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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung
Autoren: Dean R. Koontz
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genügend auf die Seite zu legen, um sich eine einwöchige Kreuzfahrt nach Mexiko auf einem Luxusliner, der Aztec Princess, leisten zu können und dazu noch die Hälfte der Summe aufzubringen, mit der sie und Val ihren Feinschmeckerladen gegründet hatten. Die Kreuzfahrt und das Geschäft hatten ihr Leben radikal verändert.
    Und wenn es schon besser war, viele Abende mit Papierkrieg zu verbringen, als als Kellnerin zu arbeiten, dann war dies noch unermeßlich viel besser als die zwei Jahre ihres Lebens vor den Jobs im Schnellimbiß und im Chez Lavelle. Die verlorenen Jahre. So sah sie jene Zeit, die jetzt so weit zurücklag; die jämmerlichen, traurigen, dummen, verlorenen Jahre.
    Verglichen mit jener Periode ihres Lebens, war der Papierkrieg ein Vergnügen, eine Freude, ja geradezu ein Fest.
    Sie hatte bereits mehr als eine Stunde am Schreibtisch gearbeitet, als ihr klar wurde, daß Joey, seit sie sich an den Schreibtisch gesetzt hatte, ausnehmend ruhig gewesen war. Er war natürlich nie besonders laut. Häufig spielte er stundenlang ganz alleine, ohne einen Laut von sich zu geben. Aber nach dem entnervenden Zwischenfall mit der alten Frau heute nachmittag war Christine immer noch ein wenig gereizt, und selbst diese völlig normale Stille schien ihr plötzlich seltsam bedrohlich. Nicht, daß sie regelrecht Angst gehabt hätte. Nur besorgt war sie. Wenn Joey irgend etwas zustieß...
    Sie legte den Stift weg und schaltete die leise vor sich hin summende Rechenmaschine ab. Dann lauschte sie.
    Nichts.
    In einer Echokammer ihrer Erinnerung konnte sie die Stimme der alten Frau hören: Er muß sterben! Er muß sterben ...
    Sie stand auf, verließ ihr Arbeitszimmer, ging schnell durch das Wohnzimmer und den Flur hinunter zum Schlafzimmer des Jungen.
    Die Tür stand offen, das Licht brannte, und da war er, sicher und unversehrt, und spielte auf dem Boden mit ihrem Hund Brandy einem freundlich blickenden, ungemein geduldigen Golden Retriever.
    »He, Mama, hast du Lust, mit uns Krieg der Sterne zu spielen? Ich bin Han Solo, und Brandy ist mein Kumpel, Chewbacca der Wookiee. Du kannst die Prinzessin sein, wenn du Lust hast.«
    Brandy saß mitten im Zimmer zwischen dem Bett und den Schiebetüren des Kleiderschrankes. Er trug eine Baseballmütze, auf der RETURN OF THE JEDI stand, und unten hingen seine langen Ohren heraus. Joey hatte dem Hund auch einen Patronengurt mit Plastikmunition umgeschnallt und einen Halfter mit einer futuristisch aussehenden Plastikpistole. Brandy nahm das Ganze hechelnd mit glänzenden Augen hin; es wirkte sogar so, als würde er lächeln.
    »Er gibt einen prima Wookiee ab«, sagte Christine.
    »Magst du mitspielen?«
    »Tut mir leid, Captain, aber ich hab' schrecklich viel Arbeit. Ich hab' nur vorbeigesehen, um nachzuschauen, ob... ob bei dir alles okay ist.«
    »Nun, wir wären gerade beinahe von einem Schlachtkreuzer des Imperiums zerstrahlt worden«, sagte Joey. »Aber jetzt sind wir wieder okay.«
    Brandy schniefte zustimmend.
    Sie lächelte Joey zu. »Paß auf Darth Vader auf.«
    »Oh, klar, natürlich, immer. Wir sind supervorsichtig, weil wir wissen, daß er sich irgendwo in diesem Teil der Ga laxis rumtreibt.«
    »Bis später dann.«
    Sie schaffte nur einen Schritt zur Tür, bis Joey sagte: »Mama?
    Hast du Angst, daß die verrückte alte Frau wieder auftaucht?«
    Christine drehte sich zu ihm herum. »Nein, nein«, sagte sie, obwohl ihr genau das durch den Kopf gegangen war. »Sie kann unmöglich wissen, wer wir sind oder wo wir wohnen.«
    Joeys Augen glänzten in noch hellerem Blau als sonst und begegneten jetzt den ihren, sahen sie unverwandt an, blickten beunruhigt. »Ich hab' ihr meinen Namen gesagt, Mama. Erinnerst du dich? Sie hat mich gefragt, und dann hab' ich ihr gesagt, wie ich heiße.«
    »Nur deinen Vornamen.«
    Er runzelte die Stirn. »Ja?«
    »Du hast nur gesagt, >Joey<.«
    »Mhm. Stimmt.«
    »Mach dir keine Sorgen, Honey. Du wirst sie nie wiedersehen. Das ist jetzt alles vorbei. Sie war bloß eine alte Frau, und —«
    »Und was ist mit unserem Nummernschild?«
    »Was soll damit sein?«
    »Nun, siehst du, wenn sie sich die Nummer gemekrt hat, kann sie vielleicht etwas damit anfangen. Herausfinden, wer wir sind. Wie die das manchmal in den Fernsehkrimis machen.«
    Diese Möglichkeit beunruhigte sie, aber sie meinte: »Das bezweifle ich. Ich glaube, daß nur Polizisten mit Hilfe der Nummernschilder rauskriegen können, wem ein Auto gehört.«
    »Aber immerhin vielleicht«, sagte
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