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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle
Autoren: Jennifer Blake
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Ziel.
    In den vergangenen ein oder zwei Jahren waren seine Freunde in der Stadt in den Hafen der Ehe gesegelt, und obwohl sie ihn häufig zu sich nach Hause einluden, war ihm voller Unbehagen bewusst, dass er außerhalb ihres Familienkreises stand. Die Bruderschaft, dieser lose Zusammenschluss von Fechtern, der vor rund vier Jahren gegründet worden war, um Frauen und Kindern Schutz angedeihen zu lassen, den das fragile Rechtssystem einer in drei verschiedene Kommunen aufgeteilten Stadt nicht zu gewährleisten vermochte, war zu einem bloßen Schatten ihres früheren Selbst dahingeschwunden. Die Aktivitäten des ursprünglichen, aus Rio, Conde de Lerida, dem Iren Caid O'Neill und Gavins Halbbruder Nicholas Pasquale bestehenden Trios, zu dem dann noch er selbst hinzugekommen war, waren so erfolgreich gewesen, dass sie heute nur noch selten einzugreifen brauchten. Das Ansinnen Madame Fauchers schien ihm die Möglichkeit zu bieten, seiner aufgestauten Energie ein Ventil zu verschaffen.
    Dann war da noch die Verachtung, die aus den Augen der Dame sprach. Eitelkeit war, wie er hoffte, nicht sein offenkundigstes Laster, doch er war es gewohnt, dass seinem Können zumindest ein gewisses Maß an Respekt gezollt wurde. Zu bewirken, dass sie ihre Meinung über ihn änderte, schien ihm ein lohnendes Ziel zu sein. Vor allem jedoch wollte er in Erfahrung bringen, warum sie so erpicht darauf war, ausgerechnet von ihm in der Kunst des Fechtens unterrichtet zu werden.
    »Ich werde Sie morgen Abend hier aufsuchen, madame. Wenn Maurelle dafür sorgen könnte, dass eine Fechtbahn vorhanden ist, würde ich die übrige Ausrüstung mitbringen.«
    In ihren Augen blitzte es triumphierend auf. Rasch senkte sie den Blick, um sich nichts anmerken zu lassen. »Exzellent. Ich werde Sie erwarten, monsieur.«
    Sie drehte sich um und ging mit lässiger Anmut davon. Gavin sah ihr nach, während das Blut in seinen Adern brauste. Es waren indes nicht nur Bewunderung und Vorfreude, die seine Brust erfüllten. In diese Empfindungen mischte sich ein unerklärliches, eisiges Gefühl der Angst.

Zweites Kapitel
    Erst nachdem Ariadne die Hälfte des Raums und eine große Anzahl von Maurelles Gästen zwischen sich und den englischen Fechtmeister gebracht hatte, drehte sie den Kopf, um zu ihm zurückzuschauen. Er war überhaupt nicht so gewesen, wie sie es erwartet hatte. Seine Manieren waren so formvollendet wie seine ganze Person, was von einer Kultiviertheit zeugte, die in keiner Weise mit dem Bild übereinstimmte, das sie sich von seinem Beruf gemacht hatte. Sein blauer Gehrock und seine grauen Hosen saßen tadellos, seine weiße Seidenweste fiel ins Auge, ohne irgendwie protzig zu wirken. Sein Haar hatte den Schimmer alter Goldmünzen. Seine Augenbrauen, die ein wenig dunkler waren als sein Haar, waren dicht, ohne buschig zu sein, während sein Gesicht glattrasiert war, sah man einmal von den Koteletten ab, wie sie zurzeit die meisten Gentlemen trugen. Seine schwarzen Stiefel waren spiegelblank, die Knöpfe seiner Kleidung und seine Uhrkette waren zwar sehr schlicht, aber auf Hochglanz poliert. Kurzum, er wirkte derart wie aus dem Ei gepellt, dass seine Erscheinung wie ein bewusster Versuch anmutete, unerwünschte Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Vielleicht war das Ganze aber auch nichts als Fassade, hinter der er seine wahre Natur verbarg.
    Dann waren da noch seine Augen, die blau wie das ka-
    ribische Meer waren und die vor Intelligenz funkelten, in denen sich aber auch Spottlust andeutete. Gleichzeitig wirkte sein Blick jedoch abgeschirmt und zurückhaltend. Sie befürchtete, dass er zu viel von dem, was sie gedacht und empfunden hatte, bemerkt hatte, obwohl sie sich nicht vorzustellen vermochte, wie ihm das gelungen sein sollte. Kurz darauf war sein Gesicht völlig ausdruckslos geworden, bar jeden menschlichen Gefühls, obgleich es nach wie vor fesselnd wirkte wie das Antlitz eines mächtigen Engels, den Gott aus dem Himmel verstoßen hatte. Wenn sie daran zurückdachte, wie er sie gemustert hatte — mit einem Blick, der alle ihre Geheimnisse zu ergründen schien —, lief ihr ein Schauder über den Rücken, und es kam ihr so vor, als gäben ihre Knie nach.
    Sie hatte sich an Gavin Blackford gewandt und ihm das Versprechen abgerungen, auf ihren Wunsch einzugehen. Die Würfel waren gefallen.
    »Nun, ma chere, ist der englische Fechtmeister damit einverstanden?«, fragte Maurelle mit ihrer trägen, ziemlich schwülen Stimme, während sie mit ihren
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