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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition)
Autoren: Nick Hornby
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überhaupt, vielleicht lag mir gar nicht so viel daran, meine Hand unter Pennys BH zu kriegen, wie ich dachte. Möglich, daß anderen Leuten mehr daran lag als mir. Nach ein paar Monaten, in denen ich mit Penny auf Sofas in der ganzen Stadt gekämpft hatte, hatte ich es satt: Ich hatte, unklugerweise, wie ich im nachhinein sagen muß, einem Freund gegenüber gestanden, ich sei nicht weitergekommen, und wurde zur Zielscheibe einer Reihe grausamer und unangenehmer Scherze. Ich gab Penny in meinem Schlafzimmer eine letzte Chance, während Mum und Dad sich im Gemeindesaal Toad of Toad Hall › Anmerkung in der Inszenierung einer örtlichen Theatergruppe ansahen. Ich ging dabei so gewaltsam vor, daß selbst eine erwachsene Frau empört und entsetzt gewesen wäre, erreichte jedoch nichts, und als ich sie nach Hause begleitete, sprachen wir kaum ein Wort miteinander.
    Als wir das nächste Mal miteinander ausgingen, zeigte ich ihr die kalte Schulter, und als sie mich am Ende des Abends küssen wollte, schob ich sie weg. »Was soll das?« fragte ich sie. »Es kommt ja doch nichts dabei raus.« Beim nächsten Mal fragte sie, ob ich noch mit ihr gehen wolle, und ich sah in die andere Richtung. Wir waren drei Monate miteinander gegangen, und für die Mittelstufe war das verdammt nah an einer festen Beziehung. (Ihre Mum und ihr Dad hatten sogar meine Mum und meinen Dad kennengelernt. Sie mochten sich.) Sie weinte dann, und ich haßte sie, weil sie mir Schuldgefühle machte und weil sie mich dazu getrieben hatte, mit ihr Schluß zu machen.
    Ich ging mit einem Mädchen namens Kim, von der ich sicher wußte, daß sie bereits einen rangelassen hatte und (mit der Vermutung lag ich richtig) nichts dagegen haben würde, wieder einen ranzulassen; Penny ging mit Chris Thomson aus meiner Klasse, einem Jungen, der mehr Freundinnen gehabt hatte als wir anderen zusammen. Ich hatte den Boden unter den Füßen verloren und sie wohl auch. Eines Morgens, vielleicht drei Wochen nach meinem letzten Ringkampf mit Penny, kam Thomson in unser Klassenzimmer geplatzt. »He, Fleming, du Spasti. Rat mal, wen ich letzte Nacht flachgelegt hab'?«
    Ich fühlte, wie sich der Raum um mich drehte.
    »Du bist ihr in drei Monaten nicht mal an die Titten gekommen, und ich hab' sie in der ersten Woche gebumst!«
    Ich glaubte ihm. Jeder wußte, daß er alles kriegte, was er wollte, von jeder, die er zu Gesicht bekam. Ich war erniedrigt, geschlagen, überboten worden. Ich fühlte mich blöd und mickrig, und viel, viel jünger als dieser unausstehliche, zu hoch aufgeschossene, großmäulige Schwachkopf. Ich hätte es mir nicht so nahegehen lassen dürfen. Thomson spielte, was Fragen des Unterleibs anging, in einer ganz anderen Liga, und es gab jede Menge kleiner, blöder Heckenpenner in der 4b, die nie auch nur den Arm um ein Mädchen gelegt hatten. Selbst mein, wenn auch wortloser, Beitrag zur Auseinandersetzung muß einen unglaublich weltmännischen Eindruck auf sie gemacht haben. Ich wahrte halbwegs mein Gesicht. Aber ich begriff immer noch nicht, was geschehen war. Was hatte diesen Meinungswandel in Penny bewirkt? Wie hatte aus Penny, dem Mädchen, das nichts mitmachte, ein Mädchen, das alles mitmachte, werden können? Vielleicht war es besser, nicht zuviel darüber nachzudenken, ich brauchte mein ganzes Mitleid für mich selbst.
    Ich nehme an, aus Penny ist was geworden, und ich weiß, daß aus mir was geworden ist und möchte meinen, daß sogar Chris Thomson nicht ganz so schlimm sein kann. Ich kann mir zumindest kaum vorstellen, daß er an seinen Arbeitsplatz, in seine Bank, sein Versicherungsbüro oder sein Autohaus gerauscht kommt, die Aktentasche auf den Tisch schmeißt und einen Kollegen mit roher Schadenfreude wissen läßt, er habe des Besagten Ehefrau »flachgelegt«. (Daß er die Ehefrau flachlegt, ist hingegen durchaus denkbar. Er sah wie einer aus, der Ehefrauen flachlegt, schon damals.) Frauen, die an Männern etwas auszusetzen haben – und es gibt alles Mögliche an ihnen auszusetzen –, sollten daran denken, wie wir angefangen haben und welch weiten Weg wir zu gehen hatten.
    3. JACKIE ALLEN (1975)
    Jackie Allen war die Freundin meines Freundes Phil, und ich spannte sie ihm aus, langsam und geduldig, über einen Zeitraum von Monaten. Es war nicht einfach. Sehr viel Zeit, Akribie und Verstellung waren dazu nötig. Phil und Jackie gingen etwa zur selben Zeit miteinander wie Penny und ich, nur daß sie immer weiter miteinander gingen: durch die
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