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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition)
Autoren: Nick Hornby
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D ie ewigen Top Five meiner unvergeßlichsten Trennungen für die einsame Insel in chronologischer Reihenfolge:

    1. ALISON ASHWORTH
    2. PENNY HARDWICK
    3. JACKIE ALLEN
    4. CHARLIE NICHOLSON
    5. SARAH KENDREW

    Das waren diejenigen, die wirklich weh getan haben. Findest du deinen Namen darunter, Laura? Ich schätze, du könntest dich unter die Top Ten mogeln, aber unter den Top Five ist kein Platz für dich; diese Plätze sind für Demütigungen und Herzschmerz eines Kalibers reserviert, die du mir gar nicht zufügen könntest. Das klingt wahrscheinlich grausamer, als es gemeint ist, aber es läßt sich nicht leugnen, daß wir zu alt sind, um uns gegenseitig unglücklich zu machen, und das ist ein Vorteil, kein Nachteil, also mach nicht den Fehler, die Liste persönlich zu nehmen. Diese Zeiten sind passé, und ich weine ihnen nicht nach; damals bedeutete Unglücklichsein noch etwas. Heute ist es nur lästig, wie eine Erkältung oder Geldmangel. Wenn du mich wirklich fertigmachen wolltest, hättest du früher kommen müssen.
    1. ALISON ASHWORTH (1972)
    Die meisten Abende trieben wir uns im Park bei mir zu Hause um die Ecke rum. Ich lebte in Hertfordshire, hätte aber ebensogut in irgendeiner anderen englischen Vorstadt wohnen können: Es war die typische Vorstadt und der typische Park – drei Minuten von zu Hause, auf der anderen Seite der Straße mit der kleinen Geschäftszeile (ein VG-Supermarkt, ein Zeitschriftenladen, ein Spirituosenladen). Es gab nichts, woran man erkennen konnte, in welcher Gegend man sich befand. Falls die Läden offen gewesen wären (und sie schlossen um halb sechs, donnerstags um eins und hatten sonntags gar nicht auf), hätte man zum Zeitschriftenstand gehen und nach einer Lokalzeitung sehen können, aber selbst das hätte einem keinen wesentlichen Anhaltspunkt gegeben.
    Wir waren zwölf oder dreizehn und hatten gerade die Ironie entdeckt – zumindest das, was ich später als Ironie erkannte: Auf der Schaukel oder dem Karussell und dem anderen vor sich hinrostenden Kinderzeugs zu spielen, gestatteten wir uns nur, wenn wir das mit einer gewissen verlegenen ironischen Distanz tun konnten. Die äußerte sich entweder in aufgesetzter Geistesabwesenheit (pfeifen, angeregt plaudern oder mit einer Kippe oder Streichholzschachtel herumspielen klappte meistens) oder einem Flirt mit der Gefahr: Also sprangen wir von der Schaukel, wenn sie am höchsten stand, sprangen aufs Karussell auf, wenn es sich am schnellsten drehte und schwangen die Schiffsschaukel hoch, bis sie fast senkrecht stand. Sobald man nur irgendwie beweisen konnte, daß dieser Kinderkram die Möglichkeit bot, sich die Rübe aufzuschlagen, fanden wir es wieder okay, darauf zu spielen.
    Allerdings kannten wir keine Ironie, wenn es um Mädchen ging. Uns fehlte einfach die Zeit, sie zu entwickeln. Im einen Augenblick gab es noch keine Mädchen, jedenfalls nicht in einer Form, die uns interessiert hätte, und im nächsten Augenblick waren sie nicht mehr zu übersehen; sie waren allgegenwärtig, wohin man auch sah. Gerade noch hatte man ihnen nur dafür, daß sie die eigene Schwester oder die eines anderen waren, eine Kopfnuß verpassen wollen, und im nächsten Augenblick wollte man … ehrlich gesagt, wußten wir nicht, was wir im nächsten Augenblick wollten, aber da war etwas, irgend etwas. Beinahe über Nacht waren all diese Schwestern (es gab keine andere Sorte von Mädchen, noch nicht) interessant, ja verwirrend geworden.
    Was, bitte, hatten wir denn, was wir vorher nicht gehabt hatten? Kieksige Stimmen, aber was hat man schon von einer Kieksstimme – sie macht einen lächerlich, nicht begehrenswert. Und das sprießende Schamhaar war ein strenges Geheimnis zwischen uns und unseren Unterhosen, und Jahre sollten vergehen, bis jemand vom anderen Geschlecht bestätigen konnte, daß es da war, wo es hingehörte. Die Mädchen hingegen hatten ganz unübersehbar Brüste und eine zu ihnen passende neue Art zu gehen: mit über der Brust verschränkten Armen, einer Pose, mit der sie das, was passiert war, gleichzeitig überspielten und betonten. Und dann das ganze Make-up und Parfüm – ausnahmslos billig und ungeschickt, manchmal bis zur Lächerlichkeit aufgetragen, aber doch ein ziemlich alarmierendes Zeichen dafür, daß eine Entwicklung ohne uns, jenseits unseres Horizonts, hinter unserem Rücken stattgefunden hatte.
    Ich fing an, mit einer von ihnen zu gehen … halt, stimmt nicht … ich hatte absolut keinen Anteil an dem
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