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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug
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zur Ordnung rief. Das Letzte, was er sah, waren vier lange Hosenbeine, die auf ihn zueilten.

27
    Zufrieden überflog Tom in einer weiten Schleife den tiefblauen See. Unter sich sanfte Ufer, grüne Lichtungen, unzählige Wohnwagen und Boote. Sein Zuhause. Nichts hatte sich geändert und doch, etwas war anders. Wenige Tage waren erst vergangen, seit Tom in die kalten, starren Augen von Neptunus geblickt hatte. Ein kurzer Zeitraum nur, der es aber in sich gehabt hatte und sich anfühlte, als sei eine kleine Ewigkeit vergangen. Eine Ewigkeit, in der er sich verändert hatte, reifer und auch erwachsener geworden war.
    Nach und nach drosselte Tom sein Tempo, steuerte einen ruhigen Platz in der Nähe des Ufers an und machte sich zur Landung bereit. Dazu flog er eine kleine Schleife und verringerte die Höhe. Schließlich fuhr er sein Fahrwerk aus, spreizte die Zehen und setzte sanft auf dem Wasser auf. Wohlig wackelte er mit seinem Hinterteil einige Wasserperlen aus dem Gefieder und faltete seine Flügel auf dem Rücken zusammen.
    Wieder hier auf dem See zu sein war großes Glück, denn hätten Lotte und die Kommissare nicht so beherzt eingegriffen, wäre er sicher nicht mehr zu retten gewesen. Rio hatte ihm die ganze Geschichte nach seiner Genesung erzählt. Lotte war herbeigerannt, hatte Balu zur Ordnung gerufen und Siggi mit ihm nach Hause geschickt. Vorher hatte Siggi sie aber anscheinend noch auf den verletzten Kormoran aufmerksam gemacht, der wie ein zerfleddertes Häufchen Elend vor dem unbewohnten Wohnwagen lag. Sie hatte Jupp, dem eine Untersuchungshaft erspart geblieben war, und Kommissar Reiners dazu eingeteilt, sich um den Kormoran zu kümmern. Rio hatte sich zwar erst noch mit ein paar Schnabelhieben zur Wehr gesetzt, aber dann hatten ihn die Kräfte verlassen und er hatte aufgeben müssen.
    Während Reiners und Jupp mit Rio beschäftigt waren, kümmerten sich Lotte und Hump um Tom – und entdeckten dabei das Giftfläschchen in seinem Schnabel. Hump wusste sofort, um was es sich bei dem Fläschchen handelte, schließlich sprach der aufgedruckte Totenkopf für sich.
    »Die beiden Vögel müssen in eine Tierklinik«, hatte Lotte festgestellt, als Reiners und Jupp mit Rio auf dem Arm zu ihnen herüberkamen.
    »Das übernehmen wir«, hatte Hump sofort gesagt. »Wir müssen sowieso in die Stadt fahren.«
    In der Klinik wurden die beiden Freunde einige Tage lang versorgt und wieder aufgepäppelt. Winzige Spuren des Zyankalis am Schraubverschluss des Fläschchens waren über Toms Schnabel in seinen Körper gelangt und hatten ihn vergiftet. Glücklicherweise nicht lebensgefährlich, da die Flügellosen so beherzt eingegriffen hatten. Ihm wurde in der Klinik sofort ein Gegenmittel injiziert, wodurch ein Teil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin so umgewandelt wurde, dass er das Zyanid chemisch binden und damit unschädlich machen konnte. Und so wurde Tom gerettet.
    Rios Flügel war angebrochen und war deshalb mit einer Schiene ruhiggestellt und verstärkt worden. Die leichten Schürfwunden hatte man desinfiziert und mit Heilsalbe bestrichen. Den Rest würde die bald einsetzende Mauser besorgen, die sein löchriges Federkleid binnen weniger Wochen wieder in Ordnung bringen würde. Nichts würde dann mehr auf das tollkühne Abenteuer hinweisen, das er erlebt hatte.
    Erstaunt war Tom über den Besuch der Kommissare, die jeden Tag bei ihnen vorbeischauten. Noch mehr wunderte er sich aber, als sich Hump dabei einmal zu ihm hinunterkniete, mit einer Hand über sein Federkleid strich und tatsächlich sagte: »Auch wenn du uns nicht verstehst, möchten wir uns trotzdem bei dir bedanken. Nur durch deinen Fund haben wir einen Mord auf dem Campingplatz lösen können.«
    Schade, dass selbst flügellose Kriminalisten partout nicht begreifen wollten, dass die Gefiederten ihre Sprache sehr wohl verstanden.
    »Wir haben Fingerabdrücke von Luzie, der Mörderin, und von ihrem toten Geliebten an dem Fläschchen gefunden«, hatte Hump noch hinzugefügt und dann zu Reiners rübergeraunt: »Jetzt bedanke ich mich schon bei einer Gans. Hättest du dir so was jemals vorstellen können, Konny?« Seine Besorgnis um den eigenen Geisteszustand war deutlich an seiner Stimme zu erkennen. »Aber auch wenn es uns seltsam vorkommt, ich bin fast davon überzeugt, dass sie mehr versteht, als wir beide ahnen. Mein Gott, wenn Neuner wüsste, dass wir das entscheidende Beweisstück von ihr haben …« Hump hatte abrupt abgebrochen und sich mit
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