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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer
Autoren: Jonathan Kellerman
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normalerweise auf Trunkenheit am Steuer hinausläuft, aber Bryczinskis Blutalkoholgehalt hatte unterhalb des Grenzwerts gelegen.
    Als er gebeten wurde, zu einer zweiten Besichtigung des Tatorts zu kommen, sagte er: »Klar.« Dann: »Wieso?«
    »Wir könnten Ihre Hilfe gebrauchen, Doyle.«
    Durch das Hinken des Wachmannes wurde der Aufstieg in den zweiten Stock zu einer mühseligen Schinderei.
    Milo ließ ihn eine Weile dastehen und die Leichen betrachten. Schweißperlen säumten Bryczinskis Haaransatz. Sein Rücken war kränklich gekrümmt. Er war vierzig, sah aber aus wie fünfzig, hatte dünne, rotblonde Haare, die größtenteils grau waren, und ein schmales Gesicht, das an den falschen Stellen eingesunken war. Eins siebzig groß, sechzig Kilo schwer, klatschnass geschwitzt. Eine kleine, billige Taschenlampe hing an seinem Gürtel, der bis zum letzten Loch zugezogen war. Niemand nahm das Absichern dieser Baustelle ernst.
    »Na ja«, sagte er.
    »Sind Sie sich sicher, dass Sie die beiden nicht kennen?«
    Bryczinskis Augen wurden schmaler. »Warum sollte ich?«
    »Jetzt, wo Sie ihre Gesichter sehen können, meine ich.«
    »Ich seh sie, aber kennen tu ich die zwei mit Sicherheit nicht.« Er wich zur Wand zurück. Kurz bevor er dagegen stieß, ergriff Milo ihn am Arm.
    Bryczinski machte sich steif. »Hey.«
    »Tut mir leid, Doyle. Wir müssen alles auf Fingerabdrücke untersuchen. Sie kennen den Ablauf doch sicher.«
    »Ach, yeah. Klar.«
    »Bei so einer Sache muss ich alle möglichen Fragen stellen«, sagte Milo. »Sie sind öfter hier oben als irgendjemand anders. Das heißt, wenn irgendjemand herkommt und Unfug treibt, müssten Sie es am ehesten wissen.«
    »Ich komme zwar hierher, bin aber nicht oft hier oben.« Der Wachmann stampfte leicht auf. Sperrholz dröhnte. »Sobald ich nachgeschaut habe, zisch ich ab und komm bis Dienstende nicht mehr zurück.«
    »Gefällt Ihnen die Aussicht nicht?«
    »Ich muss arbeiten, hab keine Zeit für Aussichten.«
    »Dann treibt sich also nie jemand hier rum.«
    »Wer zum Beispiel?«
    »Irgendwer«, sagte Milo.
    »Ein Obdachloser zum Beispiel? Meinen Sie, es war einer dieser Idioten, der von ihnen überrascht wurde und durchgedreht ist?«
    »Möglich ist alles, Doyle.«
    »Tja, das ist lange nicht mehr vorgekommen«, sagte Bryczinski, während er einen weiteren Blick auf die Leichen riskierte. »Ein Obdachloser, mein ich.«
    »Haben Sie Ärger mit Hausbesetzern?«
    »Nee, eigentlich nicht. Vor etwa einem Jahr - ein bisschen länger vielleicht, anderthalb Jahre, komm ich eines Morgens hierher und finde Dreck vor. Nicht hier droben - im ersten Stock.«
    »Jemand hat Erdreich reingeschleppt?«
    »Menschlichen Dreck. Sie wissen schon, was ich meine.«
    »Jemand hat hier seine Notdurft verrichtet?«
    »Mitten im ersten Stock, einen Schritt von der Treppe entfernt. Ekelhaft. Außerdem Essensverpackungen - Taco Bell, Wachsbecher, fettiges Papier. Bohnen und Soßeflecken auf dem Boden. Jemand hat mexikanisch gegessen und dann alles eingemüllt.«
    »So eine Sauerei«, sagte Milo.
    »Ich habe in der Firma angerufen, und die haben gesagt, räum’ auf. Aber mit was bitteschön? Hier gibt’s kein Wasser, bloß einen kaputten Schlauchanschluss, aber keinen Druck. Ich habe gesagt, scheiß drauf. Warum soll ich mir überhaupt die ganze Mühe machen? Was soll den Idioten davon abhalten, am nächsten Tag wiederzukommen und das Gleiche noch mal zu machen?«
    »Hat er’s getan?«
    »Nee. Aber ein bisschen später, etwa einen Monat später, sind ein paar Mexikaner drin gewesen und haben wieder gegessen. Gott sei Dank haben die nicht gekackt.«
    »Woher wissen Sie, dass es Mexikaner waren?«
    »Taco-Bell-Verpackungen. Und zu viel für eine Person.«
    »Alle möglichen Leute essen beiTaco Bell.«
    »Yeah, na ja«, sagte Bryczinski, »alle möglichen Leute hinterlassen aber kein mexikanisches Geld. Idiotenmünzen, Pesos, was auch immer. Ich habe mich erkundigt, nichts wert, deshalb hab ich sie meiner Nichte gegeben, die ist vier.«
    »Irgendwelche anderen Eindringlinge?«
    »Nee, das ist alles.«
    »Keine Hinweise, dass jemand hier raufkam, um sich zu verlustieren?«
    »Nee. Beim zweiten Mal hab ich gedacht, irgendwelche Illegalen, die in einem der andern Bonzenhäuser arbeiten, hätten keine Bleibe gehabt und deshalb hier geschlafen. Mich wundert’s bloß, dass hier nicht mehr Idioten einbrechen. Ich hab Ihnen ja die Kette gezeigt. Wollen Sie was über Tiere wissen?«
    »Was für
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