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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition)
Autoren: Nick Hornby
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mit ihr, und sie kümmert sich um mich und macht sich Gedanken über mich und macht den Groucho für mich klar, aber was zählt das alles schon, wenn eine mit nackten Armen, nettem Lächeln und Doc Martens in den Laden kommt und sagt, sie wolle mich interviewen? Nichts zählt es, aber vielleicht sollte es etwas höher bewertet werden.
    Scheiß drauf. Ich schicke das Scheißtape mit der Post.
    Wahrscheinlich.

S ie verspätet sich eine Viertelstunde, was bedeutet, daß ich seit einer Dreiviertelstunde im Pub sitze und auf ein und denselben Zeitschriftenartikel starre. Sie entschuldigt sich, allerdings nicht gerade überschwenglich, wenn man bedenkt, aber ich verliere kein Wort darüber. Der Tag ist nicht danach.
    »Cheers«, sagt sie und stößt mit ihrer Weißweinschorle meine Flasche Sol an. Ein Teil ihres Make-ups ist in der Hitze des Tages zerlaufen, und ihre Wangen sind rosig, sie sieht bezaubernd aus. »Das ist eine nette Überraschung.«
    Ich sage nichts. Ich bin zu nervös.
    »Machst du dir Sorgen wegen morgen abend?«
    »Nicht besonders.« Ich konzentriere mich darauf, den Limonenschnitz den Flaschenhals hinunterzudrücken.
    »Willst du mit mir reden, oder soll ich meine Zeitung rausholen?«
    »Ich will mit dir reden.«
    »Schön.«
    Ich schwenke das Bier, damit es schön limonig wird.
    »Worüber willst du mit mir reden?«
    »Ich will mit dir besprechen, ob du heiraten willst – mich.«
    Sie lacht schallend. »Ha ha ha. Hoo hoo hoo.«
    »Es ist mein Ernst.«
    »Ich weiß.«
    »Na, tausend Dank.«
    »Oh, tut mir leid. Aber vor zwei Tagen warst du noch in diese Frau verliebt, die dich für das Stadtteilblättchen interviewt hat, oder?«
    »Nicht gerade verliebt, aber …«
    »Nun, du mußt schon verzeihen, daß ich dich nicht für den zuverlässigsten Kandidaten der Welt halte.«
    »Würdest du mich heiraten, wenn ich's wäre?«
    »Nein, eher nicht, glaube ich.«
    »Schön. Na dann, okay. Sollen wir heimgehen?«
    »Schmoll nicht. Wie kommst du plötzlich darauf?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Äußerst überzeugend.«
    »Bist du zu überzeugen?«
    »Nein. Ich glaube nicht. Ich bin nur neugierig, wie jemand, der noch vor zwei Tagen für den einen Menschen Kassetten aufgenommen hat, plötzlich darauf kommt, einem anderen einen Heiratsantrag zu machen. Das ist doch verständlich, oder?«
    »Ist verständlich.«
    »Also?«
    »Ich hatte es einfach satt, dauernd darüber nachzudenken.«
    »Was alles?«
    »Dieses Zeug. Liebe und Ehe. Ich will lieber an andere Dinge denken.«
    »Ich habe meine Meinung geändert. Das ist das Romantischste, was ich je gehört habe. Ja. Ich will.«
    »Halt den Mund. Ich versuche es nur zu erklären.«
    »Tut mir leid. Mach weiter.«
    »Sieh mal, ich habe immer Angst vorm Heiraten gehabt, wegen, na ja, du weißt ja, Ehefesseln, ich will meine Freiheit nicht aufgeben, das ganze Zeug. Aber als ich an dieses blöde Mädchen dachte, sah ich plötzlich, daß es genau umgekehrt war: daß man, wenn man jemanden heiratet, von dem man weiß, daß man ihn liebt, und sein Leben ordnet, den Kopf frei hat für andere Dinge. Ich weiß, daß du nicht weißt, was du für mich empfindest, aber ich weiß, was ich für dich empfinde. Ich weiß, daß ich bei dir bleiben will, mache dir und mir aber die ganze Zeit vor, es sei anders, und auf die Art kommen wir nie voran. Es ist, als würden wir alle paar Wochen einen neuen Vertrag schließen oder so, und das will ich nicht mehr. Und ich weiß, wenn ich verheiratet wäre, würde ich das ernst nehmen und keinen Unsinn mehr machen wollen.«
    »Und die Entscheidung darüber kannst du so mir nichts, dir nichts treffen, was? Ganz kaltblütig, zack zack, wenn ich das mache, mir passiert das und das? Ich bin mir nicht sicher, daß es so funktioniert.«
    »Aber das tut es, verstehst du? Nur weil es eine Beziehung ist und auf lauter Sentimentalitäten basiert, heißt das noch nicht, daß man keine intellektuellen Entscheidungen darüber treffen kann. Manchmal muß man das tun, andernfalls kommt man nie zu was. Das war mein großer Fehler. Ich habe mich vom Wetter und meinen Bauchmuskeln und einem tollen Akkordwechsel auf einer Pretenders-Single leiten lassen, und ab jetzt will ich meine Entscheidungen selbst treffen.«
    »Vielleicht.«
    »Was soll das heißen, vielleicht?«
    »Ich meine, vielleicht hast du recht. Aber das hilft mir nicht weiter, oder? So bist du immer. Du denkst dir irgendwas aus, und alle anderen müssen nach deiner Pfeife tanzen. Hast du wirklich
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