Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach
Autoren: Clark Darlton
Vom Netzwerk:
der Außenseite zu in einer Senke. Außerdem war der Hügel zwischen ihnen und den geheimnisvollen MG-Schützen.
    Da hörte er Grams Stimme im Funkempfänger. Sie sagte:
    »Thorn! Ein Überfall durch Grödigs Leute! Sterben Sie, schnell! Sterben Sie, so wie Mira starb! Der einzige Ausweg!«
    Stille! Nur noch das Rattern der Maschinengewehre.
    Sterben wie Mira?
    Thorn hatte Grams gut verstanden. Er sollte sich ebenfalls eine Injektion mit dem Giftring geben. Aber dann war er voll und ganz auf Grams Hilfe angewiesen und würde nichts mehr verfolgen können. Er würde in der Tat so gut wie tot sein.
    Grams würde wissen, was er tat. Vielleicht war es Grödig in der Tat gelungen, seine Anhänger um sich zu scharen, und nun verübte er des Prestiges wegen einen Überfall auf das Schachspiel, das ja in alle Welt übertragen wurde. So konnte er am besten beweisen, daß er noch lebte und nicht bereit war, nachzugeben. Nur so konnte er seine Macht demonstrieren.
    Thorn zögerte, aber dann drückte er den Ring gegen seine rechte Halsseite, und mit einem letzten Blick auf Mira preßte er die Nadel in sein Fleisch.
    Es wurde schnell dunkel, und dann erstarb das Geknatter der Maschinengewehre.
    Neben Mira sank er bewußtlos zu Boden.
     
    *
     
    Bender bekam sofort Kontakt mit Breda.
    »Was soll denn das, Breda? Eine neue Propagandaaktion? Ich finde das mehr als geschmacklos! Nur um die Sensationsgier der Massen zu befriedigen, greifen Sie zu solch ausgefallenen Methoden!«
    Breda blieb ruhig.
    »Bender, hören Sie gut zu: Das ist keine Show, sondern blutiger Ernst. Grödig greift an. Er muß genügend Leute um sich gesammelt haben, um das wagen zu können. Sein Angriff auf das Schachspiel ist ein geschickter Schachzug. Vielleicht hält die Welt es für einen Scherz, vielleicht auch nicht. Jedenfalls …«, und das klang sehr bitter, »… bietet er ihr erstklassige Unterhaltung, sehr realistische Unterhaltung.«
    »Sie müssen etwas unternehmen, Breda!«
    Breda lächelte kalt.
    »Sie glauben, ich schaue einfach zu?« Er nickte Bender zu. »Achten Sie auf Ihr Bildgerät, Bender. Gleich werden Sie etwas Großartiges erleben. Die beste Lifesendung, die es je gab …«
    Der Interkom-Schirm wurde dunkel und erlosch.
    Bender befolgte Bredas Rat und wandte seine Aufmerksamkeit den anderen Bildschirmen zu. Und da sah er, was Breda gemeint hatte.
    Scheinwerfer strahlten auf und tauchten das Gelände rings um das Schachbrettmuster in gleißendes Licht. Grödigs Leute wurden sichtbar. Sie machten kehrt, um den Gegner, der ihnen plötzlich in den Rücken gefallen war, gebührend zu empfangen.
    Die Fernsehkameras liefen weiter. Die Welt wurde Zeuge, wie Grödig und seine Anhänger im Feuer der Staatssicherheitsarmee den Tod fanden.
    Kurz und schmerzlos.
    Oben jedoch, in seinem Fluggleiter, saß Grams hinter seinen Kontrollen und überlegte fieberhaft, wie er zwei Tote aus der Hölle zurückholen sollte …
     
    *
     
    Mit ausdruckslosem Gesicht nahm Breda die Vorwürfe der Opposition entgegen und steckte selbst einen strengen Verweis des Präsidenten ein. Dann aber begab er sich zur Rednertribüne und rechtfertigte sich mit Argumenten, denen niemand zu widersprechen wagte. Er wies nach, daß er nur mit Hilfe ihm treu ergebener Freunde und verschiedener Tricks Grödig zu Fall gebracht hatte – einen Grödig, der erst durch seine Flucht und seinen Überfall auf das Schachspiel unschädlich gemacht werden konnte. Er konnte belegen, daß der Süden sich auf den Krieg vorbereitet hatte und erst jetzt seine Truppen aus den Grenzgebieten wieder abzog.
    »Wir sollten unseren Völkern das relativ harmlose Schauspiel des Todesschachs lassen«, schloß er seine Rede. »So haben wir die Möglichkeit, ihren Aggressionstrieb abzureagieren und gleichzeitig eine gerechte Strafjustiz durchzuführen. Das alles mag im Augenblick grausam klingen, aber glauben Sie mir – wir könnten nicht humaner sein. Oder ist Ihnen der Krieg lieber? Ist es Ihnen lieber, wenn sich der Aggressionstrieb gegen den Süden richtet?«
    »Die Methode ist unmenschlich!« äußerte sich ein Zwischenrufer der Opposition.
    Breda lächelte.
    »Darüber kann man geteilter Meinung sein. Sollen wir vielleicht wieder die Todesstrafe einführen? Finden Sie es humaner, wenn einem Verurteilten keine Chance mehr gegeben wird und er, wenn er den Weg zur Todeszelle antritt, mit seinem sicheren Ende rechnen muß? Ich glaube, das Todesschach ist menschlicher, humaner. Im Spiel hat der Verurteilte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher