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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition)
Autoren: Heike Denzau
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ist wieder eine deiner Pauschalverurteilungen.«
    Als Charlotte genervt
die Augen verdrehte, strahlte Lyn sie an. »Aber ich finde das richtig klasse,
Lotte, dass du auch außerhalb der Schule ein paar neue Leute triffst. Das ist
toll. Bring Jana doch mal mit.«
    »Die hängt meistens mit
ihrem Freund rum. Gonzo. Lernt Schiffbauer auf der Jacht-Werft in Beidenfleth.
Nicht mein Fall. Der hat so ‘n fiesen Blick. Und ist anscheinend ständig
pleite. Der hat mich doch glatt angehauen, ob ich ihm zwanzig Euro leihen kann.«
    »Da hat er sich ja die
Richtige ausgesucht«, klinkte Sophie sich ins Gespräch ein. »Ich krieg noch die
zehn Euro, die ich dir letzte Woche geliehen habe.«
    »Noch eine, die ‘n Clown
zum Frühstück hatte.« Der Blick, den Charlotte ihrer Schwester zuwarf,
ermunterte die, ihren Mittelfinger zu strecken.
    »Wie sieht’s aus«,
schaltete Lyn sich ein, um Eskalationen zu vermeiden, »wollen wir nächste Woche
ins Kino? Der neue mit Johnny Depp läuft doch. Vielleicht Dienstag? Da kommen
wir für fünf Euro rein.«
    »Oh ja, klasse!«, freute
sich Sophie. »Wir können Opa fragen, ob er mit–«
    »Ich kann nicht«, fiel
Charlotte ihrer Schwester ins Wort, »am Dienstag ist Großkampftag beim Container
angesagt. Wir müssen putzen. Vorher alles rausräumen. Bedingung des
Bürgermeisters, wenn wir den neuen Anstrich haben wollen. Das wird ‘ne
Scheiß-Arbeit, aber ich hab Jana versprochen mitzumachen. Haben wir irgendwo
Putzzeug, das ich mitnehmen kann?« Sie stand auf und öffnete den Unterschrank
der Spüle.
    »Lotte Hollwinkel greift
freiwillig zum Feudel! Das muss für die Nachwelt festgehalten werden.« Lyn
sprang auf und malte auf dem Familienplaner an der Wand ein fettes rotes Kreuz
in Charlottes Dienstag-Spalte und schrieb daneben: Wunder
geschehen!
    Diesmal hob Charlotte
ihren Mittelfinger.
    Noch bevor Lyn die Augen
öffnete, wusste sie, dass sie nur geträumt hatte. Von Hendrik. Und sich. Es war
ein bedrückender Traum gewesen. Sie war neben ihm eingeschlafen und hatte ihre
Kinder vergessen. Einfach vergessen. Erst sein Wecker hatte sie geweckt. Mit einem
grässlichen, immer lauter werdenden Heulton.
    Lyn öffnete die Augen.
Die Traumbilder waren verschwunden, der Heulton nicht. Sie tastete nach ihrer
Nachttischlampe und knipste sie an, während das Heulen abebbte. Vier Uhr elf.
    »Scheiß Brandstifter!«,
stieß Lyn giftig aus, als der Sirenenton vor ihrem Schlafzimmerfenster erneut
anschwoll. »Es gibt Leute, die müssen arbeiten! Fackel die Hütten doch tagsüber
ab!«
    »Mama  …?« Sophies Kopf erschien in der
Schlafzimmertür.
    Lyn hob die Bettdecke
an.
    »Das ist unheimlich«,
meinte Sophie, nachdem sie sich in den Arm ihrer Mutter gekuschelt hatte.
Allerdings klang sie nicht wirklich ängstlich, sondern eher angenehm erregt.
    »Das ist jetzt das
vierte Mal, seit wir hier wohnen, oder?« Sophie hielt es nicht mehr im Bett.
Sie trat an das auf Kipp geöffnete Fenster. »Hörst du das Knallen, Mama? Das
war beim letzten Mal auch so.«
    Lyn nickte. »Das sind
die Eternitplatten auf den Gartenlauben. Die Hitze lässt sie bersten. Das ist
jetzt das vierte Mal innerhalb von …«, sie überlegte kurz, » …fünf Monaten. Die
Abstände werden kürzer. Ich hoffe, sie kriegen den Typ bald. Sonst ist die
Wewelsflether Kleingartenkolonie in nächster Zukunft hüttenlos.«
    »Wenigstens steckt er
keine Häuser an«, murmelte Sophie.
    Lyn stand auf und trat
zu ihrer Tochter ans Schlafzimmerfenster, als die Sirenen der
Feuerwehrfahrzeuge durch die dunkle Aprilnacht hallten. »Das ist das Problem,
Krümel. Wie lange wird er sich noch mit Blech- und Holzhütten zufriedengeben?«
    »Guck doch, Mama! Man
sieht den Qualm!« Sophie deutete aufgeregt über die hohe Hecke, die den
Friedhof umgab, auf dessen Gelände ihr Häuschen stand. Deutlich zeichneten sich
hellgraue Rauchschwaden am dunklen Nachthimmel ab. Die Kleingartenkolonie war
nicht weit entfernt vom Friedhof. Die Grundschule und der Kindergarten standen
dazwischen.
    »Die Feuerwehr wird den
Brand schnell löschen«, sagte Lyn und schloss das Fenster. »Geh wieder
schlafen, Krümel. Wir müssen früh raus.« Sie schmatzte einen Kuss auf Sophies
Scheitel und öffnete die Schlafzimmertür. »Ab!«
    Sophie riss sich vom
Fenster los, sprang in das Bett ihrer Mutter und zog sich die Decke bis ans
Kinn. »Bitte, Mama! Hier schlafe ich viel schneller ein … Allein hab ich
Angst.«
    Lyn verschränkte die
Arme vor der Brust. »Ich glaube dir
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