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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach
Autoren: Clark Darlton
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Larko sagte, klang einleuchtend. Die Gefahr Grödig war eine Realität, wenn auch die Regierung noch glaubte, leicht mit ihr fertig werden zu können. Sie schien jedoch vergessen zu haben, daß ein toter Märtyrer mehr Schaden anrichten konnte als ein lebendiger Fanatiker.
    Sie vergaß die Untergrundbewegung Grödigs.
    »Ich werde Sie morgen in der Sitzung des Nord-Parlamentes unterstützen, Larko. Wenigstens in diesem Punkt. Grödig muß zur Fernsehshow werden. Er soll glauben, die Welt zu beherrschen, dann wird er endgültig die Maske fallen lassen – und nichts als Haß ernten. Damit ist er erledigt.«
    Larko lächelte noch immer.
    »Fein, daß wir uns einig sind.« Er deutete zum Bildschirm. »Wollen wir kurz einschalten, um zu sehen, ob Grams noch lebt?«
    Bender nickte.
     
    Grams lebte noch.
    Die einzelnen Spielfelder waren nicht identisch, und das dem Läufer abgenommene Feld kannte er nicht. Es gab immer nur ein Merkmal, das auf jedem der vierundsechzig Felder zu finden war: der zehn Meter hohe kahle Hügel in der Mitte.
    Die Sichel des Mondes leuchtete stärker als zuvor. Der Schein warf schwache Schatten und ließ Einzelheiten erkennen, wenn man gute Augen hatte. Und Grams hatte sehr gute Augen.
    Endlich, nachdem er eine halbe Stunde gewartet hatte, sah er das metallische Aufblitzen in der Finsternis der Mulde. Der Springer war unvorsichtig gewesen und hatte den Lauf der Waffe soweit angehoben, daß er in den Bereich der Mondstrahlen geriet. Damit hatte er sich verraten.
    Er saß also noch immer in seinem Versteck.
    Grams atmete auf. Er hatte es mit einem unentschlossenen und etwas ängstlichen Charakter zu tun. Damit wurde er fertig. Dem Gegner halfen auch seine überlegenen Waffen nichts. Es kam nur noch darauf an, ihn im richtigen Augenblick zu überraschen.
    Vorsichtig ließ er sich am Stamm herabgleiten, immer darauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen und das Holz zwischen sich und dem Infrarotsucher des Springers zu haben. Die winzigen Spuren seiner Körperwärme, die um den Stamm herum abstrahlten, würden ihn kaum verraten.
    Seine Hand spürte den Lanzenschaft. Er überlegte fünf oder sechs Sekunden, dann verzichtete er auf seine Waffe. Sie würde ihm nicht viel nützen, wenn er frühzeitig entdeckt wurde, und das konnte er nur vermeiden, wenn er übervorsichtig war. Mit der Lanze behinderte er sich selbst.
    Das nächste Mal – wenn es ein nächstes Mal gab – würde er ein Messer wählen, falls er als Bauer beginnen mußte.
    Er hing am untersten Ast und berührte mit den Zehenspitzen den Boden, immer noch hinter dem Stamm verborgen. Vorsichtig ließ er los. Nun stand er zwar in ausgezeichneter Deckung, aber der Springer lag in einer Mulde. Damit aber auch sein Gewehr, oder was immer er als Schnellfeuerwaffe gewählt hatte.
    Und natürlich das Infrarotgerät.
    Grams blieb vorerst, wo er war. Er dachte daran, daß ihn Millionen sensationslüsterner Videozuschauer nun sehen konnten, als wäre es heller Tag. Sie konnten jede seiner Bewegungen beobachten und würden ihre Wetten abschließen.
    Das Gefühl, ständig überwacht zu werden, störte ihn ein wenig, aber es ließ sich nicht ändern. Es gehörte zu den Spielregeln.
    Da, ein Geräusch …!
    Der Springer kroch aus seinem Versteck.
    Grams machte sich schmal, um die Baumdeckung nicht zu verlieren. Es war lebenswichtig, daß er nicht von den suchenden Infrarotstrahlen erfaßt wurde. Solange sein Gegner ihn nicht ortete, würde er sich sicher fühlen und unvorsichtig werden.
    Und dann ging alles sehr schnell.
    Grams hörte, daß sich seinem Baumversteck leise Schritte näherten. Ihm war klar, was der Springer vorhatte. Er wollte zum Hügel, von wo aus er sein Suchgerät am günstigsten einsetzen konnte. Vom Gipfel des kahlen Hügels aus konnte das ganze Feld eingesehen werden.
    Im Mondschein erkannte Grams Sekunden später die dunklen Umrisse seines Gegners, der schmächtig und überraschend klein war. Er sah die Waffe, eine kleine Maschinenpistole mit einem fünfzigschüssigen Magazin. Eine tödliche Waffe in der Hand eines geübten Schützen. Wenn der Springer erst einmal seinen Gegner entdeckt hatte, gab es kein Entrinnen mehr. Dann war Grams rettungslos verloren.
    Als der Springer zwei Meter entfernt an dem Baum vorbeiging, sprang Grams, beide Hände vorgestreckt. Der Gegner stürzte zu Boden und Grams mit ihm. Er hatte zwar sein Ziel – den Hals des Springers – verfehlt, aber er ließ den Körper nicht aus seinen harten Fäusten. Mit
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