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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition)
Autoren: Nick Hornby
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kichernde, hormongebeutelte vierte Klasse und das Jüngste Gericht der fünften Klasse mit Mittlerer Reife und Abgangszeugnis bis in die altkluge Gesetztheit der Oberstufe. Sie waren unser goldenes Paar, unsere »Paul und Linda«, unsere »Newman und Woodward«, der lebende Beweis dafür, daß man auch in unserer treulosen und unbeständigen Welt alt werden konnte, oder zumindest älter, ohne es sich alle paar Wochen anders zu überlegen.
    Ich bin mir nicht ganz sicher, warum ich ihnen und allen, denen es viel bedeutete, daß sie miteinander gingen, in die Suppe spucken wollte. Du weißt doch, wie das ist, wenn man in einer Boutique säuberlich gefaltete und nach Farben sortierte T-Shirts liegen sieht und sich eins davon kauft? Zu Hause sieht es ganz anders aus. Man begreift zu spät, daß es nur im Laden gut aussieht, im Kreise seiner Artgenossen. Na ja, hier war es ähnlich. Ich hatte gehofft, wenn ich mit Jackie ginge, würde etwas von der Würde ihres Standes auf mich abfärben, aber natürlich hatte sie die ohne Phil nicht mehr. (Wenn es mir nur darum gegangen wäre, hätte ich vielleicht nach einem Weg suchen sollen, mit beiden zusammenzusein, aber es ist schon heikel genug, so etwas abzuziehen, wenn man erwachsen ist, im Alter von siebzehn konnte man dafür gesteinigt werden.)
    Als Phil einen Samstagsjob in einer Herrenboutique annahm, schritt ich zur Tat. Diejenigen von uns, die nicht arbeiteten, oder aber wie ich, nach der Schule und nicht am Wochenende, trafen sich am Samstag nachmittag, um die High Street rauf-und runterzuschlendern, zuviel Geld bei Harlequin Records auszugeben und sich einen Filterkaffee »zu gönnen« (irgendwie hatten wir die Sprache unserer Eltern aus der Nachkriegszeit übernommen), was wir für das Nonplusultra französischer Coolness hielten. Manchmal schauten wir bei Phil vorbei, manchmal ließ er mich auf seinen Angestelltenrabatt einkaufen. Das hinderte mich nicht, hinter seinem Rücken seine Freundin zu bumsen.
    Daß Trennungen ein schwerer Schlag sind, wußte ich, denn diese Lektion hatten Alison und Penny mich gelehrt, aber ich wußte nicht, daß es genauso ein schwerer Schlag sein konnte, bei jemandem zu landen. Aber Jackie und ich fühlten uns auf aufregende, erwachsene Weise mies. Wir trafen uns heimlich, telefonierten heimlich, hatten heimlichen Sex und sagten heimlich Sachen wie »Was sollen wir bloß machen?« und sprachen darüber, wie schön es wäre, wenn wir nichts mehr im geheimen tun müßten. Ich dachte niemals darüber nach, ob das auch stimmte. Dazu fehlte die Zeit.
    Ich gab mir Mühe, Phil nicht allzu schlecht zu machen – ich fühlte mich so schon mies genug, wo ich doch seine Freundin bumste und alles. Aber ganz war es nicht zu vermeiden, denn als Jackie erste Zweifel an ihm kamen, mußte ich diese Zweifel nähren, wie kleine, kränkliche Kätzchen, bis sie zu ausgewachsenen Biestern geworden waren, mit eigenen Katzentüren, die ihnen erlaubten, sich nach Lust und Laune in unsere Gespräche einzuschleichen.
    Und dann sah ich eines Abends auf einer Party Phil und Jackie in einer Ecke beieinanderhocken. Phil war offensichtlich verzweifelt, bleich und den Tränen nahe, und dann ging er heim, und am nächsten Morgen rief sie an und fragte, ob ich mit ihr einen Spaziergang machen wolle, und dann nahm die Sache ihren Lauf. Wir taten nichts mehr heimlich, und es hielt vielleicht drei Wochen.
    Du, Laura, würdest das kindisch nennen. Du würdest es dumm von mir finden, Rob und Jackie mit Rob und Laura zu vergleichen, die Mitte Dreißig sind, gefestigt, zusammen wohnen. Du würdest sagen, Ehebruch unter Teenagern sei nichts gegen Ehebruch unter Erwachsenen, aber damit lägest du völlig falsch. Seit damals bin ich noch einige Male eine der Ecken eines Dreiecksverhältnisses gewesen, aber dieses erste Mal war das härteste. Phil sprach nie wieder ein Wort mit mir, und unsere samstägliche Einkaufsmeute wollte auch nichts mehr mit uns zu tun haben. Meine Mum bekam einen Anruf von Phils Mum. In der Schule gab es ein paar unangenehme Wochen.
    Und nun halte dagegen, was passiert, wenn ich heute so einen Schlamassel anrichte: Ich kann in andere Pubs und Clubs gehen, den Anrufbeantworter anstellen, mehr ausgehen, mehr zu Hause bleiben, meinen sozialen Kompaß spielen lassen und mir einen neuen Freundeskreis suchen (und überhaupt sind meine Freunde nie ihre Freunde, wer immer sie auch sein mag) und jeden Kontakt mit vorwurfsvollen Eltern meiden. Damals gab es diese Art von
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