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Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund

Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund

Titel: Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund
Autoren: Manfred H. Rückert
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    Kapitel 1
     
     
    Freitag, 12. April 3112
    Solsystem, Planetoid Ceres
     
    »Zehra, wo bist du? Warum antwortest du nicht?«
    Telton Kort ballte vor Zorn die Hände zu Fäusten, als er keine Antwort erhielt. Warum sollte ausgerechnet er wieder einmal seine Kollegin suchen und zurückbringen? Schließlich war er der Vorarbeiter. Sein Vorgesetzter hatte manchmal eigenartige Ideen. Ständig provozierte Zehra Ryhan derartige Situationen. Einmal blieb sie hinter ihrer Gruppe zurück, ein anderes Mal eilte sie ihren Kollegen voraus, aber nur selten war sie bei ihren Leuten. Unter Teamfähigkeit verstand Kort etwas anderes.
    Warum lässt sich Ender Partack nur so ein Verhalten gefallen? , fragte er sich in Gedanken.
    Er blickte in den dunklen Stollen hinein, in dem Zehra Ryhan verschwunden war, doch kein noch so kleiner Lichtschein zeigte an, ob sie sich dort befand. Kort fluchte innerlich. Er hatte genau gesehen, dass Zehra diesen Gang genommen hatte. Abgesehen davon gab es nur diesen einen Weg, eine weitere Abzweigung existierte nicht.
    »Was soll der Blödsinn, Zehra?«, rief er ins Helmmikrofon. »Das ist kindisch, was du da anstellst. Ich finde dich doch sowieso!«
    Erneut erhielt Telton keine Antwort. Er stellte die Helmlampe auf größere Reichweite und machte sich mit ungelenken Schritten auf den Weg. Wegen der kaum vorhandenen Schwerkraft von Ceres mussten die hier stationierten Eisgräber und Wissenschaftler aufpassen, dass sie Riesensprünge vermieden. Ein Riss im Druckanzug konnte den Tod bedeuten. Da weiträumige künstliche Schwerkraftfelder nur sehr begrenzt zum Einsatz kommen konnten – zumindest in den Bereichen, die noch nicht ausgebaut waren –, wich man auf Bleianzüge, Magnetschuhe mit wechselnder Haftung auf Stahluntergrund oder Mikrogravitatoren aus, wie sie speziell von Ertrusern oder Epsalern getragen wurden, um bei einer Schwerkraft von einem Gravo nicht abzuheben. In diesem speziellen Fall hatte sich Telton Korts Team für Letzteres entschieden.
    Warte nur ab, du Miststück! , dachte er wütend. Wenn ich dich gefunden habe, werde ich dich an den Haaren zurückziehen!
    Dass diese Vorgehensweise unter den gegebenen Umständen zum Tod von Zehra Ryhan führen würde, bedachte er dabei nicht. Schließlich trug auch sie einen Schutzanzug mit integriertem, abgedichtetem, oben verstärktem Helm. Das Luftgemisch, das noch aus der Zeit der Lemurer stammte, bestand lediglich zum geringsten Teil aus Sauerstoff oder Stickstoff und wurde nur abgesaugt, wenn Gefahr bestand, dass es explosiv sein könnte. Selbstverständlich würde Telton Zehra keinesfalls den Helm ausziehen, aber allein der Gedanke daran, dass er die Nervensäge auf diese Art bestrafen könnte, verschaffte ihm sofort bessere Laune.
    Er war noch keine 200 Meter weit gekommen, als der Gang eine Biegung nach links machte. Ab hier herrschte Dunkelheit, nur das Licht seiner Helmlampe zeigte ihm den Weg. Kort blickte sich um. Keiner der Kollegen kam, um ihm zu helfen.
    Das ist typisch für euch faule Säcke! , fluchte er im Stillen. Natürlich wusste er, dass er den anderen damit Unrecht tat, denn Eisgräber halfen, wo sie nur konnten, aber wenn er sich ärgerte, reagierte er sich in Gedanken oft auf diese Art ab.
    Auf der anderen Seite war es ihm recht, dass er seine Ruhe hatte, so konnte er sich um seine andere Aufgabe kümmern.
    Seine Hauptaufgabe , wie er sich immer wieder ins Gedächtnis rufen musste.
    Als er die Biegung hinter sich gelassen hatte, schaltete er das Helmlicht aus. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, und nicht weit vor sich sah er einen Lichtschimmer.
    Er bewegte sich darauf zu, so schnell es unter diesen Umständen möglich war. Wenn etwas Außergewöhnliches passieren sollte, konnte er seine Kollegen immer noch über Helmfunk zu Hilfe rufen. Sie konnten sich in höchstens 500 Metern Entfernung aufhalten, auf keinen Fall weiter weg. So schnell hatte er sich nicht von ihnen entfernt.
    Der Schimmer kam eindeutig von einer Helmlampe, aus einer der gleichen Baureihe wie seine eigene. Vor einem Geröllhaufen stand eine nicht allzu große menschliche Gestalt, eingehüllt in einen der üblichen geschlossenen Druckanzüge.
    Die Gestalt hielt einen faustgroßen, silbrig leuchtenden Steinbrocken in ihren Händen. Sie schien vollkommen auf den Stein fixiert zu sein; auf jeden Fall bemerkte sie nicht sein Näherkommen.
    Das ist eindeutig Zehra, da gibt es keinen Zweifel , erkannte Telton Kort. Aber was hat sie in der
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