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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle
Autoren: Jennifer Blake
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Erstes Kapitel
    New Orleans, Louisiana    Januar    1844
    »Ich benötige Ihre Fachkenntnis, um einen Mann zu töten .«
    Gavin Blackford war gerade dabei, ein Glas Madeira vom Tablett auf dem Beistelltisch zu nehmen. Abrupt hielt er inne. Dass solch eine mit klarer, wenn auch gedämpfter Stimme vorgebrachte Bitte während eines Anstandsbesuchs anlässlich des Reveillon, der Feier des Neujahrstages, an ihn gerichtet wurde, war ungewöhnlich. Besonders überraschend war jedoch, dass die Bitte von einer Dame kam.
    Jenseits der abgeschiedenen Ecke, in der sie standen, wurden zahlreiche lebhafte Gespräche geführt, ein Zeichen der heiteren Geselligkeit dieses Tages, an dem es Sitte war, dass die Männer von Haus zu Haus gingen, um die Damen aus ihrem Bekanntenkreis aufzusuchen und mit ihnen auf das neue Jahr anzustoßen. Das war bereits der zehnte Besuch, den Gavin an diesem Nachmittag absolvierte, wobei er immer wieder gezwungen gewesen war, durch den strömenden Regen zu eilen, der nach wie vor hinter den Verandatüren des elegant eingerichteten Salons niederging. Da er auch schon sein zehntes Glas Wein oder Rumpunsch trank und leicht beschwipst war, war er sich in keiner Weise sicher, ob er die Worte, die er eben gehört hatte, richtig verstanden hatte.
    »Wie bitte?«
    »Ich denke, Sie haben gehört, was ich gesagt habe.«
    Nachdem er das Glas, das er Madame Ariadne Faucher hatte reichen wollen, vorsichtig wieder hingestellt hatte, drehte Gavin sich zu ihr zurück, um sie im flackernden Licht der über ihnen hängenden Gasleuchter zu betrachten. Für eine Frau war sie ziemlich groß. Ihre aufrechte, elegante Gestalt war in rosafarbene Seide gehüllt, die nach der neuesten Pariser Mode mit schwarzen Rüschen besetzt war. Ihr Blick war fest und verriet eine leichte Befangenheit, ohne jedoch irgendwie unsicher zu wirken. Ihre großen Pupillen und der dunkelgraue Außenrand ließen die tiefbraune Iris ihrer Augen fast schwarz aussehen. Ihr glänzendes ebenholzfarbenes Haar war zu einem einfachen Knoten gebunden, in dem ein Strauß Rosenknospen steckte. Hier und da hatten sich Strähnen aus dem Knoten gelöst, die sich aufgrund der abendlichen Feuchtigkeit an ihren Schläfen kringelten. Die Haut ihres Gesichts und ihrer Schultern war feinporig und blass und besaß einen Glanz, als sei sie mit Perlmutt bestreut. Obwohl es sich nicht gehörte, den Blick zu senken, um auf die milchweißen Kurven zu starren, die ihr Dekollete enthüllte, nahm Gavin am Rande seines Blickfelds wahr, dass diese liebreizenden Kurven den gleichen matten Schimmer aufwiesen. Das warf unweigerlich die Frage auf, ob der Rest ihres Körpers wohl einen ähnlichen perlmuttfarbenen Glanz hatte.
    Als seine Gastgeberin Maurelle Herriot sie einander vorgestellt hatte, um sich anschließend wieder ihren anderen Gästen zu widmen, hatte er Madame Faucher für eine recht interessante, angenehm kultivierte Erscheinung gehalten, auch wenn sie mit ihren ein wenig zu ausgeprägten Gesichtszügen so gar nicht dem gegenwärtigen Schönheitsideal entsprach, demzufolge Frauen bleich und zart auszusehen hatten. Wie hätte er denn ahnen sollen, dass sie solch tödliche Pläne hegte?
    »Verzeihen Sie, madame«, sagte er mit einer leichten Neigung des Kopfes. »Obwohl ich gestehen muss, dass mir die ehrenhafteren Formen des Blutvergießens ein gewisses Vergnügen bereiten, habe ich nichts für Mord übrig.«
    »Darüber ließe sich in Anbetracht Ihres Rufs als Duellant gewiss streiten.«
    Das war ein Umstand, an den er nur ungern erinnert wurde. »Gleichwohl ist mein Degen nicht zu vermieten.«
    »Man hat mir erzählt, Sie seien ein maitre d'armes«, erwiderte sie stirnrunzelnd.
    »Ein ehrbarer und durchaus legaler, wenn auch ein wenig anrüchiger Beruf.«
    Bevor sie antwortete, presste sie leicht die Lippen zusammen, was angesichts ihrer rosenroten Farbe und ihrer üppigen, schön geschwungenen Fülle bedauerlich war. »Ich habe nichts Ungesetzliches vor. Ich brauche Unterricht im Gebrauch eines Floretts.«
    »Sie brauchen Unterricht«, gab er in verständnislosem Ton zurück.
    »Ist das so schwer zu akzeptieren?«
    »Sie werden zugeben, dass das ungefähr so unüblich ist, als wehre sich ein Kätzchen mit einem Küchenmesser gegen eine Bulldogge.«
    »Aber es ist nicht unmöglich.«
    Unwillkürlich stellte Gavin sich die Frau vor ihm in einer Aufmachung vor, wie seine männlichen Schüler sie zum Fechten trugen. Er malte sich aus, dass sie nur ein einfaches, am
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