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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer
Autoren: Jonathan Kellerman
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war eine Platte aus oxidiertem Eisen. Milos Klopfen erzeugte keinen Ton.
    Keine Klingel. »Das Geschäft läuft entweder sehr gut oder sehr schlecht«, sagte er.
    Er klopfte fester und entlockte der Tür ein jämmerliches Pochen. »Das wird wehtun«, sagte er und holte mit dem Fuß aus. Bevor er auftraf, schwang die Platte jedoch lautlos nach innen, so dass er aus dem Gleichgewicht geriet.
    Eine prachtvolle Frau mit kahl rasiertem Kopf betrachtete ihn, während er um festen Stand kämpfte. »Was ist los?« So freundlich wie ein Stimmensimulator.
    Sie war etwa fünfunddreißig und sprach mit einer Axt deutschem Akzent. Untersetzergroße Hanfscheiben baumelten von den wohlgeformten Ohren. Ihre Haarlosigkeit hatte offenbar keine erkennbar medizinische Ursache - die Wimpern und Augenbrauen waren dunkel und üppig, die Augen atemberaubend aquamarinblau. Ihr Schädel war glatt, rund und gebräunt, mit weißblonden Stoppeln übersät, als wäre er mit Salz eingerieben. Es war wie bei einem Gemälde mit minimalem Rahmen: Die Kahlköpfigkeit betonte alles andere an ihr. Desgleichen das eng anliegende Tank Top, die schwarzen Leggins und die roten Stiefel mit hohen, spitzen Absätzen.
    Milo zeigte ihr seine Dienstmarke. »Polizei, Ma’am.«
    »Und?«, sagte sie.
    »Wir würden gern über Desmond Backer sprechen.«
    »Hat Des Schwierigkeiten?«
    »Die schlimmsten, die es gibt, Ms….«
    »Hat er etwas Unrechtes getan?«
    »Desmond ist tot.«
    »Tot«, sagte sie. »Und Sie wollen reinkommen.«
     
    Mit schwingenden Hüften und weit ausholenden Schritten ging sie hinein und ließ uns folgen.
    Innen war ein großer Raum, unmöbliert bis auf einen schwarzen Schreibtisch und einen Stuhl mit Rollen in der einen Ecke. Weiße Wände, hohe Fenster, ein Teppichboden, der zu den Hanfohrringen der kahlen Schönheit passte. Oberlichter an seltsamen Stellen, einige davon teilweise durch die Sonnenkollektoren geschwärzt. An anderen hatten Wasserschäden Schlieren und Flecken hinterlassen.
    Die kahlköpfige Frau setzte sich hinter den Schreibtisch und legte die Hände flach auf die Platte. Anthrazitgraue Maniküre, eine Art Netzeffekt auf den Nägeln. »Ich habe keine Stühle für Sie.«
    »Wir stehen gern, Ma’am.«
    »Ist Des etwas Kriminelles widerfahren?«
    »Tut mir leid, Ma’am. Mr. Backer wurde ermordet.«
    »Das ist schlecht.« Wieder keinerlei Modulation.
    »Was können Sie uns über ihn sagen, Ms….«
    »Helga Gemein.«
    »Sie sind eine der Partnerinnen.«
    »Es gibt keine Partner. Wir haben uns aufgelöst.«
    »Seit wann?«
    »Vor sechs Wochen. Fragen Sie nicht, warum.«
    »Warum?«
    Helga Gemein war nicht zu Scherzen aufgelegt. »Wer hat Des ermordet?«
    »Das versuchen wir gerade rauszufinden«, sagte Milo. »Was können Sie uns über ihn erzählen?«
    »Er hat hier gearbeitet, seit wir die Firma gegründet haben.«
    »Und das war…«
    »Vor zwanzig Monaten. Er war ein guter Zeichner, dessen gestalterische Fähigkeiten so lala waren. Er wurde eingestellt, weil er grün war.«
    »Frisch von der Uni?«
    »Pardon?«
    »Grün hinter den Ohren.«
    »Nein, nein, nein«, versetzte Helga Gemein. »Grün wie umweltbewusst. Hat seinen Abschluss an der California Polytechnic State University in San Luis Obispo gemacht. Er hat eine Arbeit über bio-ökologische Synchronie geschrieben.«
    Ich dachte an die einander bekämpfenden Dreiecke draußen, an das Wasser, das so seicht war, dass es innerhalb weniger Tage verdunsten würde.
    »Der grüne Denkansatz hat nicht funktioniert«, sagte Milo.
    »Natürlich funktioniert er, wie können Sie so etwas sagen?«
    »Die Firma wurde aufgelöst -«
    »Die Menschen funktionieren nicht«, sagte Helga Gemein. »Die moderne Menschheit - die postindustrielle Menschheit ist eine kriminelle biomechanische Störung der natürlichen Ordnung. Das ist ja der Sinn der grünen Architektur: die Wiederherstellung des nachhaltigen Gleichgewichts zwischen den Komponenten der Lebenskraft.«
    »Natürlich«, sagte Milo. »Und was für Projekte macht die Firma?«
    »Wir haben unsere Firmenphilosophie geplant.«
    »Keine Bauprojekte?«
    Helga Gemeins bezaubernder Mund wurde verkniffen. »In Deutschland ist Architektur ein Zweig des Ingenieurwesens. Der Schwerpunkt liegt auf richtiger Theorie und fehlerloser Planung. Wir haben uns als grüne Berater betrachtet. Was haben diese Fragen mit Des zu tun?«
    »Er wurde auf einem Bauplatz ermordet, Ma’am. Einem unvollendeten Haus in Holmby Hills.«
    Er nannte die Adresse an
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