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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug
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Hut. Aber dann ist Franzi, meine Frau, schwer an Krebs erkrankt, und niemand konnte ihr helfen. Wir alle haben unter dieser Situation gelitten, am meisten aber meine Tochter Linda. Sie ist in der Schule abgesackt und hat sich Nacht für Nacht in den Schlaf geweint.«
    Nanu, was war das denn jetzt? Ede erzählte aus seiner Vergangenheit? Und sogar das Wort »Kriminalität« war gefallen. Tom fragte sich, ob sein Freund nun auf seine Zeit als Knasti in Santa Fu zu sprechen kommen würde.
    »Um mich um Franzi und Linda kümmern zu können, habe ich mich auf halbe Tage setzen lassen«, fuhr Ede fort. »Aber von da an wurde das Geld knapp. Trotzdem habe ich mich nach Behandlungen und neuen Medikamenten umgehört, schließlich wollte ich meiner Frau helfen. Irgendwann habe ich von einer neuen Methode in Amerika gehört und mich um einen Therapieplatz für Franzi bemüht. Obwohl ich einen der wenigen begehrten Plätze bekommen habe, hat die Krankenkasse knallhart abgelehnt – weil die Methode bei uns noch nicht anerkannt war. Eigene Mittel hatte ich aber nicht. Mein Traum vom Familienglück ist zerplatzt wie eine Seifenblase. Aus Frust bin ich ab und zu in meine Kneipe und habe mich volllaufen lassen, um wenigstens für ein paar Stunden das ganze Elend zu Hause vergessen zu können.«
    Ede unterbrach seine Erzählung, saß stumm und zusammengesunken auf der Bank und stierte in die Dunkelheit. Immer noch quakten die Frösche, von Enten und Blässhühnern war dagegen nichts mehr zu hören. Ede reiste anscheinend in Gedanken in die Vergangenheit zurück, denn er schwieg lange Zeit. Mit einem kleinen Schnabelstüber munterte Tom ihn auf, weiterzusprechen. Obwohl sie so manche Stunde gemeinsam vor dem Fernseher verbracht hatten, wusste Tom nicht wirklich viel über den Flügellosen und war neugierig auf seine Geschichte.
    »Eines Abends hat sich in der Kneipe ein junger Mann zu mir gesetzt. Er heiße Mario und wolle mir ein Angebot machen, mit dem ich all meine Probleme auf einen Schlag los wäre – denn dass ich Probleme hätte, das sehe er sofort. Sein Vorschlag: ein Banküberfall. Sein Kumpel war bei einer Verkehrskontrolle geschnappt worden, und aus dem Grund war er auf der Suche nach einem neuen Partner. Der Coup sollte schon am nächsten Tag stattfinden und war bereits bis ins Detail geplant. Deshalb wollte er die Aktion auch auf jeden Fall durchziehen. Ich müsste mich sofort entscheiden, hat er gesagt, denn wenn ich kein Interesse hätte, müsste er sich nach einem anderen Partner umsehen. Zuerst wollte ich nicht, doch die Aussicht, Franzi endlich helfen zu können, war einfach zu verlockend. Das war unsere Chance. Aus purer Verzweiflung habe ich dann ja gesagt.«
    Banküberfall?!
Ede hatte bei einem Banküberfall mitgemacht? Da war er ja schon der Zweite hier auf dem Campingplatz! Tom traute seinen Ohren nicht. Hatte Ede etwa wegen eines Banküberfalls »gesessen«?
    Ede seufzte unendlich schwer, kramte in seiner Hosentasche nach einem Taschentuch und schnäuzte sich die Nase. Verschämt fuhr er mit dem Tuch über seine glasigen Augen.
    »Kaum aber standen wir maskiert und bewaffnet in der Bank, ist mir bewusst geworden, wie verkehrt das alles war. Ich wollte wieder raus, doch es gab kein Zurück. Mario hatte eiskalt, und ohne mit der Wimper zu zucken, auf den Filialleiter geschossen, als der versucht hat, uns zum Aufgeben zu bewegen.«
    Das war ja realer als jeder Tatort. Ede hatte an einem Überfall mit Schusswaffengebrauch mitgemacht und war ein richtig schwerer Junge. Obwohl, wenn Tom den Rentner so betrachtete, sah er nicht gerade wie ein Jesse James aus.
    »Die Geiseln waren voller Panik«, fuhr Ede mit gebrochener Stimme fort, »sie haben gar nicht mitbekommen, wer letztendlich von uns geschossen hatte. So war es für Mario ganz einfach, mir die Sache in die Schuhe zu schieben. Immer wieder hat er geschrien, dass ich geschossen hätte. Alle konnten es hören. Um nicht doch noch jemanden zu verletzen, habe ich meine Pistole schließlich fallen lassen. Das war jedoch der größte Fehler, den ich machen konnte. Mario hat meine Waffe an sich genommen und damit den Beweis, dass ich nicht geschossen hatte.«
    Ede schüttelte den Kopf, als könne er immer noch nicht verstehen, wie er sich auf so eine Sache hatte einlassen können. Tränen glänzten auf seinen Wangen. Er schniefte leise.
    »Kurzum, wir sind trotz des Schusses ohne weitere Probleme und mit reichlich Schotter aus der Bank raus. Niemand hat sich uns in
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