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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition)
Autoren: Nick Hornby
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vergeblichen Hoffnung, ihm eine Kultgemeinde aufzubauen. Den unteren Teil dieses Handzettels kann man nicht sehen, weil eine Band ihn mit einer ganzen Reihe kleiner Handzettel zugepflastert hat, also reiße ich sie ab und da steht es: »STAX ATLANTIC MOTOWN R&B MERSEYBEAT UND DIE EIN ODER ANDERE MADONNA-SINGLE – TANZMUSIK FÜR ALTE LEUTE – DJ ROB FLEMING.« Schön zu sehen, daß ich nach all den Jahren immer noch dabei bin.
    Was läuft hier? Es gibt eigentlich nur drei Möglichkeiten: a) der Handzettel hängt seit 1986 hier und ist von Handzettel-Archäologen gerade erst entdeckt worden, b) ich habe mich entschlossen, den Club wieder aufleben zu lassen, die Handzettel drucken lassen, sie aufgehängt und dann einen ziemlich plötzlichen Anfall von Gedächtnisschwund erlitten, c) irgend jemand hat beschlossen, den Club für mich wieder aufleben zu lassen. Ich vermute mal, Erklärung »c« ist der sicherste Tip und gehe nach Hause, um auf Laura zu warten.

    »Es ist ein verspätetes Geburtstagsgeschenk. Die Idee kam mir, als ich mit Ray zusammenlebte, und ich fand sie so gut, daß ich mich richtig ärgerte, weil wir nicht mehr zusammen waren. Vielleicht bin ich deshalb zurückgekommen. Freust du dich?« fragt sie. Sie war nach der Arbeit mit ein paar Leuten noch einen trinken und hat einen kleinen Schwips.
    Ich hatte vorher nicht darüber nachgedacht, aber, ja, ich freue mich. Ich bin nervös und eingeschüchtert – was muß ich da alles für Platten raussuchen und an Equipment besorgen –, aber ich freue mich. Ich bin geradezu ekstatisch.
    »Dazu hattest du kein Recht«, erkläre ich ihr. »Angenommen …«
    Was?
    »Angenommen, ich hätte etwas vorgehabt, was ich nicht absagen kann?«
    »Was hast du je zu tun, was nicht abgesagt werden kann?«
    »Darum geht es nicht.« Ich weiß nicht, warum ich so sein muß, ganz abweisend und mürrisch, und »was mußt du dich da einmischen«. Ich sollte in Tränen der Freude und Dankbarkeit ausbrechen, anstatt den Beleidigten zu spielen.
    Sie seufzt, läßt sich aufs Sofa fallen und schüttelt ihre Schuhe von den Füßen.
    »Na trotzdem. Du machst es.«
    »Vielleicht.«
    Eines Tages werde ich, wenn so etwas passiert, einfach danke, ist ja toll, daß du daran gedacht hast, ich freu mich drauf, sagen. Aber jetzt noch nicht.

    »Du weißt ja, daß wir in der Pause auftreten wollen?« sagt Barry.
    »Den Teufel werdet ihr.«
    »Laura hat gesagt, wir dürfen. Wenn ich ihr mit den Handzetteln und allem helfen würde.«
    »Du lieber Himmel. Du wirst sie doch nicht beim Wort nehmen?«
    »Klar werden wir das.«
    »Ich gebe euch zehn Prozent von der Tür, wenn ihr nicht auftretet.«
    »Die kriegen wir sowieso.«
    »Was hat sie sich dabei gedacht? Okay, zwanzig Prozent.«
    »Nein. Wir brauchen den Auftritt.«
    »Hundertzehn Prozent. Das ist mein letztes Angebot.«
    Er lacht.
    »Es ist mein Ernst. Wenn wir hundert Leute zusammenkriegen, die pro Nase einen Fünfer zahlen, gebe ich dir fünfhundertfünfzig Pfund. Soviel ist es mir wert, euch nicht spielen hören zu müssen.«
    »Wir sind nicht so schlecht, wie du denkst, Rob.«
    »So schlecht könnt ihr gar nicht sein. Hör mal, Barry. Da werden auch Leute von Lauras Arbeit sein, Leute mit Hunden und Kindern und Tina-Turner-LPs. Wie willst du mit denen fertig werden?«
    »Fragt sich eher, wie die mit uns fertig werden. Wir heißen übrigens nicht mehr Barrytown. Sie hatten von der Barry/ Barrytown-Nummer die Nase voll. Wir nennen uns SDM. Sonic Death Monkey.«
    »Sonic Death Monkey?«
    »Wie findest du es? Dick gefällt's.«
    »Barry, du bist über Dreißig. Du schuldest es dir selbst und deinen Freunden und deiner Mum und deinem Dad, nicht in einer Band zu singen, die Sonic Death Monkey heißt.«
    »Ich schulde es mir selbst, bis zum Äußersten zu gehen, Rob, und diese Band geht wirklich bis zum Äußersten. Ein Stückchen weiter sogar.«
    »Soweit wirst du mich treiben, wenn du nächsten Freitag in meine Nähe kommst.«
    »Das ist ja das, was wir wollen. Reaktionen. Und wenn Lauras bourgeoise Anwaltsfreunde damit nicht klarkommen, dann sollen sie uns am Arsch lecken. Sollen sie doch reklamieren, damit werden wir fertig. Auf die haben wir nur gewartet.« Er schließt mit einem Kichern, das er in törichtem Optimismus für den Ausdruck dämonischen Drogenirrsinns hält.

    Es gibt Menschen, die das alles genießen würden. Sie würden eine Anekdote daraus machen, sie würden sie im Geiste genüßlich ausformulieren, während noch der Pub
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