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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung
Autoren: Dean R. Koontz
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spürte sie, und ihr Mund fühlte sich vor Angst ganz trocken an.
    Er versuchte zu reden, brachte kein Wort heraus, deutete auf die Küchentür, holte rasselnd Luft, fing zu zittern an und sagte schließlich. »Die Veranda.«
    »Was ist mit der Veranda?«
    Er konnte es ihr nicht sagen.
    Mit gerunzelter Stirn ging sie zur Tür, zögerte, öffnete sie. Sie stöhnte auf, von dem Anblick erschüttert, der sie erwartete.
    Brandy. Sein fellbedeckter goldener Körper lag am Rand der Veranda, dicht bei den Stufen. Aber sein Kopf lag unmittelbar vor der Tür zu ihren Füßen. Man hatte dem Hund den Kopf abgeschnitten.

5
    Christine und Joey saßen auf dem beigefarbenen Sofa im Wohnzimmer. Der Junge hatte zu weinen aufgehört, wirkte aber immer noch verstört.
    Der Polizist, der den Bericht ausfüllte, Officer Wilford, hatte auf einem der Lehnsessel Platz genommen. Er war hochgewachsen, mit kantigen Gesichtszügen, buschigen Augenbrauen und strahlte eine Art zupackender Kompetenz aus, die Art von Mann, die sich wahrscheinlich im Freien zu Hause fühlte, ganz besonders im Wald und in den Bergen oder beim Jagen und Fischen. Er saß auf der vorderen Stuhlkante und hielt seinen Block auf den Knien, eine für einen Mann seiner Größe fast erheiternde Haltung; offenbar war er besorgt, er könnte die Möbel schmutzig machen.
    »Aber wer hatte den Hund hinausgelassen?« erkundigte er sich, nachdem er jede andere Frage, die ihm einfallen wollte, gestellt hatte.
    »Niemand«, sagte Christine. »Das war er selbst. Unten in der Küchentür ist eine Hundeklappe.«
    »Die hab' ich gesehen«, sagte Wilford. »Die ist für einen Hund seiner Größe doch zu klein.«
    »Ich weiß. Sie war schon da, als wir das Haus kauften. Brandy hat sie kaum benutzt, aber wenn er wirklich hinauswollte und niemand da war, um ihm die Tür aufzumachen, dann hat er den Kopf auf den Boden gepreßt und sich durch die kleine Klappe gezwängt. Ich hab' mir immer wieder vorgenommen, sie schließen zu lassen, weil ich Angst hatte, er könnte einmal steckenbleiben. Wenn ich das nur getan hätte, dann würde er jetzt noch leben.«
    »Die Hexe hat ihn erwischt«, sagte Joey leise.
    Christine legte den Arm um ihren Sohn.
    Wilford fragte: »Sie denken also, daß die ihn vielleicht mit Fleisch und Hundekuchen hinausgelockt haben?«
    »Nein«, sagte Joey hartnäckig und ohne seine Mutter zu Wort kommen zu lassen, sichtlich von der Andeutung beleidigt, daß Gefräßigkeit zum Tod des Hundes geführt hätte. »Brandy ist da hinausgegangen, um mich zu schützen. Er wußte, daß die alte Hexe sich noch da draußen herumtrieb, und wollte sie verjagen, aber dann... hat sie ihn erwischt.«
    Christine war bewußt, daß Wilfords Vermutung wahrscheinlich zutraf, wußte aber gleichzeitig, daß es Joey leichterfallen würde, Brandys Tod zu akzeptieren, wenn er glauben konnte, daß sein Hund um einer guten Sache willen gestorben war. Sie sagte: »Er war ein sehr tapferer Hund, sehr tapfer, und wir sind stolz auf ihn.«
    Wilford nickte. »Ja, Sie haben sicherlich allen Grund, stolz zu sein. Es ist wirklich jammerschade. Golden Retriever sind so sanftmütig. Und das freundliche Gesicht und ihre nette Art.«
    »Die Hexe hat ihn erwischt«, wiederholte Joey, als hätte ihn diese schreckliche Erkenntnis abgestumpft.
    »Vielleicht auch nicht«, sagte Wilford. »Vielleicht war es nicht die alte Frau.«
    Christine sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Aber natürlich war sie das.«
    »Ich verstehe schon, daß Sie diese Geschichte gestern an der South Coast Plaza durcheinandergebracht hat«, meinte Wilford. »Ich kann auch verstehen, daß Sie dazu neigen, die alte Frau mit dieser Sache in Verbindung zu bringen. Aber es gibt keine Beweise dafür, keinen wirklichen Grund, um anzunehmen, daß da eine Verbindung besteht. Es könnte ein Fehler sein, das zu glauben.«
    »Aber die alte Frau war gestern vor Joeys Fenster«, sagte Christine verzweifelt. »Das hab' ich Ihnen doch gesagt. Und den Beamten, die gestern abend hier waren, habe ich es auch gesagt. Hört denn niemand zu? Sie war an Joeys Fenster und hat zu ihm hereingesehen, und Brandy hat sie angebellt.«
    »Aber als Sie kamen, war sie verschwunden«, sagte Wilford.
    »Mhm«, machte Christine. »Aber —«
    Wilford wandte sich jetzt dem Jungen zu und lächelte ihn an. »Junge, bist du völlig sicher, daß das die alte Frau war, an deinem Fenster?«
    Joey nickte heftig. »Mhm. Die Hexe.«
    »Denn, siehst du, als du jemanden am Fenster gesehen hast,
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