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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition)
Autoren: Nick Hornby
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erwartet, ich würde ja sagen?«
    »Weiß nicht. Hab' nicht richtig darüber nachgedacht. Das Fragen war das eigentlich Wichtige.«
    »Na, gefragt hast du ja.« Aber sie sagt es liebevoll, als wüßte sie, daß ich etwas Nettes gefragt habe, daß es seine Bedeutung hatte, auch wenn sie nicht interessiert ist. »Danke.«

E he die Band auf die Bühne kommt, läuft alles großartig. Früher dauerte es immer seine Zeit, die Leute warmzuspielen, aber heute gehen sie von Anfang an mit. Das liegt teilweise daran, daß die meisten der Leute, die heute abend da sind, einige Jährchen älter sind als vor einigen Jahren, falls ihr versteht, was ich meine – mit anderen Worten, es ist genau dasselbe alte Publikum, nicht deren Nachfolger von 1994 – und sie wollen nicht bis halb zwölf oder eins warten, bis sie loslegen: Dazu sind sie heutzutage zu müde, und sowieso müssen einige von ihnen heim, um den Babysitter abzulösen. Aber hauptsächlich liegt es daran, daß echte Partyatmosphäre herrscht, eine richtige Man-muß-die-Feste-feiern-wie-sie-fallen-Hochstimmung, als sei das eine Hochzeitsfeier oder eine Geburtstagsparty und nicht ein Club, den es auch nächste und vielleicht sogar übernächste Woche noch geben wird.
    Aber ich muß sagen, daß ich schweinegut bin, daß ich nichts von der alten Magie verloren habe. Nach einer Sequenz – die O'Jays (»Back Stabbers«), Harold Melvin and the Bluenotes (»Satisfaction Guaranteed«), und Madonna (»Holiday«), »The Ghetto« (das mit einem Johlen begrüßt wird, als sei es mein Song, nicht einer von Donny Hathaway) und »Nelson Mandela« von den Specials – winseln sie um Gnade. Und dann ist die Band dran.
    Mir wurde befohlen, sie anzukündigen, Barry hat mir sogar aufgeschrieben, was ich sagen sollte: »Ladies und Gentlemen, fürchtet euch. Fürchtet euch sehr. Hier sind … SONIC DEATH MONKEY!« Aber er kann mich am Arsch lecken, und schließlich brumme ich nur den Namen der Band ins Mikrophon.
    Sie tragen Anzüge und schmale Schlipse, und als sie die Gitarren an den Verstärker anschließen, ertönt ein entsetzliches Feedback-Jaulen, das ich im ersten Schrecken für ihre Eröffnungsnummer halte. Aber Sonic Death Monkey sind nicht mehr, was sie waren. Sie sind auch nicht mehr Sonic Death Monkey.
    »Wir heißen nicht mehr Sonic Death Monkey«, sagt Barry, als er ans Mikro tritt. »Wir sind möglicherweise kurz davor, die Futuristics zu werden, aber das ist noch nicht entschieden. Heute abend sind wir jedenfalls Backbeat. One, two, three … WELL SHAKE IT UP BABY …« Und damit sind sie mitten in »Twist and Shout«, Note für Note perfekt, und der ganze Laden steht Kopf.
    Und singen kann Barry auch.
    Sie spielen »Route 66« und »Long Tall Sally« und »Money« und »Do You Love Me«, und als Zugabe bringen sie »In The Midnight Hour« und »La Bamba«. Jeder Song ist, kurz gesagt, gut abgehangen und von hohem Wiedererkennungswert, und hundertprozentig geeignet, ein Publikum von Mittdreißigern zu erfreuen, das Hip Hop für etwas hält, was ihre Kinder bei der rhythmischen Sportgymnastik machen. Das Publikum ist sogar so begeistert, daß es die Songs aussitzt, die ich vorgesehen hatte, um sie wieder in Schwung zu bringen, nachdem Sonic Death Monkey sie in Angst und Verwirrung versetzt haben.
    »Was war denn mit euch los?« frage ich Barry, als er verschwitzt, mit leichter Schlagseite und sehr mit sich zufrieden ans DJ-Pult kommt.
    »War es in Ordnung?«
    »Es war besser, als ich erwartet hatte.«
    »Laura hat gesagt, wir dürften nur spielen, wenn wir für den Abend ein paar anständige Songs lernen würden. Aber wir fanden es spitze. Die Jungs reden davon, das Popstar-Ding abzublasen und bei Silberhochzeiten zu spielen.«
    »Was hältst du davon?«
    »Warum nicht, doch. Ich hatte mir sowieso schon Gedanken über unsere musikalische Ausrichtung gemacht. Ich sehe lieber Leute zu ›Long Tall Sally‹ tanzen, als mit den Händen über den Ohren zum Ausgang flüchten.«
    »Gefällt's dir im Club?«
    »Ganz okay. Bißchen populistisch für meinen Geschmack, weißt du«, sagt er. Er meint das völlig ernst.
    Der Rest des Abends ist wie das Ende eines Films. Die ganze Besetzung tanzt: Dick mit Anna (er steht nur so da und scharrt mit den Füßen, Anna hält seine Hände und versucht ihn aus der Reserve zu locken), Marie mit T-Bone (Marie ist betrunken, T-Bone späht über ihre Schulter nach einer anderen – Caroline! –, an der er offensichtlich Interesse hat), Laura mit Liz
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