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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition)
Autoren: Heike Denzau
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ihre Stimme, so weit wie möglich. »Mein Kollege sagte, dass Sie nicht zu Hause waren, als der Mord passierte. Wo waren Sie?«
    »War bei ’ner Freundin. Und Stefan wollt’ da eigentlich auch mit hin, aber er … er hatte so Zahnweh. Dem sein Maul … also der Mund hat so wehgetan. Da isser lieber hiergeblieben.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Verdammte Scheiße, wär er man bloß mitgegangen.«
    »Und die Kinder?« Lyn sah sie an. »Wer hätte auf das Baby aufgepasst, wenn Ihr Freund Sie begleitet hätte?«
    »Na, die große Schwester.« Manuela Trippek strich sich eine Strähne ihres gefärbten Haares hinter das Ohr. »Ich lass doch Pietro nicht allein inner Wohnung.«
    »Und wo ist die große Schwester?«
    »Na, hier doch.« Sie deutete unter den Tisch zu dem kleinen Mädchen, das nach wie vor lautstark mit dem Spielzeugauto rumhantierte. »Cheyenne, hör endlich auf!«, schrie sie ihre Tochter im gleichen Moment an.
    Das »Tatü-Tata« verstummte abrupt.
    »Das ist die große Schwester?« Lyn sah Manuela Trippek mit großen Augen an, während sie das jetzt ruhige Mädchen unter dem Tisch am liebsten auf ihren Schoß gezogen hätte. »Die Kleine ist doch höchstens drei Jahre alt. Sie braucht selbst einen Aufpasser. Stellen Sie sich vor, Sie wären beide gegangen, und die Kleine hätte die Tür geöffnet.«
    »Nee, das weiß die ganz genau, dass Verbot ist mit Türaufmachen. Cheyenne ist nicht doof. Und außerdem hätten die ja beide geschlafen. Sind ja jetzt nur von den ganzen Krach hier wach geworden.«
    Lyn behielt ihre Meinung für sich. Hier ging es im Moment nicht um verletzte Aufsichtspflichten, sondern um brutalen Mord.
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, wer das getan haben könnte, Frau Trippek? Gibt es irgendwelche Anhaltspunkte? Hatte Ihr Freund Feinde oder mit irgendjemandem Streit in letzter Zeit? Jede Kleinigkeit zählt.«
    Das Baby begann zu weinen. Manuela Trippek griff nach dem Fläschchen auf dem Küchentisch und steckte Pietro den Nuckel in den Mund. Das Baby war umgehend ruhig und sog den Inhalt des Fläschchens in tiefen Zügen auf, obwohl die Milch – das vermutete Lyn zumindest – mit Sicherheit kalt war.
    »Nee«, jetzt liefen Manuela Trippek die Tränen über die blassen Wangen, »nee, das weiß ich nicht. Stefan hat keinen Feind. Der tut ma einen trinken gehen mit sein’n Kumpels, aber die haben sich nicht gezofft. Denn hätt er mir das erzählt.«
    Sie zog dem Baby das Fläschchen aus dem Mund, stellte es hart auf dem Küchentisch ab, und ihr Blick glitt zu der geschlossenen Küchentür, hinter der die Stimmen der Polizisten gedämpft zu hören waren. »Sie tun das Schwein doch finden, oder?«
    Lyn strich mit ihrem Zeigefinger über die warme Wange des Babys. »Das werden wir.«
    »Und?« Hauptkommissar Wilfried Knebel sah Lyn an, als sie auf den Hausflur trat. Neben ihnen legten zwei Männer vom Bestattungsinstitut den Leichnam Stefan Kummwehls in einen Metallsarg.
    »Manuela Trippek kommt morgen zu uns. Sie konnte nichts Verwertbares mitteilen. Ich habe ihr gesagt, sie soll uns die Namen von Verwandten und Freunden des Toten aufschreiben.«
    Wilfried Knebel nickte und deutete mit dem Kopf zu der Tür neben der Wohnung des Toten. »Hendrik ist bei der Nachbarin, die den Schuss gehört und die Polizei alarmiert hat. Lurchi und Karin sind auch eingetrudelt. Sie befragen die übrigen Hausbewohner. Und ich werde mich umgehend mit der Kripo Weimar und der Kripo Hannover in Verbindung setzen.«
    Lyn schluckte. »Du glaubst, dass die Fälle zusammenhängen?«
    »Keine Ahnung. Aber bei dem Ablauf liegt die Wahrscheinlichkeit doch ziemlich nahe. Unsere Tatwaffe hier ist auf jeden Fall eine Pistole. Die Hülse lag auf dem Flur.«
    »Was für ein Wahnsinn.« Lyns Blick glitt zu der Blutlache auf dem Teppichboden. »Ein Irrer zieht durch Deutschland und ballert wahllos irgendwelche Leute ab?«
    Im gleichen Moment öffnete sich die Tür neben ihnen und ein Schwall Kohlgeruch trat zusammen mit Hendrik auf den Flur. »Danke, Frau Schmitz«, sagte er und gab einer korpulenten und resolut wirkenden Frau die Hand.
    »Ach Gottchen«, sagte die Frau, als sie den glänzenden, jetzt geschlossenen Sarg sah, »was für ein Unglück. Sind ja noch nicht so lange meine Nachbarn, und meine Lieblingsnachbarn werden die nie werden, aber so was …« Sie deutete zu der Wohnung nebenan. »Ich werd weiter ein Auge auf sie haben. Schon wegen der Kinder. Hab schon ein-, zweimal auf sie aufgepasst. Die
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