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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition)
Autoren: Nick Hornby
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Nichts da!
    »Oh, ich bin sicher, daß mir da etwas einfällt.«
    »A Horse With No Name«. »Beep Beep«. »Ma Baker«. »My Boomerang Won't Come Back«. Plötzlich wird mein Kopf überschwemmt mit Titeln abscheulicher Platten, und ich fange fast an zu hyperventilieren.
    »Okay, schreib ›Sin City‹ auf.« Es muß doch noch eine weitere gute Platte in der gesamten Geschichte der Popmusik gegeben haben.
    »Baby Let's Play House.«
    »Von wem ist das?«
    »Elvis Presley.«
    »Oh. Natürlich.«
    »Und …« Aretha. Denk auch an Aretha.
    »›Think‹ von Aretha. Franklin.«
    Nicht aufregend, aber man kann damit leben. Drei geschafft. Bleiben noch zwei. Nun mach schon, Rob.
    »›Louie, Louie‹ von den Kingsmen. ›Little Red Corvette‹ von Prince.«
    »Wunderbar. Sehr schön.«
    »War's das?«
    »Tja, ich hätte nichts gegen ein kurzes Gespräch, wenn du noch Zeit hast.«
    »Klar. Aber für die Liste ist das alles?«
    »Das macht fünf. Willst du noch was ändern?«
    »Habe ich ›Stir It Up‹ von Bob Marley genannt?«
    »Nein.«
    »Das nehme ich lieber noch rein.«
    »Was willst du rauslassen?«
    »Prince.«
    »Kein Problem.«
    »Und dann nehme ich ›Angel‹ anstelle von ›Think‹.«
    »In Ordnung.« Sie schaut auf ihre Armbanduhr. »Ich stelle dir lieber noch ein paar Fragen, ehe ich zurückmuß. Warum willst du den Club wieder aufmachen?«
    »Eigentlich war es die Idee einer Freundin.« Einer Freundin. Erbärmlich. »Sie hat es angeleiert, ohne mir davon zu erzählen, als eine Art Geburtstagsgeschenk. Ich glaube, ich sollte auch lieber James Brown reinnehmen. ›Papa's Got A Brand New Bag‹. Statt Elvis.«
    Ich sehe ihr aufmerksam zu, wie sie die notwendige Streichung und Neueintragung vornimmt.
    »Nette Freundin.«
    »Ja.«
    »Wie heißt sie?«
    »Ähmmm … Laura.«
    »Nachname?«
    »Nur … Lydon.«
    »Und das Motto, ›Tanzmusik für alte Leute‹. Ist das von dir?«
    »Von Laura.«
    »Was bedeutet es?«
    »Hör zu, es tut mir schrecklich leid, aber ich hätte ›Family Affair‹ von Sly and the Family Stone gerne drin. Statt ›Sin City‹.«
    Wieder streicht sie aus und kritzelt dazwischen.
    »›Tanzmusik für alte Leute?‹«
    »Ach, du weißt ja … viele Leute sind zwar nicht zu alt für Clubs, aber sie sind zu alt für Acid Jazz und Garage und Ambient und all so was. Sie möchten ein bißchen Motown und alten Funk und Stax und ein bißchen was Neues schön durcheinandergemischt hören, und die wissen nicht, wo sie hingehen sollen.«
    »Da sagst du was. Damit kann ich was anfangen, vielen Dank.« Sie kippt ihren Orangensaft hinunter. »Tschüs dann. Ich freue mich richtig auf nächsten Freitag. Ich fand es immer toll, was du aufgelegt hast.«
    »Wenn du möchtest, mache ich dir ein Tape.«
    »Wirklich? Das würdest du tun? Dann könnte ich zu Hause meinen eigenen Groucho Club machen.«
    »Kein Problem. Tapes aufnehmen ist eins meiner Hobbys.«
    Ich weiß, daß ich es tun werde, vielleicht noch heute abend, und ich weiß auch, daß ich mir wie ein Verräter vorkommen werde, wenn ich das Zellophan von der Kassettenbox abmache und die Pausentaste drücke.

    »Ich glaub's einfach nicht«, sagt Laura, als ich ihr von Caroline erzähle. »Wie konntest du nur?«
    »Was?«
    »Seit wir uns kennen, hast du mir vorgebetet, daß ›Let's Get It On‹ von Marvin Gaye die größte Platte aller Zeiten ist, und jetzt hast du sie nicht mal in deinen Top Five.«
    »Oh, Scheiße-Pisse-Arsch! Ich wußte, ich hatte …«
    »Und was ist aus Al Green geworden? Und The Clash? Und Chuck Berry? Und der Mann, über den wir Streit hatten? Solomon Sowieso?«
    Gottverdammt.

    Ich rufe Caroline am nächsten Morgen an. Sie ist nicht da. Ich lasse ihr etwas ausrichten. Sie meldet sich nicht. Ich rufe wieder an. Ich hinterlasse noch eine Nachricht. Es wird langsam peinlich, aber meine Top Fünf gehen mir nicht ohne »Let's Get It On« in Druck. Bei meinem dritten Versuch habe ich sie am Apparat; sie klingt verlegen, mit abbittendem Unterton, entspannt sich jedoch, als sie hört, daß ich nur anrufe, um die Liste zu ändern.
    »Okay. Die definitiven Top Five. Nummer eins: ›Let's Get It On‹ von Marvin Gaye. Nummer zwei: ›This Is The House That Jack Built‹ von Aretha Franklin. Nummer drei: ›Back In The USA‹, von Chuck Berry. Nummer vier: ›White Man In Hammersmith Palais‹, von The Clash. Und schließlich und endlich, ha, ha, ›So Tired of Being Alone‹ von Al Green.«
    »Ich kann die Liste nicht noch mal ändern,
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