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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug
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den Weg gestellt. Ich war geschockt und gleichzeitig unendlich erleichtert. Ich wähnte mich schon fast am Ziel meiner Träume. Abends haben wir uns wie verabredet in einer Absteige getroffen, um die Beute zu teilen. Mario war schon da und hatte zwei große Stapel Geld vor sich auf dem Tisch aufgebaut. Ich war mir sicher, einer dieser Stapel würde meiner Franzi das Lachen wiedergeben. Mario hat mir ein Bier angeboten, ist aufgestanden – und hat mir von hinten eine über die Rübe gezogen. Eine Stunde später hat mich die Polizei aus meiner Bewusstlosigkeit geweckt und verhaftet. Durch einen anonymen Hinweis hatten sie mich, einen kleinen Teil der Beute und die Tatwaffe gefunden. Für Polizei und Staatsanwaltschaft war der Fall klar, ich bin verknackt worden. Mario hatte mich reingelegt – und ich, ich konnte nichts machen.«
    »So eine Sauerei!«, schnatterte Tom empört dazwischen. »Wenn ich den in die Flügel kriege!«
    »Alles ist an mir hängengeblieben«, erzählte Ede weiter, ohne sich um Toms Entrüstung zu kümmern. »Ich kannte weder Marios vollständigen Namen, noch wusste ich irgendetwas über ihn. Was hätte ich auch erzählen sollen, ich kannte ihn ja nur ein paar Stunden.« Er streckte seinen Arm aus und hielt Tom die Hand hin. »Schau, diese drei Punkte hier, die habe ich aus dem Knast. Die stehen für: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Das bekommen nur standhafte Knackis, die ihre Mittäter nicht verraten. Dass ich Mario gar nicht verraten konnte, habe ich natürlich niemandem auf die Nase gebunden. Sonst hätte ich ja zugeben müssen, dass er mich wie einen Frischling über den Tisch gezogen hat. So einen Fehler gibt man im Knast besser nicht zu. Wer hätte da noch Respekt vor mir gehabt?«
    Jetzt wusste Tom, was es mit der Tätowierung auf sich hatte. »Das wäre ein Fall für Matula gewesen«, schnatterte er aufgebracht. »Der hätte diesen Mario ausfindig gemacht – und Dr. Lessing hätte dann auf mildernde Umstände plädieren können.«
    »Einem überlasteten Grünschnabel von Anwalt habe ich dreizehneinhalb Jahre zu verdanken. Ich bin knapp an lebenslänglich vorbeigeschrammt, weil der Filialleiter mit Müh und Not überlebt hat. Er war der Einzige, der meine Unschuld hätte beweisen können, doch er konnte sich nicht mehr an den Überfall erinnern.«
    Tom kaute nun still auf dem letzten Stückchen Brot herum, so nahe ging ihm Edes Geschichte. Gespannt hörte er den weiteren Schilderungen seines Freundes zu.
    »Nach meiner Haftentlassung bin ich ein wenig herumgetingelt und schließlich auf diesem Campingplatz hier gelandet. Hier, habe ich gedacht, könnte ich neu anfangen und alles vergessen. Vergessen, dass mich meine Tochter hasst, weil ich sie und ihre Mutter im Stich gelassen habe. Vergessen, dass ich meine Frau nicht wiedergesehen habe, weil sie noch während meiner Untersuchungshaft in einem Hospiz gestorben ist.« Beschämt wischte Ede sich mit dem feuchten Tuch wieder die Augenwinkel. »Und ausgerechnet hier, wo ich endlich heimisch werden und meine Vergangenheit begraben wollte, habe ich ihn wiedergetroffen – den Typ, der mir das alles eingebrockt hat, nur dass er sich hier nicht Mario nannte, sondern Bernd Stegner.«
    Luzies Bernie?!
Tom war fassungslos. Dann war also Bernds Banküberfall derselbe wie Edes. Und Ede war der Komplize gewesen, den Bernd eiskalt im Gefängnis hatte verrotten lassen. Toms Hinterteil wackelte vor Aufregung. Bernd hatte Ede reingelegt! Dieser miese Aasgeier!
    »Als Mario, äh, Bernd plötzlich wegen seiner Gasdruckabnahme bei mir aufgetaucht ist, habe ich ihn das erste Mal von nahem gesehen und gleich erkannt. Ich war wie vom Donner gerührt. Er selbst schien mich nicht erkannt zu haben, immerhin sind fünfzehn Jahre ’ne lange Zeit und ich hatte früher auch keine grauen Haare und keinen Bart. Ede haben sie mich auch erst im Knast genannt, eigentlich heiße ich ja Eduard, wie du weißt.« Ede räusperte sich und blickte zunächst wieder ein paarmal nach links und rechts, bevor er fortfuhr: »Ich wollte den Job natürlich nicht machen, aber Bernd hat nicht lockergelassen und ich wollte kein großes Gespräch anfangen, also habe ich zugesagt. Doch am nächsten Tag habe ich es schnell bereut, denn ich hatte mehr Angst, von ihm erkannt zu werden, als ich geglaubt hatte. Vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet, aber manchmal schien es, als sehe er mich ganz seltsam an. Hätte er mich erkannt, wäre mein Leben keinen Pfifferling
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