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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle
Autoren: Jennifer Blake
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Hals offenes Mieder und Hosen anhaben würde, damit sie sich ungehindert bewegen konnte. Ihr Dekollete würde den Blick auf Reize freigeben, wie sie in der Junggesellenbude seines Fechtstudios noch nie zu sehen gewesen waren, und bei jedem heftigen Ausfall würden Beine zur Geltung kommen, die, wie er vermutete, köstlich lang waren.
    Sein Mund wurde trocken, während sich in seiner Lendengegend etwas rührte, das ihn an die Notwendigkeit erinnerte, seine Gedanken auf andere, höhere Dinge zu lenken. Ärger stieg in ihm auf. Normalerweise hatte er solche Reaktionen besser unter Kontrolle.
    »Rein theoretisch ist es nicht unmöglich«, räumte er ein. »Ich weiß von ein oder zwei Damen, die gelegentlich mit ihrem Vater oder Bruder zur Übung fechten.«
    »Das ist schwerlich das, was ich benötige.«
    »Wie dem auch sei, wenn Ihr Gemahl sich zu mir bemühen würde, könnte er sie dann seinerseits instruieren.«
    »Ich bin Witwe. Mein Vater und mein Bruder sind ebenfalls tot. Wenn sie es nicht wären, bräuchte ich diese Sache nicht selbst in die Hand zu nehmen.«
    Ihr kühler, gelassener Ton passte weder zu dem Schmerz, der sich in ihren Augen widerspiegelte, noch zu der Röte, die ihre Wangen überzog, noch zu dem erregten Pulsieren ihrer Halsschlagader. Sie war, wie er feststellte, nicht so selbstbewusst, wie er zunächst angenommen hatte. Außerdem war sie wohl auch jünger, als er zunächst gedacht hatte, er schätzte sie irgendwo zwischen zwanzig und fünfundzwanzig. Einen Moment lang wurde er von dem Bedürfnis, ihr Trost zu spenden, überwältigt. Das war jedoch ebenso inakzeptabel wie ih-re Bitte, da sie offenbar dem haut ton angehörte, den oberen Schichten der französisch-kreolischen Gesellschaft, an deren Rand er sich bewegte. Sie wäre zweifellos schockiert gewesen, wenn er irgendetwas in dieser Richtung angedeutet hätte.
    Was hatte Maurelle noch einmal gesagt, als sie sie einander bekannt gemacht hatte? Er hatte nicht genau hingehört, da es ihn frappiert hatte, Madame Faucher überhaupt vorgestellt zu werden. Frauen ihres Status verkehrten gewöhnlich nicht mit Fechtmeistern und wurden ihnen deshalb höchst selten förmlich vorgestellt. Ihm war so, als wäre die Rede davon gewesen, dass sie vor kurzem aus Paris zurückgekehrt sei, aber sicher war er sich nicht.
    Er riss sich zusammen und sagte: »Mein Beileid, madame. Darf ich dem entnehmen, dass Sie alleinstehend sind?«
    »In gewisser Weise.«
    Sie warf einen Blick auf einen hünenhaften Mann mit Schnurrbart, der nicht weit von ihnen entfernt mit einigen anderen Gästen zusammenstand. Der Mann hatte das silberweiße Haar vorzeitig ergrauter Menschen und einen hochmütigen Gesichtsausdruck. Gavin bemerkte, dass der Gentleman auf eine Weise in ihre Richtung starrte, die nichts Gutes verhieß. »Es gibt also niemanden, der Ihnen für eine Beleidigung, die Sie erlitten haben, Genugtuung verschaffen könnte.«
    »So ist es.«
    »Wenn Sie die Sache selbst in die Hand nehmen, stellt sich freilich das Problem, dass kein Gentleman, der den Namen verdient, die Herausforderung einer Dame annehmen würde.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass es sich bei dem Betreffenden um einen Gentleman handelt.«
    »Dann haben Sie umso mehr Grund, dieses blutdürstige Vorhaben noch einmal zu überdenken«, meinte Gavin mit einem Stirnrunzeln.
    »So nennen Sie das, wo Sie doch selbst schon auf dem Feld der Ehre getötet haben?«
    Dieser Punkt schien ihr wichtig zu sein, da sie ihn bereits zum zweiten Mal erwähnte. »Nur, wenn es nicht anders ging, oder aus Versehen. Gewöhnlich reicht es bei Ehrenhändeln aus, wenn ein wenig Blut fließt.«
    »Das liegt in meinem Fall auch im Bereich des Möglichen.«
    Ihre grimmige Miene ließ ihn an dieser Bemerkung zweifeln. Dass die Dame nach Satisfaktion strebte, konnte mehrere Gründe haben. Vielleicht war ihrem verstorbenen Ehemann in der Vergangenheit eine Beleidigung zugefügt oder sein Andenken in den Schmutz gezogen worden. Oder aber sie war von einem Liebhaber zurückgewiesen beziehungsweise betrogen, möglicherweise sogar körperlich misshandelt worden. Ungeachtet all dessen war es in keiner Weise üblich, dass Frauen zu einer Stichwaffe griffen, um Vergeltung zu üben.
    Bevor er etwas sagen konnte, fuhr sie mit verächtlich blitzenden Augen fort: »Zögern Sie etwa, weil Sie glauben, dass es nur Männern zusteht, Beleidigungen zu rächen?«
    »Ich fürchte, das liegt in der Natur der Dinge.« Er zog eine seiner Schultern hoch. »Es
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