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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer
Autoren: Jonathan Kellerman
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das als Praktikantin bei uns arbeitete. Nummer drei, Marjorie Holman.«
    »Ihre ehemalige Partnerin?«
    »Richtig.«
    »Bei ihr hielt Des eine professionelle Beziehung also nicht für nötig.«
    »Marjorie und ich sind auf vielen Ebenen anderer Meinung.«
    »Marjorie hatte kein Problem dabei, Beruf und Vergnügen zu verbinden.«
    »Sie machen es sich zu einfach, Polizist. Alles ist dienstlich, und alles ist Vergnügen. Marjorie konnte beides nur nicht miteinander verflechten.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie besteht darauf, willkürliche Grenzen zu ziehen - erfindet imaginäre Regeln, damit sie sich daran ergötzen kann, wenn sie dagegen verstößt.«
    »Verbotene Früchte«, sagte Milo.
    »Marjorie ist eine ziemliche Naschkatze.«
    »Ist sie verheiratet?«
    »Ja. Ich muss jetzt los.«
    Milo bat um die Adressen und Telefonnummern der drei Frauen. Marjorie Holmans wusste sie auswendig. Bei den anderen zog sie ein Blackberry zurate.
    »Ich werde Sie jetzt hinausbegleiten.«
    Er zeigte ihr die Tatortaufnahme des weiblichen Opfers.
    Helga Gemein musterte das Bild. »Wer ist das?«
    »Die Frau, die mit Mr. Backer gestorben ist.«
    »Dann ging es also um etwas Sexuelles.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Wenn Des mit einer Frau zusammen war, als er starb. Was könnte es sonst sein?«
    Milo lächelte. »Vielleicht eine wertvolle spirituelle Beziehung?«
    Helga Gemein ging zur Tür.
    Wir liefen hinterher. »Wie gut war Des in seinem Job?«, fragte ich.
    »Ausreichend. Bevor wir uns auflösten, habe ich daran gedacht, ihn gehen zu lassen.«
    »Warum?«
    »Der erbärmliche Zustand unseres Planeten erfordert etwas Besseres als nur ausreichend.«
     
    5
     
    Helga Gemein marschierte durch den Innenhof und die Main Street entlang.
    »Gutes Stehvermögen, ich meine, hast du diese Stilettos gesehen?«, sagte Milo. »Was für ein Sonnenschein.«
    »Halte sie nicht für feindselig«, erwiderte ich. »Sie ist bloß philosophisch konsequent.«
    »Was für eine Philosophie soll das bitteschön sein?«
    »Die Menschheit ist ein Schandfleck in der Natur.«
    »Das ist irgendwie psychopathisch - und sie hat mit keinerlei Gefühlsregung auf Backers Tod reagiert. Wenn man mit der zusammen ist, braucht man keine Klimaanlage.«
    »Dein ganz persönliches Kühlmittel«, sagte ich. »Das ist doch eine grüne Idee für dich.«
    »Backer bespringt alles, was Eierstöcke hat, macht sie aber nicht an. Vielleicht ging es bei der Eifersucht, die du am Tatort gespürt hast, um Wut, weil jemand abgewiesen wurde.«
    »Eine verschmähte Frau? Diese Stilettos würden auf dem Sperrholz ziemlich viel Lärm machen.«
    Er blickte die Main Street entlang. Verschränkte die Arme über seiner breiten Brust. »Bittet Frauen, mit ihm zu vögeln. Wenn Backers Libido wirklich so gewaltig war, können wir jeden heterosexuellen Mann in L.A. in den Kreis der Verdächtigen einbeziehen… na, wunderbar.«
    Er überflog die Adressen, die Gemein ihm genannt hatte. »Sowohl die Empfangsdame als auch die Praktikantin leben draußen im Valley, aber die liederliche Ms. Holman wohnt hier in Venice, am Linnie Canal.«
    »Das ist etwa eine Meile von hier entfernt«, sagte ich. »Wir könnten laufen.«
    »Na klar. Und ich ziehe meine Elastan-Radlerhose an.«
    Bis wir die nächste Zufahrt zum Kanalbezirk fanden und uns in dem Labyrinth aus Einbahnstraßen und Sackgassen zurechtfanden, war aus dem vermeintlichen Katzensprung ein halbstündiger Ausflug geworden. Als wir in Sichtweite des Linnie Canal kamen, war der nächste Parkplatz zwei Blocks weiter östlich.
    Die Kanäle sind ein Jahrhundert alt und das Produkt eines fiebrigen Geistes. In den letzten Jahren entwickelte sich auch dieses Gebiet zu einem teuren Pflaster mit luxuriösen Immobilien. Der fragliche Visionär, ein Exzentriker namens Abbot Kinney, hatte gewundene Wasserwege ausheben lassen, weil er davon träumte, die echte Lagunenstadt nachzubauen. Hundert Jahre später war der Großteil der schrulligen alten Bungalows durch dicht beisammen stehende Einheitsvillen ersetzt worden, die hoch über den Fußwegen aufragten.
    Eine beschnittene Hecke folgte den Windungen des Kanals. Eigentlich eine hübsche Gegend zum Spazierengehen, aber weit und breit war kein Fußgänger in Sicht. Das Wasser war grün, trüb und mit Hyazinthen und gelegentlichen Abfällen gesprenkelt. Enten trieben vorbei, hielten inne und gründelten. Eine Möwe täuschte einen Sturzflug an, änderte ihren Kurs, landete auf einem nahen Dach und krächzte eine
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