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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition)
Autoren: Heike Denzau
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Steht was drin über den Mord in Hannover?«
    Lyn sah ihn fragend an. »Wie …?«
    »Hörst du morgens kein Radio, wenn du zur Arbeit fährst?«
    »Meistens schon, aber heute habe ich eine CD reingeschoben.« Eine CD , die sie ihrer Nachbarin Carmen umgehend zurückgeben würde. Sie war definitiv nicht der Typ, der durch Meeresrauschen und singende Wale auf der Bundesstraße Stress abbaute. Dann doch lieber die Morgen-Nachrichten auf R.SH. »Was für ein Mord? An wem?«
    »Das gleiche Prozedere wie bei dem Mord am Dienstag in Weimar. Das Opfer öffnet in den Abendstunden seine Wohnungstür – vermutlich, weil es klingelt – und wird regelrecht hingerichtet. Kopfschuss. Bumm! Und kein Täter in Sicht. In beiden Fällen keine Zeugen. Krass, nicht?«
    »Was ist krass?« Hendrik schlenderte ins Zimmer und hockte sich, mit einem strahlenden Lächeln für Lyn, auf ihre Schreibtischkante.
    Thilo ignorierte seine Frage, sah Hendrik einen Moment an, dann Lyn. »Ich versteh es immer noch nicht, Kollegin. Warum Hendrik? Warum hast du dir nicht einen intelligenten, gut aussehenden, erfolgreichen Mann gesucht?«
    Hendrik hob nur seinen Mittelfinger.
    Lyn grinste. »Ich wollte eben einen Polizisten.«
    Thilo stand lachend auf und griff sich das Diktiergerät. »Ich werd dann noch ein bisschen was tun. Schließlich bin ich nächste Woche nur drei Tage hier.«
    »Schon wieder frei? Du hattest doch erst zwei Wochen Urlaub«, wunderte sich Lyn.
    »Ich sag nur eins …«, Thilo spreizte von seiner zur Faust geballten Hand den Zeigefinger und den kleinen Finger ab, stieß sie in die Luft und grölte im Rausgehen: »Wackeeen!«
    »Hat er Wacken gesagt?« Lyn blickte Hendrik verständnislos an.
    »Genau. Das Wacken Open Air, mein Herz, das Metal-Festival schlechthin. Aber da du viele Jahre in Bayern verschollen warst, sei dir verziehen, dass du nachfragen musst.«
    »Da geht Thilo hin? In dieses Mekka für tätowierte Drogenabhängige und langmähnige Teufelsanbeter?«
    Hendrik lachte schallend auf. »Schön, dass Engstirnigkeit und Klischeedenken dir fremd sind. Ich nehme dich nächstes Wochenende mal an die Hand und dann gehen wir aufs Festivalgelände. Das ist irre da. Und vor allen Dingen total friedlich. Da wollen achtzigtausend Menschen einfach eine schöne Zeit haben. Mit Musik und Musik und Musik und, zugegeben, jeder Menge Alkohol. Und unser Kollege Thilo ist seit der ersten Stunde dabei. Hardcore-Fan. Die drei Tage sind ihm heilig.«
    »Keinen Fuß setze ich dahin. Mir reichen die Berichte im Fernsehen. Ich mag Rock und Jazz. Aber nicht dieses Metal-Gedröhne. Ich …« Sie brach ab, als die Kommissariatssekretärin in der Tür auftauchte.
    »Guten Morgen, Lyn. Die Direktorin der Kaiser-Karl-Schule hat angerufen, als du in der Frühbesprechung warst. Sie bittet dich um Rückruf in den nächsten Tagen. Du kannst aber auch heute Morgen in der Schule vorbeikommen. Sie ist in ihrem Büro.« Mit einem Winken verschwand sie wieder Richtung Flur.
    Lyn blickte Hendrik an. »Die Direktorin? Was will die denn mit mir besprechen? Es sind doch Ferien.«
    Hendrik hob die Schultern. »Da es dir ja doch keine Ruhe lassen wird, solltest du es gleich erledigen.«
    Lyn nickte. »Ich ruf sie an.«
    »Es wäre sehr viel schöner, wenn du persönlich hinfährst.«
    »Warum?«
    Hendrik grinste. »Weil du dann einen Abstecher in die Konditorei Ramm machen kannst, um dem schwer arbeitenden K1 ein Tablett Pflaumenkuchen mitzubringen.«
    Als Lyn das Gymnasium betrat, blieb sie einen Moment stehen und atmete die Luft auf dem menschenleeren Schulflur tief ein. Sie erinnerte an Staub und altes Papier, Schülerschweiß und Lehrertiraden.
    Vor Lyns innerem Auge erschien ihre alte Musiklehrerin. Mit ausladenden Hüften kam sie über den Flur gewackelt, die Noten von »Peter und der Wolf« unter den Arm geklemmt. Konnte es sein, dass die Oboe mit ihrem Entenquäken noch von den alten Wänden widerhallte? In Erinnerungen schwelgend ging Lyn weiter. Der vertonte »Erlkönig« fiel ihr ein. Ein weiteres Lieblingsstück der Lehrerin. Unendlich viele Male hatte Franz Schubert im Musikraum den Vater auf seinem Gaul in den Hof galoppieren lassen. Der grässliche Vater, der die Ängste seines Kindes viel zu spät wahrgenommen hatte.
    Lyn war guter Dinge, als Frau Dr.   Mühling-Hübner sie begrüßte und auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch wies.
    »Frau Harms, ich hätte diese Angelegenheit natürlich auch der Klassenlehrerin Ihrer Tochter überlassen können,
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