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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe)
Autoren: H.L. WEEN
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sollten, sogar seine neueste Eroberung, von der er vor einigen Stunden nicht einmal zu träumen gewagt hätte…
    „Hier bin ich!“, hörte er Cindy hinter sich flöten und schon war sie neben ihm, hakte sich vertraulich unter, winkte ein sich von links näherndes Taxi herbei und verschwand Sekunden später mit der Eleganz einer Gazelle im Fond der Limousine. Gab ihm, nachdem er sich auch in den Wagen hineingezwängt hatte, einen Kuss auf die Wange und knuffte ihn liebevoll, als er dem Droschkenkutscher nicht gleich das Fahrtziel nannte.
    „Nun sag dem Herrn schon, wo wir wohnen!“, mahnte sie ihn, als er immer noch nicht reagierte und er kam sich vor wie ein kleiner Junge, der sich verlaufen hatte und nicht mehr wusste, wie er nachhause kam. Dann presste er endlich den Hotelnamen heraus und der Taxifahrer setzte den Mercedes, maliziös lächelnd, in Bewegung.
    Die Fahrt zum am Ufer der Binnenalster gelegenen Fünfsternehotel Astor verging wie im Fluge und als er mit seiner Geliebten die Wandelhalle der Nobelherberge durchschritt, fühlte er sich wie Gott in Frankreich, zumal der Empfangschef vor Neid zu platzen schien. So beschwingt, wie es sein Gewicht zuließ, geleitete er die Herzensdame zum Lift und, in der sechsten Etage angekommen, in seine Suite, sah sie erwartungsvoll an und fragte, ob sie etwas zu trinken haben wolle. Mit lasziver Stimme vertröstete Cindy ihn auf später, bat ihn, sich auf seinem Bett zu entspannen und wenn ihm die Dominanz des Prachtweibes auch Angst machte, so wollte er es auf keinen Fall mit ihr verderben und folgte brav ihren Anweisungen.
    Cindy ließ ihn einige Minuten zappeln, doch dann gesellte sie sich zu ihm, entkleidete ihn nach und nach und seine Erregung stieg ins Unermessliche. Plötzlich verspürte er einen heftigen Schmerz in der linken Brusthälfte, fürchtete sich wegen eines vor zwei Jahren mit Mühe überstandenen Herzinfarktes fast zu Tode und wollte die Geliebte schon bitten, einen Arzt zu holen, als die Beklemmung in der Brust wieder nachließ und er sich dafür entschied, alle gesundheitlichen Bedenken über Bord zu werfen. Doch irgendwie war ihm die Stimmung verdorben worden und er wunderte sich über die bleierne Müdigkeit, die ihn zu überwältigen drohte. Hatte er doch einen Herzanfall erlitten oder was war sonst mit ihm los?
    „Spürst du schon was?“
    „Was, was soll ich spüren?“, entgegnete er und sah sie angsterfüllt an.
    „Die Wirkung des Narkosemittels, mein Schatz! Hast du den Stich in deine Brust nicht bemerkt?“ Natürlich hatte er den Stich verspürt! Und anschließend hatte sein Herz wie Zunder gebrannt und er allen Ernstes geglaubt, die Schmerzen seien auf eine natürliche Ursache zurückzuführen! Aber was wollte dieses Flittchen von ihm? Wollte sie ihn berauben? Ihm im Auftrag seiner Konkurrenten Geschäftsgeheimnisse entlocken? Oder sollte er gar entführt werden? Unversehens schien er sich in einem Alptraum zu befinden, geriet in Panik und nahm alle Kraft zusammen, um sich von der Femme fatale zu lösen, aber er hatte gegen sie keine Chance. Das Nervengift hatte längst zur Lähmung seiner Gliedmaßen geführt, sodass er dem mörderischen Weib auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war. Und Cindy, oder wie immer die geheimnisvolle Fremde heißen mochte, nutzte seine Hilflosigkeit schamlos aus, schilderte ihm lang und breit das Motiv für ihre Tat und ließ ihn schon tausend Tode sterben, bevor sie mit finsterer Entschlossenheit Hand an ihn legte…

2.
    Am nächsten Morgen hatte sich aus dem Schmuddelwetter des Vorabends ein veritabler Herbststurm entwickelt und die völlig durchnässte Gerda Schieferbein fluchte vor sich hin, als sie ihr karg möbliertes Büro im Landeskriminalamt betrat und wenig später das Telefon auf dem überladenen Schreibtisch läutete.
    ”Verdammter Mist!”, schimpfte die drahtige Hauptkommissarin, ”kann man in diesem Saustall keinen Moment ungestört bleiben?”
    ”Nimm schon den Hörer ab!”, mahnte sie ihr Chef, der Gedanken verloren am Fenster stand.
    ”Was willst du denn schon hier?”, nörgelte die 48-Jährige, fügte sich aber und nahm mit säuerlichem Gesicht den von der Telefonzentrale vermittelten Anruf entgegen. ”Kripo Hamburg, was kann ich für Sie tun?”, fragte sie lustlos, straffte sich aber nach wenigen Sekunden und hörte dem aufgeregten Anrufer anschließend aufmerksam zu. Unterbrach ihn nur, wenn sie etwas nicht verstanden hatte und versprach, mit ihren Kollegen sofort zum Tatort
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