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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach
Autoren: Clark Darlton
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Thorn. Sie verstehen es, ihre kleinen und großen Geheimnisse für sich zu behalten. Sie haben das schon immer verstanden.«
    »Aber Mira! Wir hatten keine Geheimnisse voreinander.«
    Breda lächelte, diesmal nicht kalt und abweisend, sondern voller Verständnis.
    »Seien Sie froh, Thorn, daß sie doch Geheimnisse vor Ihnen hatte, sonst würden Sie ihr jetzt Gesellschaft leisten. Ja, das wäre es dann wohl. Es tut mir leid, nichts für Sie oder Mira tun zu können. Sie werden das Ergebnis des Verfahrens durch Ihre polizeiliche Dienststelle erfahren können. Sie wissen, die Verhandlung ist in diesem Fall nicht öffentlich. Leben Sie wohl, Thorn.«
    Thorn erhob sich.
    »Vielleicht sehen wir uns wieder, Sir«, sagte er.
    Breda lächelte noch immer.
    »In Ihrem Interesse, Thorn, hoffe ich es nicht.«
     
    *
     
    Der König war die einzige Figur des Spiels, die keine Waffe besaß.
    Der König brauchte auch keine Waffe, denn er durfte nicht getötet werden. Der letzte Zug des Spiels, der den Gegner matt setzte, war nur eine Formsache.
    Vielleicht sollten die Regeln geändert werden, dachte Grams, als er das Feld des schwarzen Königs betrat. Das Banner auf dem Hügel war deutlich zu erkennen. Es wurde vom Licht der untergehenden Sonne angeschienen und rührte sich nicht. Kein Wind wehte.
    Es war ein hartes Spiel gewesen, und es hatte drei Tage und Nächte gedauert. Grams spürte die Ermattung, denn er hatte kaum schlafen können. Vier Gegner waren ihm zum Opfer gefallen, und einmal hatte er sogar seinen Läuferumhang gegen den eines Bauern eintauschen müssen.
    Doch nun betrat er als Dame das Feld des feindlichen Königs, um das Siegeszeichen für Weiß in Empfang zu nehmen.
    Der geschlagene König würde ihn am Fuß des Hügels erwarten.
    Zu Beginn des Spiels war es sein eigener König gewesen, aber dann hatte er die Seiten wechseln müssen, als die weiße Königin ihn schlagen sollte. Das war, als er sein Feld mit dem Banner des schwarzen Bauern verteidigte. Der Sieger mußte nach den Regeln die weiße Dame sein. Und Grams siegte. Er tötete die gegnerische Figur in einem kurzen Zweikampf und legte den weißen Umhang an.
    Und nun kam er, um seinem früheren König Schach zu bieten.
    Eine halbe Stunde später schalteten die Fernsehstationen ab. Wieder einmal war ein aufregendes Spiel zu Ende gegangen, und nicht zum ersten Mal war es Grams gewesen, der die Siegestrophäe für seinen Spieler in Empfang nahm. Damit war er um einige hunderttausend Kredite reicher geworden.
    Terrapolis war eine teure Stadt, in der man sein Geld loswerden konnte. Aber die Absicht hatte Grams nicht. Er brachte den Großteil seiner Prämie auf die Bank, mit dem Rest bezahlte er die Miete für sein Appartement einige Monate im voraus und beglich andere Schulden. Den Abend beschloß er im Vergnügungsviertel der Stadt zu verbringen. Er hatte das Gefühl, eine harmlose Abwechslung verdient zu haben.
    Sein gefahrvolles Leben brachte es mit sich, daß er von Natur aus mißtrauisch war. Es war einer der Gründe, warum er noch lebte. Er ging niemals ohne seine Waffe aus. Ein kleiner Nadler, mit winzigen Giftgeschossen geladen, war sein ständiger Begleiter. Es war eine gefährliche und absolut tödliche Waffe.
    Ein Robottaxi brachte ihn in die Stadt und setzte ihn am Rand des Vergnügungsviertels ab. Joycity war eine gut durchdachte Einrichtung der neuen Zivilisation. Früher hatte es Vergnügungsstätten in der ganzen Stadt verstreut gegeben, und die natürliche Folge mußte eine Art von Polizeistunde sein, denn der brave Bürger wünschte seine Nachtruhe. Der Lärm der Betrunkenen störte den Schlaf jener, die zu Hause geblieben waren.
    Bei Joycity war das anders. Das Viertel lag abgegrenzt am Rand der Wohngebiete und bildete eine kleine Stadt für sich. Wer den Abend oder die Nacht hier verbrachte, dachte nicht an Schlaf, also wurde er auch durch den Lärm nicht gestört. Wenn er Joycity verließ, nahm er ein Robottaxi und ließ sich nach Hause bringen.
    Grams hatte nur wenige Bekannte und noch weniger Freunde. Er war ein typischer Einzelgänger, was keineswegs bedeutete, daß er Frauen nicht mochte. Er mochte sie sogar sehr gern, aber niemals würde er an Heirat denken. Er brauchte seine absolute Freiheit, um leben zu können.
    In der kleinen Bar waren nur wenige Besucher. Das konnte Grams nur recht sein. Er nickte dem Mixer freundlich zu und setzte sich an den Tisch neben der Bühnenautomatik. So konnte er den 3-D-Schirm gut sehen, ohne das Lokal
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