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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle
Autoren: Jennifer Blake
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raschelnden Kleidern neben ihr haltmachte. Sie trug eine Abendrobe aus blassgoldenem, mit cremefarbener Spitze besetztem Taft und war mit vielen Zitrinen und Diamanten geschmückt. Ihr Haar war hochgebunden, was die vorspringenden Wangenknochen sehr betonte, die verhinderten, dass ihr Gesicht zu rund wirkte. Wie die cremeweißen Kamelien, die in ihrem Haar steckten, stand sie in voller Blüte und gab in ihrer kurvenreichen Üppigkeit eine majestätische Erscheinung ab. Sie war wie Ariadne Witwe, ein Status, der ihr ebenso wie dieser zusagte.
    Ariadne lächelte matt. »Ja. Allerdings musste ich ihm erst gut zureden.«
    »Erstaunlich. Ich hätte um jede beliebige Summe gewettet, dass er ablehnt.«
    »Zunächst habe ich das auch angenommen.«
    »Und was hat ihn umgestimmt?«
    Ariadne betrachtete ihren Fächer und klappte ihn zusammen, damit man den Schaden, den sie angerichtet hatte, nicht sah. »Ich wünschte, das wüsste ich.«
    Sie war sich sicher, dass es besser gewesen war, ihn erst aus der Ferne zu beobachten, um ihn besser einschätzen zu können, bevor sie Maurelle gebeten hatte, ihm vorgestellt zu werden. Deshalb hatte sie ihm gegenüber mehr von ihren Ansichten preisgegeben, als sie eigentlich vorgehabt hatte, vielleicht sogar mehr, als klug war. Sowohl Maurelle als auch Sascha nahmen an, dass es eine Laune von ihr sei, fechten zu lernen. Nur sie und Gavin Blackford kannten ihren eigentlichen Plan, er allerdings nur zum Teil.
    »Ich möchte dich darauf hinweisen, dass er morgen Abend herkommt«, fuhr sie nach einer kurzen Pause fort.
    »Du meinst, um mit dem Unterricht zu beginnen? So bald? Parbleu, du musst ja großen Eindruck auf ihn gemacht haben!«
    »Was soll das heißen?«
    »Er ist nicht nur äußerst wählerisch, was Schüler angeht, es gibt auch eine lange Warteliste mit Leuten, die ganz erpicht darauf sind, ihm auf der Fechtbahn gegenüberzutreten.«
    Ariadne gestattete sich ein zynisches Lächeln. »Vielleicht liegt es am Reiz des Neuen.«
    »Oder daran, dass er auf eine neuartige Weise der
    Entlohnung hofft«, erwiderte Maurelle, indem sie amüsiert die vollen Lippen kräuselte.
    »Da wird er eine Enttäuschung erleben.«
    »Ach, ich weiß nicht recht. Du bist Witwe, und er ist doch ein prachtvolles Mannsbild. Diese Fechtmeister sind alle von imposanter Gestalt, da sie viele Stunden auf der Fechtbahn verbringen. Ihre Schultern sind breiter, ihre Schenkel fester als die anderer Gentlemen. Und ich bin mir sicher, dass er ein Ausbund an Diskretion ist.«
    »Ich ... habe keine Zeit für Spielchen dieser Art.« Ariadne gab sich alle Mühe, das heiße, prickelnde Gefühl zu ignorieren, dass sie bei dem Gedanken an Gavin Blackfords Erwartungen durchströmte. »Außerdem bist du es, die ins Gerede geraten wird, wenn bekannt wird, dass er regelmäßig herkommt.«
    Maurelle legte den Kopf schräg, während der amüsierte Ausdruck aus ihren Augen wich. »Möglicherweise, aber nur zu Anfang. Danach dürften die Klatschmäuler auf eine wahrscheinlichere Erklärung verfallen.« Sie machte eine Pause. »Bist du völlig sicher, dass du weißt, was du tust, ma chere ? Es mag ja angehen, sich die Haltung eines Bohemiens zuzulegen, aber um einer Laune willen seinen guten Ruf zu opfern, steht auf einem ganz anderen Blatt.«
    Die Warnung war durchaus ernst gemeint. Ariadne wusste, dass Maurelle sich mit dem Problem bestens auskannte, da sie seit Jahren den schwierigen Balanceakt vollbrachte, ungebunden zu leben und gleichzeitig ihren guten Ruf zu wahren. Nachdem sie in jungen Jahren mit einem wesentlich älteren Mann verheiratet worden war, war ihr das Witwentum mehr als willkommen gewesen, und sie hatte sich geschworen, daran festzuhalten. Obwohl sie darauf achtete, nie zu sehr gegen die Konventionen zu verstoßen, hatte sie einen bunt gemischten Kreis von Freunden, den sie regelmäßig bei sich empfing. Vielen davon — darunter auch den maitres d'armes — war der Zugang zu den traditionsgebundeneren Häusern des aristokratischen New Orleans verwehrt. Es ging das Gerücht, dass sie sich mindestens einmal einen Fechtmeister zum Geliebten genommen hatte, doch offenbar hatte sie nicht zugelassen, dass dieses Arrangement sie aus ihrer ruhigen Lebensbahn brachte.
    Ariadne und Maurelle hatten sich vor einiger Zeit in Paris kennengelernt. Maurelle hatte der Stadt ihren jährlichen Besuch abgestattet, um Verwandte aufzusuchen und ihren Kleiderschrank wieder aufzufüllen, während Ariadne gerade erst begonnen hatte, am
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