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Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Autoren: Ursula Reist
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1 Freitag

    „Es ist schlicht und einfach absurd.“ Peter Pfister, altgedienter Gefreiter der Kantonspolizei Aargau, schüttelte ungläubig den Kopf. Vor ihm auf dem Schreibtisch, zwischen Kaffeetasse, Telefon und Aktenbergen, lag die aktuelle Ausgabe der Aargauer Zeitung. „Grossrat Toggenburger findet, der Staat solle währungspolitische Massnahmen ergreifen, damit kleine und mittlere Firmen nicht unter dem schwachen Eurokurs leiden müssen. Wenn es ihm gut geht, will er keine Steuern zahlen, und wenn die Margen sinken, soll der Staat eingreifen. Typisch!“ Wütend warf er die Zeitung auf den Altpapierstapel. „So arrogant und inkonsequent kann nur ein Politiker sein.“
    „Wenn du noch ein paar Zeilen weiter lesen würdest, könntest du vielleicht über den Kommentar des Journalisten schmunzeln“, warf Angela Kaufmann ein. „Steff Schwager schreibt nämlich, man frage sich manchmal, ob die hochgepriesenen Kommunikationsberater gewisser Volksvertreter ihr Geld wert seien. Der PR-Mensch hätte Toggenburger angesichts seiner letztjährigen Empörung über Steuernachforderungen empfehlen sollen, sich zurückzuhalten oder überhaupt ganz zu schweigen. 'Aber Schweigen war noch nie seine Stärke, lieber redet er sich um Kopf und Kragen', schreibt Schwager. Feine Ironie, finde ich, und sicher nicht einklagbar.“ Mit einunddreissig Jahren war Angela die jüngste im Team, aber bei weitem nicht unerfahren. Wenn es darum ging, zu recherchieren oder die neusten Technologien zu nutzen, war sie den anderen um Längen voraus. Ihr blondes Haar war heute zu einem Pferdeschwanz gebunden, und sie war ungeschminkt; Steff Schwager hatte gegenüber seinem alten Freund Nick schon angemerkt, sie sehe mit Makeup und offener Mähne für eine Polizistin viel zu gut aus.
    Nick Baumgarten, stellvertretender Chef der Kriminalpolizei, lag unter seinem Ecktisch im gleichen Büro und bemühte sich, den Kabelsalat zu entwirren. Er suchte eine leere Steckdose, um sein Handy aufzuladen, aber alles sah ganz anders aus als am Tag zuvor, und er konnte den Akku nirgends anhängen. „Ständig redet man von der 2000-Watt-Gesellschaft, aber jede Woche kommt ein neues Gerät hinzu“, brummte er und stand schwerfällig auf. „Ist wohl dieser neue Wasserspender, der im Gegensatz zum Wasserhahn auch noch Strom braucht.“
    „Aber dafür ist das Wasser weder grün noch braun, und es schmeckt nicht nach Chemikalien“, entgegnete Angela. „Wenn die Verwaltung schon zu wenig Geld lockermacht, um die Leitungen in diesem Gebäude richtig zu sanieren, dann soll man wenigstens Wasserspender aufstellen, Strom hin oder her. Im Übrigen kannst du dein Handy am Computer aufladen, hier, ich zeigs dir.“
    Nick bedankte sich und fragte, wer einen Kaffee möchte. Die Espressomaschine wurde auch nicht mehr mit Leitungswasser gefüllt; nicht einmal der von Angela direkt aus Italien importierte Kaffee hatte den fremden Geschmack zudecken können.
    Peter Pfister schien immer noch am Thema Toggenburger zu hängen, jedenfalls wollte er wissen, ob jemand etwas Neues gehört habe in Bezug auf dessen aussereheliche Beziehung zu Regierungsrätin Brugger. „Oder ist er schon geschieden?“
    „Frau Brugger ist mittlerweile geschieden, aber Toggenburgers Frau wehrt sich anscheinend. Es wird wohl noch eine Weile dauern und auf allen Seiten hohe finanzielle und emotionale Kosten verursachen“, antwortete Angela. Ihr Vater war ebenfalls Regierungsrat, Vorsteher des Gesundheitsdepartements, und ihre Mutter liebte es, für viele Leute zu kochen; mindestens einmal im Monat wurde die ganze Regierung mit Partnerinnen und Partnern sowie weiteren ausgesuchten Personen im Hause Kaufmann eingeladen und köstlich verwöhnt. Angela war so oft sie konnte dabei, sie pflegte und erweiterte so ihr Netzwerk und hörte viel Wertvolles. „Frau Brugger taucht jedenfalls gesellschaftlich immer allein auf, nie mit Adrian Toggenburger. Vielleicht haben es sich die beiden ja auch anders überlegt.“
    „Ach, lasst sie doch machen“, sagte Nick. „Es ist wohl für niemanden einfach, wenn der Lebenspartner plötzlich aus der Beziehung ausbricht.“ Peter zog die Brauen in die Höhe und warf Angela einen vielsagenden Blick zu, aber er schwieg.
    Die Diskussion ging auf die Zeit zurück, als der Fall Matossi die Kriminalpolizei beschäftigt hatte. Der Unternehmer und Grossrat Toggenburger war eine Weile ziemlich verdächtig gewesen, und Nick hatte sich weit aus dem Fenster gelehnt, beinahe zu
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