahm ein Blatt heraus und las vor:
    »Aussage des Medizinstudenten Derek Fall vom September des Jahres: ›… überbrachte ich eine Nachricht als Kurier der Studentin Mira, wohnhaft …‹, nun ja, die Adresse ist Ihnen ja bekannt. Weiter geht es: ›Mira gehört seit zwei Monaten zur Organisation und lebt mit einem gewissen Thorn zusammen, der mir unbekannt ist. Ich hatte den Auftrag, die Botschaft so zu überbringen, daß er nichts davon erfuhr. Ebenfalls in unserer Stadt lebt …‹ – doch das geht Sie nichts an, Mira.« Er hielt ihr das Blatt hin. »Wollen Sie sich selbst überzeugen?«
    Mira schüttelte den Kopf. Sie hatte beschlossen, ihre Taktik zu ändern, um wenigstens etwas zu retten. Sie wußte, daß sie unter den pausenlosen Verhören früher oder später zusammenbrechen mußte.
    »Also gut, ich habe für die Organisation gearbeitet. Ich weiß aber nichts von ihr, ich kenne den Chef nicht, ich bin nur ein ganz kleines Licht. Ab und zu überbrachte ich Nachrichten, das ist alles.«
    »Aha, sehen Sie, das klingt schon vernünftiger. Und nun nennen Sie noch die Namen, dann ist alles in Ordnung. Sie können in Ihre Zelle …«
    »Mir sind keine Namen bekannt, Sir.«
    Sein Gesichtsausdruck wurde wieder härter.
    »Leugnen Sie nicht, Mira. Es ist sinnlos.«
    »Ich sage die Wahrheit.«
    »Nein, Sie lügen. Zumindest wissen Sie den Namen des Kontaktmannes, dem Sie Ihre Botschaften überbringen.«
    »Eben nicht. Es sind Unbekannte, die Treffpunkte unterschiedlich. Ich kann Ihnen nichts weiter sagen.«
    Er lehnte sich vor und drückte einen Knopf auf der Tischplatte ein.
    »Wie Sie wollen. Sie werden Zeit erhalten, darüber nachzudenken, ob es nicht besser wäre, mit uns zusammenzuarbeiten. Viel Zeit, Mira.«
    Sie sprach kein Wort mehr, als man sie abführte.
     
    *
     
    Thorn hatte seinen Auftrag erledigt und kehrte in seine Stadt zurück. Als er die Wohnung betrat, blieb er ruckartig stehen. Hinter ihm schloß sich die Tür. Das elektronische Schloß klickte leise. Das war das einzige Geräusch, das er hörte.
    Mira war nicht zu Hause?
    Das war ungewöhnlich, besonders zur Mittagszeit. Sie erwartete ihn zurück.
    »Mira?«
    Keine Antwort.
    Seit Thorn bei der Untergrundbewegung war, lebte er in der ständigen Furcht, entdeckt zu werden.
    Seine Hand glitt in die Rocktasche. Der kalte Stahl der Waffe wirkte beruhigend. Seine Finger umklammerten den Griff, als er das Wohnzimmer betrat. Er sah sofort den Brief auf dem Tisch.
    Mira war weggefahren. Zu ihrer Mutter?
    Miras Mutter war seit drei Jahren tot.
    Thorn wußte sofort, daß etwas nicht stimmte. Mira würde niemals so einen Unsinn geschrieben haben, wenn alles in Ordnung war. Man hatte sie gezwungen, diesen Brief zu schreiben, und sie hatte ihm ein Zeichen geben wollen. Sie hatte ihn warnen wollen.
    Der Sicherheitsdienst?
    Er durchsuchte die ganze Wohnung und stellte fest, daß sie den kleinen Koffer mitgenommen hatte. Toilettensachen fehlten. Pyjama, einige Kleidungsstücke, Wäsche.
    Dann fand er den zweiten Hinweis.
    Sie hatte ihren Nadler nicht mitgenommen. Niemals wäre Mira ohne ihre kleine Waffe verreist, die sie selbst bei einem Einkaufsbummel nicht vergaß. Wenn die Waffe noch in ihrem Versteck lag, hatte Mira sie aus bestimmten Gründen nicht mitnehmen können, denn niemals würde sie sie vergessen haben.
    Und dann der Brief!
    Thorn setzte sich. Ihm war klar, was geschehen war. Mira war verhaftet worden. Man hatte sie abgeholt und ihr aufgetragen, den Brief zu schreiben, damit er keinen Verdacht schöpfte. Nun würde man ihn beobachten und jede seiner Reaktionen
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