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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe)
Autoren: H.L. WEEN
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zur Raserei, übertraf der erotische Schmelz ihrer Stimme doch alles, was ihm bis dahin widerfahren war.
    „Also, liebe Cindy“, säuselte er und wischte sich derweil den Schweiß von seiner Stirn, „ich kann mein Glück noch gar nicht fassen! Wie bist du bei deiner Wahl nur auf mich gekommen?“ Cindy taxierte ihn wie einen Preisbullen:
    „Wer sonst sollte mich denn deiner Meinung nach eher anziehen? Der Kerl da hinten mit den breiten Schultern? Das Jüngelchen am Nachbartisch mit dem Goldkettchen?“ Hierauf wusste er spontan keine Antwort und so war er froh, dass der Ober zu ihnen trat, um den Champagner zu servieren und er ein wenig Zeit zum Überlegen hatte. Fieberhaft suchte er nach den richtigen Worten und als er zu wissen glaubte, worauf seine Gesprächspartnerin hinauswollte, sprach er seine Vermutung ungewohnt leise aus:
    „Meinst du, dass dir Macht, Einfluss und Reichtum mehr bedeuten als gutes Aussehen?“
    „Völlig richtig! Aber eigentlich brauchtest du den Reichtum nicht zu erwähnen! Der kommt zwangsläufig, wenn du einflussreich und mächtig bist!“
    „So einfach soll das sein?“, wollte er wissen und sie relativierte ihre Aussage ein wenig:„Natürlich nicht! Wenn ich unseren glücklosen Finanzminister sehe, bin ich so angetörnt wie beim Anblick einer Feldmaus! Aber die meisten Männer mit Macht strahlen unglaublich viel Erotik aus!“
    „Ich etwa auch?“, fragte er voller Selbstzweifel und die Schöne lächelte ihn einer Sphinx gleich an:„Du hast auch das gewisse Etwas! Insofern ist es schade, dass du verheiratest bist! Deine Beziehung wirst du ja nicht wegen mir aufs Spiel setzen…“ Woher wusste dieses wunderbare Weib, dass er vor zwei Jahrzehnten den Bund der Ehe eingegangen war? Trug er seither ein Mal auf seiner Stirn? Er nahm allen Mut zusammen und flüsterte:„Wie kommst du darauf, dass ich verheiratet bin?“, worauf Cindy herzhaft zu lachen anfing und mit entwaffnender Offenheit antwortete:„Weil alle attraktiven Männer eine Frau haben, die zuhause auf sie wartet! Glaub mir ruhig, dass ich weiß, wovon ich rede! Oder bist du etwa nicht…“
    „Doch! Doch!“
    „Hab ich es doch gleich gesagt! Aber sonst weiß ich immer noch nichts von dir! Nicht einmal, wie du heißt!“ Er zog die Stirn in Falten. Warum war die junge Frau so neugierig? Reichte es nicht aus, wenn er Süßholz raspelte? Aber den Vornamen konnte sie ruhig wissen, auch wenn er seine Eltern für ihn hasste:"Otto! Ich heiße Otto!“
    „Wie niedlich!“, meinte Cindy und wollte auch noch seinen Beruf wissen, aber das ging ihm fürs erste doch zu weit:„Sag mir erst, was du bist! Tänzerin? Malerin? Oder Choreografin?“ Der Fremden schien das Katz und Mausspiel zu gefallen und sie gab ein wenig mehr von sich preis:„Ich mache bald mein Diplom als Psychologin!“ Er schüttelte erstaunt den Kopf und meinte:„Ich hätte dich eher im künstlerischen Bereich vermutet!“ Cindy gab ihm einen Kuss auf die Stirn und entgegnete:„Psychologie ist auch eine Kunst! Das wirst du nachher merken!“
    Jetzt war er ernsthaft irritiert und wollte Genaueres wissen, doch die Schöne der Nacht blockte sein Begehren elegant ab:„Du musst nicht alles wissen, mein Schatz! Aber ich verspreche dir, deine intimsten Wünsche zu erfüllen!“
    „Die, ä, die kenne ich doch selbst nicht…“, stotterte er und Cindy tat sehr geheimnisvoll, streichelte seine Hand und prophezeite ihm, dass er sich noch wundern werde. Dann bat sie ihn, die Zeche zu zahlen und am Ausgang zu warten, bevor sie sich erhob und kurz darauf in der Damentoilette verschwand.
    Er sah ihr lange nach, konnte einfach nicht glauben, welches Glück ihm beschert war und winkte voller Angst, die Unbekannte könnte ihn doch noch versetzen, den blasierten Ober herbei. Beglich mit leisem Murren die skandalös hohe Rechnung, begab sich zur Garderobe und trat wenig später auf die von Pfützen übersäte Spielbudenstraße hinaus. Gierig sog er den Geruch vom nahen Hafen in seine Lunge und dachte über Cindys Ankündigung, ihm jeden Wunsch zu erfüllen, nach. Natürlich fieberte er der von ihr avisierten Entdeckungsreise ins Reich seiner geheimsten Begierden entgegen, aber zugleich fühlte er jetzt ein gewisses Unbehagen. Er war gewiss nicht prüde und im Grunde für jedes sexuelle Experiment zu haben, doch waren ihm Frauen, die im Bett das Kommando übernehmen wollten, äußerst suspekt, weil sie seiner Meinung nach immer die Rolle des passiven Weibchens ausfüllen
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