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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition)
Autoren: Heike Denzau
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übrigens außer Gefecht gesetzt durch Andreas Stobling. Der hat ihm – zwei Hütten entfernt von hier – an der Ecke aufgelauert und die Verfolgung beendet, indem er ihm eine Dachlatte vor den Kopf gehauen hat … Keine Angst, es geht Schack so weit gut«, fügte Hendrik hinzu, weil Lyn vor Schreck die Augen aufgerissen hatte.
    Wilfried Knebel hatte sein Telefonat beendet und stellte sich neben sie. Auch er sah blass aus, als er seine Hand auf Lyns Schulter legte. »Alles klar, Kollegin? … Staatsanwalt Meier ist unterwegs. Wo … wo ist deine Waffe, Lyn? Wir müssen sie … wir brauchen sie.«
    Lyn schluckte. Wilfried hatte das Wort beschlagnahmen nicht ausgesprochen, aber es würde natürlich eine Untersuchung geben.
    Oh bitte, Gott, lass mich ihn nicht getötet haben!
    Und dann erbrach sie sich.

SIEBZEHN
    »Ich wünschte, ich müsste nicht schlafen. Im Traum ist er immer bei mir. Diese stechenden hellen Augen! Sie sind über mir. Aber am schlimmsten ist es, seine Stimme zu hören. Diese schreckliche Stimme! Ich werde sie in meinem ganzen Leben niemals vergessen.«
    Cornelia Stobling starrte in die Grünanlage des Itzehoer Krankenhauses.
    »Beutler hatte nie vor, Sie zu töten«, sagte Lyn. »Das Mittel, das er Ihnen gespritzt hat, diente einzig der Betäubung.«
    »Denken Sie, das macht für mich einen Unterschied?«, stieß Cornelia bitter aus und sah Lyn an, die auf der Bank neben ihr saß. »Glauben Sie mir, in Ihren grässlichsten Alpträumen können Sie sich nicht vorstellen, wie es ist, zu glauben, dass man stirbt. Als er die Spritze nahm …« Sie brach ab und begann zu weinen. »In meinem ganzen Leben möchte ich niemals wieder«, sie schluchzte laut und heftig, »das Ave-Maria hören. Niemals.«
    Lyn strich wortlos über die Schulter der jungen Frau. Alles, was ihr zu sagen einfiel, erschien banal in Anbetracht dessen, was Cornelia erlitten hatte.
    »Ich wünschte, Sie hätten ihn getötet«, stieß Cornelia plötzlich aus. »Ja, das wünsche ich mir wirklich. Dass er noch da ist … irgendwann bestimmt wieder rauskommt … Das macht mir Angst.«
    Lyn schluckte. Sie hatte volles Verständnis für Cornelia. Aber sie selbst war grenzenlos erleichtert gewesen, als sie erfahren hatte, dass Joost Beutler überleben würde. Es wäre grauenhaft gewesen, in dem Bewusstsein leben zu müssen, einen Menschen getötet zu haben. Egal, was er getan hatte.
    Joost Beutler hatte unglaubliches Glück gehabt. Seine Rettung grenzte an ein Wunder, hatten die Ärzte gesagt. Ihr Geschoss hatte ihn im Bauch getroffen, die Kugeln der SEK -Beamten in Schulter und Brust.
    »Das Urteil wird zu neunundneunzig Prozent auf Sicherungsverwahrung hinauslaufen. Das heißt, dass er nach Verbüßen der Haftstrafe nicht rauskommt, bis gewährleistet ist, dass er für die Allgemeinheit keine Gefährdung mehr ist. Und das bedeutet, dass er wahrscheinlich bis an sein Lebensende hinter verschlossenen Toren sitzen wird.«
    Cornelia Stobling sagte nichts. Sie sammelte einen Marienkäfer von ihrem Knie und ließ ihn über ihren Finger laufen.
    »Die nächste Zeit wird bestimmt nicht leicht für Sie werden«, fuhr Lyn fort. »Aber Sie sind eine starke Frau. Sie werden dieses Trauma überwinden. Die Therapie, die Sie beginnen werden, ist der erste Schritt. Und Sie haben Ihren Bruder. Sie beide leben. Vielleicht könnten Sie – wenn Ihre Therapie beendet ist – doch mit Ihrem Bruder verreisen. Besuchen Sie mit ihm die Länder, die er so liebt. Thailand, Malaysia … Vielleicht hilft es, etwas völlig anderes zu erleben: die Menschen, die Kultur, Sonne, Meer und Strand. Die Natur, die Gerüche … Alles ist anders.«
    »Wer weiß«, sagte Cornelia nur und sah dem Marienkäfer nach, der seine Flügelchen ausgebreitet hatte und weggeflogen war. Ihre Augen verrieten, dass sie starke Beruhigungsmittel nahm. Sie war noch weit davon entfernt, gut gemeinte Ratschläge auf-, geschweige denn anzunehmen.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte Cornelia plötzlich und sprang auf. »Ich muss meinen Bruder besuchen.« Sie sah Lyn an, als die auch aufstand. »Ohne Sie wäre Andy jetzt tot.« Sie legte ihre Arme um Lyns Hals und presste sich an sie. Für einen langen Moment. »Danke.«
    Lyn blickte ihr nach, wie sie den Weg zum Krankenhausgebäude zurückging. Andreas Stobling lag ebenfalls hier in Itzehoe. Die Ärzte hatten sein Ohr wieder annähen können. Seine Schulterverletzungen waren dagegen erheblich. Das Spatenblatt hatte Schlüsselbein und Schulterblatt
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