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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe)
Autoren: H.L. WEEN
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zu kommen.
    ”Was ist?”, fragte Kriminalrat Knut Hansen und seine Mitarbeiterin instruierte ihn kurz und präzise über das Gewaltverbrechen, dem ein Gast des Hotels Astor zum Opfer gefallen war. Der Chef verzog bei einigen Details der Bluttat sein Gesicht, zündete sich die erste Lucky Strike des Tages an und bat die Hauptkommissarin, mit Albers und Segler zum Tatort zu eilen, zudem die Kollegen der Spurensicherung zum Astor zu bestellen. Fürs erste solle sie die Ermittlungen führen und ihn nur einschalten, wenn ihr die Sache über den Kopf zu wachsen drohe.
    ”Und was wolltest du sonst noch von mir?”, fragte die Kriminalbeamtin den 63-Jährigen, als er das Zimmer verließ und der alte Haudegen drehte sich noch einmal um und lächelte verschmitzt: ”Das weißt du doch ganz genau! Ich muss das Feld bestellen, bevor ich mich aus dem Staub mache und meinen geliebten Rosen widme und deshalb wollte ich mit dir über die künftige Leitung der Mordkommission sprechen! Du kannst dir ja denken, wen ich für diesen undankbaren Job favorisiere...”
    Schieferbein war jetzt sichtlich verlegen:
    ”Du, du meinst wirklich, dass ich...?”
    ”Natürlich!”, knurrte Hansen mit gespielter Ungeduld und ließ sie dann endgültig stehen, um sich in sein Büro zurückzuziehen und auf eine überfällige Rücksprache mit dem LKA-Chef vorzubereiten.
    Nur achtzehn Minuten später traf Gerda Schieferbein zusammen mit Albers und Segler am Tatort ein, noch vor den Kollegen von der KTU und Gerichtsmediziner Bader, der auf Menschen, die ihn nicht näher kannten, recht ungeschlacht wirkte, aber ein Liebhaber feinsinniger Lyrik und auch sonst den schönen Künsten zugetan war.
    Vor dem Hotel drängten sich bereits etliche Schaulustige, einige Reporter suchten nach Interviewpartnern und die Ordnungshüter, die den Eingang sicherten, hatten Mühe, die Kriminalbeamten ins Hotel zu lotsen.
    ”Widerlich!”, brummte Albers, als er sich endlich an den Gaffern vorbeigedrängt hatte und Gerda Schieferbein nickte fast unmerklich, sah sich flüchtig in der Empfangshalle um und ging dann schnurstracks auf einen seriös gekleideten Herrn zu, der sie offenbar schon erwartete und sich, wie von ihr vermutet, als Hoteldirektor entpuppte. Sie stellte sich und ihre beiden Mitstreiter kurz vor und bat den Hotelchef dann, sie zur Leiche zu führen und dafür zu sorgen, dass auch Kriminaltechniker und Gerichtsmediziner nach ihrem Eintreffen zum Tatort fanden. Der Direktor nickte, wies einen beschäftigungslos herumstehenden Pagen an, sich um die später eintreffenden Experten zu kümmern und setzte sich mit der Bitte, ihm zu folgen, in Richtung des Lifts in Bewegung.
    Unter anderen Umständen hätte die Hauptkommissarin auf dem Weg nach oben den vom Regen immer noch nassen Pagenkopf über die Intarsien in der Wandverkleidung des Fahrstuhls geschüttelt und sich über die geschmacklose Fantasieuniform des Liftboys lustig gemacht, doch war sie viel zu sehr in Gedanken versunken, als dass sie die protzigen Insignien des Luxushotels überhaupt bemerkt hätte. Zuletzt hatte sie vor zwei Jahren ein ähnlich übel zugerichtetes Verbrechensopfer zu Gesicht bekommen, einen in die Jahre gekommenen Transvestiten, der in die Fänge betrunkener Halbstarker geraten und von ihnen so brutal in die Mangel genommen worden war, dass ihn sein Lebensgefährte hinterher nicht mehr identifizieren konnte.
    ”Denkst du auch an die Tunte?”, fragte Albers sie im Flüsterton und bewies damit einmal mehr, dass er über die außergewöhnliche Fähigkeit verfügte, ihre Gedanken zu lesen.
    ”Sag nicht immer Tunte, wenn du von Transvestiten sprichst!”, zischte sie und stieß ihm den linken Ellenbogen in die Rippen.
    „Tut mir leid!“, stöhnte der nach Luft schnappende Kommissar und im nächsten Moment hielt der Lift auch schon im sechsten Obergeschoss.
    ”Dann wollen wir mal!”, meinte der Hoteldirektor mit belegter Stimme und von seiner zur Schau getragenen Selbstsicherheit war so gut wie nichts mehr übrig. Die Hauptkommissarin spürte, dass der smarte Geschäftsführer am Tatort nur stören würde und versuchte, ihn abzuwimmeln.
    „Sie brauchen nicht mitzukommen”, meinte sie verständnisvoll, „es reicht aus, wenn Sie uns den Weg beschreiben!” Der Hotelchef sah sie dankbar an und wollte schon auf ihr Angebot eingehen, hatte aber plötzlich Angst, als Feigling da zu stehen und gab sich deshalb so mannhaft, wie es die Situation vermeintlich von ihm verlangte:
    ”Ich
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