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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer
Autoren: Jonathan Kellerman
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Tiere?«
    »Viecher«, sagte Bryzcinski und ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen. »Ich finde ständig Tierdreck. Ratten, Mäuse. Kojoten. Ich weiß, dass es Kojoten sind, weil ihr Dreck aus so kleinen, verschrumpelten Dingern besteht, wie trockene Wiener Würstchen. Ich habe jede Menge Kojotendreck gesehen, als ich noch in Fallbrook gewohnt habe.«
    »Avocadoland«, sagte Milo.
    »Hä?«
    »Baut man in Fallbrook nicht Avocados an?«
    »Mein Dad war bei der Marine, wir haben in einem Apartment gewohnt.«
    »Aha… irgendwelche Besucher tagsüber, Doyle?«
    »Nie. Die Hütte ist tot.« Bryczinski zuckte zusammen. »Sozusagen.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken, aber wie schon gesagt, muss ich Routinefragen an alle stellen, die etwas mit dem Mord zu tun haben.«
    Die Augen des Wachmannes wurden schmaler. »Was?«
    »Was haben Sie letzte Nacht gemacht?«
    »Wollen Sie damit sagen, dass ich irgendwie verdächtig bin, nur weil ich sie gefunden habe?«
    »Ganz und gar nicht, Doyle. Ich muss bloß gründlich sein.«
    Bryczinski wischte sich mit dem Ärmel seiner Uniformjacke die Stirn ab. »Was auch immer. Letzte Nacht hab ich geschlafen. Ich stehe um vier auf, Mom weckt mich immer. Um neun hau ich mich ins Heu.«
    »Führt Ihre Mom den Haushalt allein?«
    »Die idiotische Katze kann mit Sicherheit nicht viel helfen.«
    Milo lachte.
    »Freut mich, dass das jemand für komisch hält«, sagte der Wachmann.
    Milo blickte ihm hinterher, als er die Treppe hinunterhumpelte, immer wieder zusammenzuckte. »Und, wie lautet die Diagnose?«
    »An aufgestauter Wut fehlt es ihm nicht«, sagte ich, »aber wahrscheinlich hat er nicht genug Körperkraft und Köpfchen, um so was durchzuziehen.«
    »Auch nicht mit ‘ner Knarre?«
    »Wenn du irgendeine Verbindung zwischen ihm und einem deiner Opfer findest, ändere ich meine Meinung.«
    »Er behauptet, dass er nur eine Taschenlampe hat, aber er könnte inoffiziell auch aufgerüstet sein. Ich lasse das ganze Grundstück nach weggeworfenen Waffen absuchen. Bryczinskis Fingerabdrücke liegen vor, wegen dem Wachschutzjob. Vielleicht tauchen sie ja irgendwo auf, wo sie nicht sein sollten. Zum Beispiel am Boden, genau da, wo sie liegen.«
    Ein weiterer Blick auf die Leichen. »Schnuckeliges Paar. Pech für Ken und Barbie.«
    »Der Mörder hat mit ihnen gespielt wie mit Puppen«, sagte ich. »Und dann hat er sie einfach weggeworfen.«
    Wir lasen Desmond Backers Visitenkarte noch einmal. »Auf nach Venice? Wir nehmen deine Gondel.«
     
    4
     
    Gemein, Holman und Cohen machten keine Werbung.
    Eine kleine Hausnummer aus oxidiertem Eisen war tief an der Fassade des Gebäudes angebracht, knapp dreißig Zentimeter über dem Gehsteig. Darunter: GHC: CONCEPTS.
    Das hier war das südliche Ende der Main Street, wo kalkulierte Hektik zu spontaner Partystimmung führt und Parken zu einer Herausforderung wird. »Nimm den kostenpflichtigen Parkplatz, geht auf mich«, sagte Milo.
    Er zeigte dem Wärter seine Dienstmarke, musste aber trotzdem sieben Dollar abdrücken. Der Spaziergang führte uns an Boutiquen vorbei, die Kleider ausstellten, wie man sie nie jemanden tragen sieht. An diesem sonnigen Werktagsmorgen waren in Venice nur vereinzelte Fußgänger unterwegs, aber ein Piercing-Salon machte bereits gutes Geschäft. Als er noch Schauspieler war, hatte der Gouverneur große Teile der Main Street aufgekauft, und die zuammenkommenden Mieteinnahmen halfen ihm jetzt bei der Finanzierung seines neuen Hobbys.
    Vielleicht gehörte ihm auch das avantgardistische Schmuckstück, in dem sich das Architekturbüro befand.
    Zwei gleichschenklige Dreiecke rangelten miteinander in gefährlicher Schräglage, das größere aus kürbisorangem Zement, das andere aus bläulich-grünem Aluminium. Das Dach war mit schwarzen Sonnenkollektoren gedeckt. Ein Zementtrog voller Schachtelhalme, deren Spitzen mit neurochirurgischer Sorgfalt gestutzt waren, zog sich entlang der Basis.
    Die Dreiecke überlappten einander gerade so weit, dass die nicht allzu Dicken zwischendurch laufen konnten. Milo tat etwas gegen sein Gewicht. Da er derzeit mit knapp über hundert Kilo relativ schlank war, hätte er sich beim Durchgehen nicht zur Seite drehen müssen, aber er machte es trotzdem. Das körperliche Gedächtnis wirkt lange nach.
    Dahinter war ein Innenhof mit einem Wellblechdach, begrenzt von einem zweieinhalb Zentimeter tiefen, rechteckigen Pool. Zu seicht für Fische; vielleicht tummelten sich dort Mikroorganismen.
    Die Tür
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