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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung
Autoren: Dean R. Koontz
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bellen, und dann bin ich aufgewacht. Und da war die verrückte alte Lady am Fenster. Wenn es nur ein Traum war... was hat Brandy dann angebellt? Er bellt nicht nur, um sich selbst zu hören. Das tut er nie. Du weißt, wie er ist.«
    Sie starrte Brandy an, der sich neben dem Bett hatte nie derplumpsen lassen, und Unruhe stieg wieder in ihr auf. Schließlich stand sie auf und ging ans Fenster.
    Draußen in der Nacht gab es eine Menge Stellen, die die Dunkelheit fest im Griff hatte. Stellen, wo man sich verstekken und warten konnte.
    »Mama?«
    Sie sah ihn an.
    Und er sagte: »Das ist nicht wie früher.«
    »Was meinst du damit?«
    »Das ist keine imaginäre weiße Schlange unter meinem Bett. Das ist echt. Auf der Stelle will ich tot umfallen, wenn's nicht stimmt.«
    Ein plötzlicher Windstoß seufzte durch die Dachluke und ließ eine Dachrinne klappern, die sich gelockert hatte.
    »Komm!« sagte sie und streckte ihm die Hand hin.
    Er krabbelte aus dem Bett, und sie führte ihn in die Küche.
    Brandy folgte ihnen. Er stand einen Augenblick lang unter der Tür, und sein buschiger Schweif klopfte abwechselnd links und rechts gegen den Türstock. Dann kam er herein und ringelte sich in der Ecke zusammen.
    Joey saß in seinem blauen Pyjama mit der roten Aufschrift SATURN PATROL auf der Brust am Tisch. Er blickte ängstlich zum Fenster über der Spüle, während Christine die Polizei anrief.
    Die zwei Polizeibeamten standen auf der Veranda und hörten höflich zu, wie Christine unter der offenen Tür — Joey neben sich - ihnen ihre Geschichte erzählte, das wenige, das es zu erzählen gab. Der jüngere von den beiden, Officer Statler, war skeptisch und zog schnell den Schluß, daß der Eindringling nur ein Phantom aus Joeys Fantasie war. Aber der andere, Officer Templeton, nahm sie ernst. Auf seine Veranlassung verbrachten er und Statler zehn Minuten damit, das ganze Grundstück mit ihren Taschenlampen abzusuchen, hinter alle Büsche zu leuchten, das Haus zu umkreisen, in der Garage nachzusehen und sogar die Nachbargärten zu kontrollieren. Sie fanden niemanden.
    Als sie dann zur Tür zurückkehrten, wo Christine und Jo ey warteten, schien Templeton etwas weniger geneigt als vor ein paar Minuten, ihre Geschichte zu glauben. »Nun, Mrs. Scavello, wenn diese alte Frau sich hier herumgetrieben hat, ist sie jetzt jedenfalls nicht mehr da. Entweder hatte sie ohnehin nicht viel im Sinn, oder... oder der Streifenwagen hat sie verscheucht. Vielleicht auch beides. Wahrschein lich ist sie harmlos.«
    »Harmlos? Heute nachmittag am South Coast Plaza jedenfalls kam sie mir nicht harmlos vor«, sagte Christine. »Mir schien sie da recht gefährlich.«
    »Nun...« Er zuckte die Achseln. »Sie wissen ja, wie es ist. Eine alte Lady... vielleicht ein wenig senil... die sagen oft Dinge, die sie gar nicht so meinen.«
    »Ich glaube nicht, daß das so ist.«
    Templeton wich ihrem Blick aus. »Wenn Sie sie wiedersehen oder sonst Ärger haben, dann rufen Sie uns bitte an.«
    »Sie fahren weg?«
    »Ja, Ma'am.«
    »Sie werden sonst nichts unternehmen?«
    Er kratzte sich am Kopf. »Ich wüßte nicht, was wir sonst noch tun können. Sie sagten, daß Sie weder den Namen dieser Frau kennen noch wissen, wo sie wohnt; also können wir uns ja nicht gut mit ihr unterhalten. Wie gesagt, wenn sie wieder auftaucht, rufen Sie uns bitte gleich an, und dann kommen wir wieder.«
    Er nickte ihr zu, drehte sich um und ging die Zufahrt hinunter zur Straße, wo sein Partner auf ihn wartete.
    Eine Minute später standen Christine und Joey am Wohnzimmerfenster und sahen zu, wie der Streifenwagen wegfuhr. Dann meinte der Junge: »Sie war dort draußen, Mama. Wirklich, wirklich. Das ist nicht wie die Schlange.«
    Sie glaubte ihm. Was er am Fenster gesehen hatte, hätte ein Produkt seiner Fantasie sein können oder die Nachwirkung eines bösen Traumes. Aber das war es nicht gewesen. Er hatte wirklich die alte Frau gesehen. Christine wußte nicht, weshalb sie dessen so sicher war, aber sie war es. Ganz sicher.
    Sie stellte ihm anheim, den Rest der Nacht in ihrem Zimmer zu verbringen. Aber er war entschlossen, tapfer zu sein.
    »Ich werde in meinem Bett schlafen«, sagte er. »Brandy wird da sein. Brandy kann die alte Hexe aus einer Meile Entfernung riechen. Aber... könnten wir vielleicht eine Lampe eingeschaltet lassen?«
    »Sicher«, sagte sie, obwohl sie ihn erst vor kurzem der Notwendigkeit entwöhnt hatte, ein Nachtlicht brennen zu lassen.
    Sie zog die Vorhänge in
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