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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug
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Geisterhand geführt seine Nackenfedern auf. Tom beschlich das ungute Gefühl, nicht mehr alleine zu sein. Angespannt schaute er sich um und lauschte. War da irgendwer?
    Blätter raschelten, Kies knirschte leise. Jemand atmete, kam näher. Ein Schatten verdunkelte den schmalen Spalt zum Wohnwageneingang.
    Wer trieb sich da draußen herum? Luzie? War sie schon wieder zurück? Oder war es der ewig kläffende Balu? Aber hier bellte niemand. Hier war es totenstill – bis auf dieses unheimliche Atmen.
    Wieder raschelte es, der Schatten bewegte sich weiter auf ihn zu, kam immer näher. Tom konnte ihn förmlich bis auf die Gänsehaut spüren. Dann hörte er eine bedrohliche, ihm wohlbekannte Stimme:
    »Hab ich dich endlich gefunden, du Schnüffler!«

26
    Bedrohlich kam der Schatten näher. Toms Hinterteil wackelte wie ein Lämmerschwanz, während er wie gebannt auf den dunklen Umriss starrte.
    »Gleich hab ich dich«, drohte Luzies Stimme.
    Die Erkenntnis, dass Luzie zurückgekehrt war, ohne dass er es bemerkt hatte, raubte Tom fast den Atem. Sein Blut pochte in den Ohren, und seine Schnabelhälften klebten förmlich aufeinander. Um Hilfe schreien – unmöglich.
    »Los, komm raus! Ich weiß genau, dass du da drunter bist.«
    Tom bewegte sich keinen Millimeter. Freiwillig würde er sich nicht in die Hand einer Flügellosen begeben, die wusste, wie man mit Zyankali umging. Da musste sie schon selbst unter den Wohnwagen kriechen und ihn holen. Luzie und er gemeinsam unter dem niedrigen Caravan. Das wäre fast so etwas wie Chancengleichheit.
    Wieder raschelte es, der Schatten bewegte sich weiter auf ihn zu. »Komm raus, du Gans! Ich krieg dich sowieso!«
    War das wirklich Luzies Stimme? Trotz seiner Angst fand Tom, dass sich Luzies Stimme jetzt irgendwie fremd anhörte. Aber egal, wer da vor dem Wohnwagen war – derjenige war gekommen, um ihn zu holen, so viel war klar. Warum hatte er sich bloß so sehr in die Suche nach dem Gift gestürzt und dabei seine eigene Sicherheit völlig außer Acht gelassen. Böser, böser Fehler.
    Mit einem Mal schepperte es. Ein Teil von Luzies Plunder geriet ins Rutschen und verursachte dabei eine riesige Staubwolke. Während Tom ein ängstliches Tröten ausstieß, vermischte sich das Poltern mit lautem Fluchen.
    »So ein Pinguinmist. Der Klumpatsch verdirbt mir noch die ganze Aktion!«, krächzte die Stimme, die sich nun so gar nicht mehr nach Luzie anhörte. Dann herrschte einen Moment Stille.
    »Riffler? Bist du das?«, fragte Tom in die unheimliche Ruhe hinein. Er hatte das Krächzen trotz des drohenden Nervenzusammenbruchs erkannt.
    »Na klar, wer denn sonst?«, sagte der Riffler und trat hinter dem Gerümpel hervor.
    »Sag mal spinnst du, oder was soll der Quatsch?! Wegen dir ist mir fast das Herz stehen geblieben.«
    »Sorry – ich konnte einfach nicht widerstehen. Ich habe dich schon eine ganze Weile beobachtet. Und da hat es mich einfach in den Federspitzen gejuckt.«
    »Aber du hast dich wie Luzie angehört. Ich habe gedacht, mein letztes Stündchen hätte geschlagen.«
    »Wir Rabenvögel sind nicht nur ein lustiges, sondern auch ein cleveres Völkchen. Wir können Stimmen imitieren, nicht nur die von Artgenossen. So einen Spaß kann ich mir doch nicht entgehen lassen – und du hast auch so wunderbar mitgespielt.« Der Riffler amüsierte sich köstlich.
    »Ich bin auf der Suche nach Neptunus’ Mörder, bringe mich in Gefahr – und du machst Späße mit mir. Hast du sie eigentlich noch alle??«
    »Ist ja schon gut, war doch nur ein Streich. Was kann ich denn dafür, dass du keinen Spaß verträgst?« Der Riffler schaute Tom etwas beleidigt an. Während er sein Gefieder von Staub befreite, meinte er versöhnlich: »Kann ich es wiedergutmachen? Kann ich dir bei irgendwas helfen?«
    Tom überlegte einen Moment und nickte dann. »Ja, ich könnte Hilfe gebrauchen. Mein Matula ist zurzeit an der Frittenbude – ähm, ich meine beim fischen.«
    »Dein Matula?«
    »Vergiss es. War ein Insiderwitz.«
    Ohne weiter auf seinen Matula einzugehen, erklärte Tom seinem neuen Assistenten, wonach er suchen sollte: irgendetwas, das so roch, wie der tote Neptunus schmeckte.
    »Und diese Luzie soll das hier versteckt haben?«, vergewisserte sich der Riffler. »Ich frage nur, weil ich sie vor ein paar Tagen mal unter dem leeren Nachbarwohnwagen habe hervorkriechen sehen. Vielleicht ist das Zeug ja da drüben?«
    »Wie bitte? Und das sagst du erst jetzt?!«
    »Erstens konnte ich nicht ahnen,
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