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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition)
Autoren: Nick Hornby
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nicht vier Uhr an einem Septembernachmittag.
    Ich schnorrte eine Kippe von Mark Godfrey, ging weg und setzte mich allein aufs Karussell.
    »Flittchen«, zischte Alisons Bruder David, und ich lächelte ihn dankbar an.
    Und das war's dann. Was hatte ich falsch gemacht? Erster Abend: Park, Kippe, Knutschen. Zweiter Abend: dito. Dritter Abend: dito. Vierter Abend: abgemeldet. Okay, okay. Vielleicht hätte ich die Zeichen erkennen sollen. Vielleicht habe ich es provoziert. Jetzt hab' ich's. So etwa beim zweiten »dito« hätte ich peilen müssen, daß es eng wurde, daß ich die Dinge so hatte schleifen lassen, daß sie sich nach einem anderen umzusehen begann. Aber sie hätte doch versuchen können, es mir zu erklären! Sie hätte mir doch wenigstens ein paar Tage mehr zugestehen können, um die Sache in Ordnung zu bringen!
    Meine Beziehung zu Alison Ashworth hatte sechs Stunden gedauert (die zwei Stunden zwischen Schule und Nationwide mal drei), ich kann also kaum behaupten, ich hätte mich daran gewöhnt, sie um mich zu haben, und mit mir allein nichts mehr anzufangen gewußt. Tatsächlich kann ich mich heute kaum noch an sie erinnern. Langes schwarzes Haar? Vielleicht. Klein? Sicher kleiner als ich. Schräge, fast orientalische Augen und dunkler Teint? Das könnte sie, könnte aber auch eine andere gewesen sein. Egal. Aber wäre für diese Liste Gram und nicht Chronologie ausschlaggebend, würde ich sie glatt auf Platz zwei setzen. Es wäre schön, wenn man glauben könnte, die Zeiten hätten sich geändert, seit ich erwachsen geworden bin, die Beziehungen seien kultivierter, die Frauen weniger grausam, das Fell dicker, die Reaktionen geschickter und die Instinkte schärfer geworden. Aber in allem, was mir seitdem widerfahren ist, scheint immer noch dieser Abend nachzuwirken; es kommt mir vor, als seien alle meine Liebesgeschichten verschlüsselte Varianten jener ersten. Natürlich mußte ich diesen endlosen Weg nie wieder gehen, und nie wieder mit so hochroten Ohren, ich mußte nie wieder die Players-Packungen zählen, um spöttischen Blicken auszuweichen und Tränenströme zurückzuhalten … nicht wirklich, nicht eigentlich, nicht tatsächlich. Es fühlt sich nur manchmal so an.
    2. PENNY HARDWICK (1973)
    Penny Hardwick war ein nettes Mädchen, und heutzutage stehe ich auf nette Mädchen, auch wenn ich mir damals nicht so sicher war. Sie hatte eine nette Mum und einen netten Dad, ein nettes Haus, Einfamilienhaus mit Garten, Baum und Fischteich, eine Nette-Mädchen-Frisur (sie war blond und trug ihr Haar halblang, Modell sportliche, saubere, gesunde Klassensprecherin), nette lächelnde Augen und eine nette jüngere Schwester, die höflich lächelte, wenn ich vor der Tür stand, und uns in Ruhe ließ, wenn wir in Ruhe gelassen werden wollten. Sie hatte nette Umgangsformen – meine Mum liebte sie – und sie bekam immer nette Zeugnisse. Penny sah nett aus, und ihre fünf Lieblingsstars waren Carly Simon, Carole King, James Taylor, Cat Stevens und Elton John. Viele Leute mochten sie. Sie war sogar so nett, daß sie mir nicht erlaubte, meine Hände unter oder nur auf ihren BH zu legen, also machte ich Schluß mit ihr, natürlich ohne ihr den Grund zu nennen. Sie weinte, und ich haßte sie dafür, weil sie mir Schuldgefühle machte.
    Ich kann mir gut vorstellen, was für eine Art Mensch aus Penny Hardwick geworden ist: ein netter Mensch. Ich weiß, daß sie aufs College ging, mit Erfolg abschloß und als Sendeleiterin bei der BBC landete. Ich schätze mal, sie ist heiter und ernsthaft, vielleicht etwas zu ernsthaft manchmal, und ehrgeizig, aber nicht so, daß es einem hochkommen muß. All diese Anlagen schlummerten schon in ihr, als wir miteinander gingen, und in einer anderen Phase meines Lebens hätte ich diese ganzen Tugenden toll gefunden. Damals jedoch war ich nicht an inneren Werten, sondern nur an Brüsten interessiert, und darum war sie nichts für mich.
    Wie gerne würde ich dir berichten können, daß wir lange tiefe Gespräche führten und während unserer Teenagerzeit innige Freunde blieben – sie hätte einen duften Freund abgegeben, aber ich glaube nicht, daß wir uns jemals unterhielten. Wir gingen ins Kino, auf Partys und in Discos, und wir rangen miteinander. Wir rangen in ihrem Schlafzimmer, in meinem Schlafzimmer, in ihrem Wohnzimmer und in meinem Wohnzimmer, in Schlafzimmern auf Partys, in Wohnzimmern auf Partys, und im Sommer rangen wir auf verschiedenen Rasenflecken. Wir rangen um die gleiche alte
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