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Der Preis des Ruhms

Der Preis des Ruhms

Titel: Der Preis des Ruhms
Autoren: Margaret Way
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1. KAPITEL
    B risbane im Juni. Das Meer glitzert im Sonnenschein und geht am Horizont in den strahlend blauen Himmel über. Schwärme bunter Loris bevölkern die Flaschenbäume und trinken Nektar, Rosakakadus suchen die Fußwege nach Grassamen ab und fliegen nicht einmal weg, wenn sich ihnen jemand nähert. Die siebenundzwanzig Larkspur Hills, die die Stadt umgeben und von Akazien bewachsen sind, erstrahlen in einem einzigen gelben, betörend duftenden Blütenmeer. In den Gärten und Parks blühen Eukalyptusbäume, Bauhinias und Tulpenbäume, in den Vororten Weihnachtssterne und Bougainvilleen.
    An einem solchen herrlichen Juninachmittag heiratete Broderick Kinross, Herr der Rinderzuchtfarm Kimbara im Südwesten von Queensland, die sich seit Generationen im Besitz seiner Familie befand, seine geliebte Rebecca. Die Hochzeit fand im Garten der schönen Villa statt, die Rebeccas Vater, ein Flugkapitän im Ruhestand, gekauft hatte, als er mit seiner zweiten Frau und ihren gemeinsamen Kindern nach einem langjährigen Aufenthalt in Hongkong nach Australien zurückgekehrt war. Auf Wunsch des Brautpaares fanden die Trauzeremonie und der anschließende Empfang im engsten Familien- und Freundeskreis statt. Nach den Flitterwochen in Venedig sollte allerdings noch einmal groß im Outback gefeiert werden.
    Im hinteren Garten, der an den breiten Fluss grenzte, warteten ungefähr siebzig Gäste gespannt auf das Brautpaar. Unter ihnen befand sich auch die Tante des Bräutigams, Fiona Kinross, eine international bekannte Theaterschauspielerin. Fiona, wie immer sehr elegant in einem gelben Seidenkleid und mit einem dazu passenden Hut, war überglücklich. Für sie war diese Hochzeit der Höhepunkt einer großen Romanze.
    Alle blickten erwartungsvoll zum Haus, als die drei Brautjungfern und das Mädchen, das Blumen streute, Rebeccas reizende kleine Stiefschwester Christina, zur Musik von Händel zwischen Palmen den leicht abfallenden Rasen entlangkamen.
    Alle Brautjungfern waren Naturschönheiten, denn sie hatten langes Haar – die eine schwarzes, die andere tizianrotes, die dritte blondes –, das sie offen trugen und das mit winzigen Perlen und kleinen Stoffrosen durchwoben war. Ihre schlanken Figuren kamen in den trägerlosen, knöchellangen Satinkleidern – eines rosafarben, das andere blau, das dritte hellgrün – besonders vorteilhaft zur Geltung. In den Händen hielten sie Sträuße aus Orchideen und Farn.
    Christina trug ein lilafarbenes Organdykleid, lächelte engelsgleich und streute Rosenblätter. Alle vier waren unwiderstehlich in ihrer Jugend und Schönheit.
    “Ach, wie schön es ist, jung zu sein!”, flüsterte Fee dem großen, distinguiert wirkenden Mann zu, der neben ihr stand. “Sie sind bildhübsch.”
    Offenbar dachten die anderen Gäste genauso, denn hier und dort hörte man leise Rufe des Entzückens.
    Nur ein Gast fühlte sich allein, fast einsam, auch wenn man es ihm nicht anmerkte. Es war Rafe Cameron, der Trauzeuge des Bräutigams. Er hatte dichtes blondes Haar und markante Züge und wirkte stolz und energisch. Die Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, weckten eine Bitterkeit in ihm, die nicht zu diesem wunderschönen Tag passte. Aber er war auch nur ein Mensch. Ein starker Mann mit starken Gefühlen, der Zurückweisung erfahren und Liebeskummer gehabt hatte und sich nie daran gewöhnt hatte.
    Reglos stand Rafe da und betrachtete wie gebannt die Brautjungfer in dem rosafarbenen Kleid. Es war Ally Kinross, Brods jüngere Schwester. Die Frau, die ihm erst sein Herz gestohlen und dann eine große Leere in seinem Leben hinterlassen hatte. Schmerzlich wurde ihm bewusst, wie schön sie war, mit ihrem strahlenden Lächeln, dem lockigen dunklen Haar und den vor Aufregung geröteten Wangen.
    O Ally, dachte er, hast du eine Ahnung, was du mir angetan hast? Doch sie hatten ganz unterschiedliche Maßstäbe angelegt. Allys Beteuerungen, sie würde ihn über alles lieben, waren wie Tränen gewesen, die schnell trockneten.
    Brod und Rebecca. Eigentlich hätten es Ally und ich sein sollen, ging es Rafe durch den Kopf. Hatten sie nicht schon als Kinder vorgehabt, irgendwann zu heiraten? Fast war es selbstverständlich für sie gewesen. Hatte das Schicksal es nicht so gewollt, dass die Familien Kinross und Cameron, beide von Pionieren abstammend, irgendwann einmal verbunden würden? Selbst Stewart Kinross, Brods und Allys inzwischen verstorbener schwieriger, selbstherrlicher Vater, hatte es gewollt. Doch Ally hatte ihn,
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